Praxis
Pocket-Drumkit?
Es ist Roland nicht zu verübeln, dass der erstmalige Aufbau des Sets ein wenig Zeit in Anspruch nimmt, denn das liegt in der Natur der Dinge. Das TD-4KP kommt mit einer anschaulichen Bedienungsanleitung, sodass kein Studiengang notwendig ist, um alles an die richtige Stelle zu stecken, auszurichten, zu arretieren und dergleichen. Ich muss jedoch gestehen, dass ich für ein wenig mehr Flexibilität sehr dankbar gewesen wäre. So würde ich die Hi-Hat gerne noch weiter links von mir platzieren, ohne gleichzeitig die Position der linken Tom zu verändern, auch meine gewünschten Ridebecken-Positionen sind gänzlich andere. Portabilität geht nun mal auf Kosten von Flexibilität. Es ist natürlich nicht davon auszugehen, dass man fortan wie der Kollege mit der Querflöte immer schön mit Bus und Bahn sein Instrument zur Probe transportiert – schließlich reden wir hier nach wie vor über ein Schlagzeug! Doch immerhin schafft man es, die zusätzliche Investition in eine Tasche (z.B. Roland CB-TDP) einmal vorausgesetzt, mit einem Gang das ganze Gelöt zum Auto zu transportieren und bei kurzen Fußwegen vielleicht sogar tatsächlich mal mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. Ein nicht zu verachtender Vorteil der auf Transportabilität optimierten Hardware ist übrigens, dass sich das Roland TD-4KP flugs zusammenklappen und platzsparend beiseiteschieben lässt. Welches E- oder gar A-Drumkit kann das schon von sich behaupten?
Snarewert-Mehrwert?
Zunächst einmal ganz generell: Natürlich lohnt es sich, ein Gewebefell- statt eines Gummipads zu verwenden. Dies alleine rechtfertigt meiner Ansicht nach fast schon den Aufpreis von 200 Euro (beim Ladenpreis) gegenüber dem Standard, denn besonders auf der häufig gespielten Snareposition ist dadurch viel präziseres und natürlicheres Spiel möglich. Ob man nun das TD-4KP als Zusatzmöglichkeit nutzt, um in den eigenen vier Wänden spielen zu können oder in Ermangelung eines echten Drumkits (oder der notwendigen Aufstell- und Herumlärm-Möglichkeit) als Substitut nutzt: Als Snarepad ist ein Mesh-Head didaktisch nicht nur netter Luxus, sondern sehr anzuraten. Spielt man auf dem PDX-6, ist es wie immer auf den Gewebefellen von Roland: Das Spielgefühl ist erstaunlich gut, das Mesh ist vom Spielgefühl her für ein E-Drum-Pad wirklich vorbildlich.
Mehr geht nicht… leider!
Ein Set wie das Roland TD-4KP ist auf “Festkonfiguration” optimiert. Natürlich wäre es möglich, alle Gummipads mit Gewebefell-Pads umzurüsten, doch dann greift man besser direkt in die nächsthöhere Liga der E-Drums. Installiert man aber das Snare-Pad, hat man eine Spielfläche “übrig” – denn diese lässt sich nicht zusätzlich anschließen. Das gilt leider auch für Beckenpads: Wie gerne würden viele User die Standard-Kombination aus zwei Crashes und einem Ride spielen? Zwar ließe sich das mittlere Tom demontieren und an dessen Stelle mit zusätzlichem Halter und etwas Fummelei ein weiteres Beckenpad anschließen (und im Soundmodul auch konfigurieren), doch ist man schon aufgrund der konfektionierten Kabelpeitsche ein wenig eingeschränkt.
Für Einsteiger und zum “Zocken” bietet das Modul genug
Ein wenig mehr Eingriffsmöglichkeiten auf die Kitkonfiguration hätten mir sehr gefallen, wenngleich natürlich die wichtigsten Parameter vorhanden sind. Die Gesamtzahl verfügbarer Samples ist zwar recht gering, doch lassen sich über Muffling und Pitch eine Vielzahl verschiedener Klänge erzielen. Eine umfangreichere Parametersteuerung hätte ja auch automatisch zur Folge, dass die Bedienung komplizierter werden würde. Genau hier liegt die Stärke des TD-4, die sinnbildlich für das gesamte Set ist: Wirklich jeder kann sich an das Set setzen und loslegen – fast wie bei einem akustischen Schlagzeug. Recht angenehm ist, dass der begrenzte Speicher nicht mit Gimmick-Sounds zugemüllt wurde, sondern in erster Linie mit akustischen Samples, von denen man häufiger Gebrauch machen will. Sogar Besen-Kits finden sich darunter! Die wenigen Elektro-, Effekt- und Percussionsounds sind glücklicherweise nicht allzu albern, doch weiß jeder, der sich mit dieser Art von Musik beschäftigt, dass es vor allem das Schrauben an den kleinsten Kleinigkeiten der Drumsounds ist, das elektronische Beats oftmals erst interessant werden lässt. Die rühmlichen Ausnahmen davon sind Klassiker-Sounds, bei denen sich Roland teilweise in der eigenen Firmengeschichte bedienen kann – besonders bei den Legenden TR-808 und TR-909.
Für dich ausgesucht
Viel würde viel helfen!
Die Beckensounds klingen angenehm komplex – hier wurde bei der Erstellung des Soundsets sauber gearbeitet. Ein etwas größerer Speicher wäre dennoch sinnvoll gewesen, denn es ist schon auffällig, wie stark bei repetitiv gespielten Sounds der Machinegun-Effect zum Vorschein kommt. Ebenfalls ein Speicherfresser (aber zweifelsohne sehr zuträglich, dem Ziel, ein authentisch klingendes Akustikset anbieten zu können, etwas näher zu kommen) wäre neben der Verwendung von zufällig umgeschalteten Alternativ-Samples eine Erhöhung der Anzahl verwendeter Einzelsamples: Je geringer der Velocitybereich für ein einzelnes Sample, desto seltener wird bei zwei aufeinanderfolgenden Schlägen genau das gleiche benutzt und desto feiner lässt sich die Spieldynamik dosieren – schließlich ändert sich ein Schlagzeugsound nicht nur im Pegel, wenn fester angeschlagen wird, sondern besonders im Spektrum und im Zeitverlauf.
Reverb: Von krzm Hll bis zur groooßeen Kathedraaleeeee…
Es sind zwar nur neun verschiedene Ambience-Programme, die sich auf das Kit legen lassen, doch sind diese mit Bedacht gewählt und gut konfiguriert. Selbst mit langen Fahnen schafft man es kaum, den Sound total zu verwaschen, die Erstreflektionen lassen genug Zeit, um den Attack durchkommen zu lassen. Die sehr kurzen Programme färben schön und verleihen Sparkle, drücken aber auch nicht zu sehr ihren Stempel auf. Die Dichte könnte bei den kurzen Programmen etwas höher sein, aber wahrscheinlich muss das TD-4-Modul mit seinen Ressourcen gut haushalten.
Bonusmaterial des Thomann-Bundles
Die Millenium PD-111 Pro Bassdrummaschine musste sich zunächst einen kritischen Blick von mir gefallen lassen, verrichtet ihre Arbeit aber unterm Strich sehr ordentlich. So kann man sich täuschen: Ich hätte zunächst nicht gedacht, dass sie sich so gut einstellen lässt und dabei einen recht robusten Eindruck macht. Verhältnismäßig einfacher Bauart ist der Hocker (Millenium MDTJR), doch auch dieser tut das, was von ihm erwartet wird. Die Superlux HD-651 – das sind die mitgelieferten Kopfhörer – kenne ich schon seit einem Jahr, meine Hörerfahrung mit ihnen bescheinigen zwar eine insgesamt ordentliche Performance, aber einen etwas schmalen Bass und einen leicht resonierenden Mittenbereich. Klar: Gute Kopfhörer sind eben teuer.