Roland TD-11K und TD-11KV E-Drum Set Test

Praxis

Nachdem einige andere Kits unseres großen Vergleichs bereits beinahe das Ende der Freundschaft zwischen mir und meinem Paketlieferer zur Folge hatten – der Arme muss sich jedes Mal wie eine Transportameise gefühlt haben, die das Dreifache ihres eigenen Körpergewichtes stemmen muss – haben meine Testerkollegen und ich beinahe Pippi in den Augen vor Freude über die vier kleinen Pakete, in denen beide Sets und die dazugehörigen Racks schlummern. Das soll’s schon gewesen sein? Wir fallen uns in die Arme und küssen uns eng umschlungen. Nein, Sekunde … ich bin ja erst beim Karton. Im Inneren warten gut sortiert die Pads darauf, am Rack montiert zu werden, was dann auch in Windeseile geschehen kann.

Roland_TD11K_Athmo Bild

Auspacken, antesten

Schon in den ersten Spielminuten macht sich bemerkbar, dass man im Falle des TD11 das eigene Drumming nicht erst mühsam an das Drumset anpassen muss. Im Gegensatz beispielsweise zum höherpreisigen Yamaha-Set DTX700K und insbesondere dem DTX900K oder auch dem TD30K von Roland gibt es zwar keine Möglichkeit, besonders fein und detailliert auf die Trigger-Einstellungen Einfluss zu nehmen, aber das ist auch überhaupt nicht nötig, denn es sind unter keinen Umständen Fehltrigger zu erwarten. Zum Vergleich können im folgenden Soundfile meine ersten Trommelversuche an den frisch ausgepackten Sets TD11K von Roland und DTX900K von Yamaha miteinander verglichen werden:

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Yamaha DTX900K mit Fehltriggern Roland TD11K ohne Fehltrigger

Achte beim Soundfile zum Yamaha-Kit auf die Bassdrum, die rasanten Doppelschläge sind sogenannte Fehltrigger.
Ganz im Gegenteil zum Yamaha-Kit sind die Dynamikstufen bei den TD11-Kits endlos detailliert aufgelöst, und auch die vergleichsweise hohe Anzahl an unterschiedlichen, dynamikabhängigen Sample-Sounds pro Instrument vermittelt einen relativ natürlichen Höreindruck. Man vergisst relativ schnell, dass man an einem E-Drumset sitzt und nicht an einem akustischen Schlagzeug, vorausgesetzt man besitzt gute Kopfhörer, kann den Look des Kits ausblenden und fordert die Leistung des Moduls nicht durch endlose Trommelwirbel heraus. Letztere werden bei diesem Set – wie bei allen anderen auch – nicht wirklich originalgetreu wiedergegeben.

Die Formel für Spielspaß

Die Formel für Spielspaß besteht sowohl beim TD11K als auch beim TD11KV vor allem aus einer optimalen Mischung diverser Komponenten. Die Mittelklasse der Produktpalette von Roland zeichnet sich nicht durch extreme Spezialfähigkeiten aus, enttäuscht aber auch nicht durch Unzulänglichkeiten. So ist das Modul mit insgesamt 50 Preset-Drumsets und 190 Instrumenten bestimmt nicht überfrachtet, dafür stellt diese Auswahl eine wohl durchdachte Zusammenstellung mit durchweg hochwertigen Sounds dar.

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Electro TR 808 Kit Acoustic Tight Hit Kit Acoustic Swing Jazz Kit Acoustic Studio Kit Acoustic Real Rock Kit Acoustic Poulsen Kit Acoustic Neo Funk Kit Acoustic Metal Kit Latin Percussion Kit Electro Dimension Kit

Einstellungen der Klänge, Effekte und des Ansprechverhaltens der Trigger lassen sich zwar nur sehr grob vornehmen, andererseits ist alles so optimal voreingestellt, dass vermutlich höchstens richtige Nerds eine Einschränkung ihrer E-Drum-Individualität empfinden werden. Das Plastik-, Gummi- und Stahl-Konvolut ist zwar optisch nicht so ansprechend wie das einem akustischen Drumset nachempfundene Pearl e-Pro Live, kann dafür aber leicht transportiert werden und lässt sich von einer einzigen Person einfach verstauen. Außerdem bereut man vermutlich in keiner Sekunde die Ausgabe von 850 Euro Ladenpreis, denn man bekommt beim TD11K wirklich allerhand für das investierte Geld, und auch die Mehrinvestition für das TD11KV ist vertretbar, die Aufrüstung allerdings kein Muss. Von den sonstigen Drumsets, die im mittleren Preissegment zwischen 800 Euro und 1500 Euro konkurrieren, sind viele derart unbrauchbar, dass man vermutlich bald bedauert, das Geld nicht in zehn warme Mahlzeiten im Ritz Carlton investiert zu haben. Im Gegensatz dazu dürften die Roland-Kits für reichlich Kurzweil sorgen, was nicht nur an den vorinstallierten Sounds liegt, sondern unter anderem auch an der…

Körperschall

Abgesehen von dem etwas natürlicheren Spielgefühl ist der verminderte Körperschall als wesentlicher Vorteil des TD11KV gegenüber dem TD11K zu nennen. Allerdings wird dieser erst dann wirklich deutlich, wenn man ausgiebig Tom-Grooves – und somit die wesentlich leiseren Mesh-Head-Pads – spielt. Die Snare-, Bassdrum- und Becken-Pads sind nämlich bei beiden Ausstattungsvarianten genau gleich. Es gibt aber auch Möglichkeiten, das Drumset in Bezug auf die Schallübertragung wirkungsvoll zu modifizieren. Beispielsweise lässt sich das gesamte Kit mit einem speziellen Podium vom Boden entkoppeln. Der geräuschempfindliche Nachbar wird sich dafür mit einer Flasche Sekt bedanken.

Latenz

Mit insgesamt vier Millisekunden Verzögerung zwischen dem eigentlichen Schlag und dem ausgelösten Sound gehört auch dieses Roland-Set zur Riege der Blitzstarter. Eine derart geringe Latenz ist für einen normalen Menschen nicht wahrnehmbar. Andere Mid-Range-Sets spielen sich mit Latenzen von über zehn Millisekunden Verzögerung deutlich behäbiger.

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Profilbild von cocomonkey2007

cocomonkey2007 sagt:

#1 - 09.01.2016 um 20:03 Uhr

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Vielen Dank für die tollen Tests. Vor allem die Dynamik und die Latenz werden in vielen Reviews vergessen und nur auf die Featureliste geschaut.Ich wollte nochmal auf die Beckenpads eingehen, die ja bei den beiden Austattungen TD11K und TD11KV unterschiedlich sind.
In Test (Bildüberschrift) heißt es, dass die Pads des TD11KV (CY12C und CY13R) rundherum bespielbar sind. Das ist so nicht ganz korrekt. Die sensitive Zone ist auch hier nur das Drittel, das dem Spieler zugewandt ist.
Die Becken sind deshalb rundherum gummiert um ausbalanciert zu sein. Durch die natürlichere Massenverteilung schwingen die Becken realistischer, was gerade für das Ride-Bechen ein besseres Spielverhalten bringt. Außderdem ist das CY13R ein drei-Zonen Pad (zusäzlicher Sensor für die Glocke), im Gegensatz zum CY8, das mit dem TD11K ausgeliefert wird und nur ein zwei-Zonen Pad ist.Ich hatte damals den Vorgänger des TD11, das TD4. Die Pads der beiden Austattungsvarianten TD4K2 und TD4KX2 waren idenisch zu TD11K bzw. TD11KV, nur das Soundmodul ist ein anderes. Ich habe mich damals für die kleine Ausstattungsvariante entschieden und das erste, was ich ausgetauscht habe, war das Ride-Becken-Pad (CY8 gegen CY13R). Ich fand es hat den Realismus des Spiels enorm erhöht. Auch die Sensitiviät des CY13R ist merklich besser als die des CY8.Natürlich spielen sich die Mesh-Heads des TD11KV besser als die Gummi-Pads des TD11K, aber die sind ein sehr guter Kompromiss und haben ein prima Rebound-Verhalten. Für mich sind es die besseren Beckenpads, weshalb ich zu der höherwertigen Ausstattungsvariante greifen würde.

    Profilbild von bonedo Chris

    bonedo Chris sagt:

    #1.1 - 10.01.2016 um 09:44 Uhr

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    Hi cocomonkey2007, vielen Dank für deine Ergänzungen zu den TD-11 Becken. Ich kann mich erinnern, dass ich deshalb im direkten Vergleich die Becken des Yamaha DTX532 / 562 besser fand. Viel Spaß weiterhin auf bonedo. Schöne Grüße, Chris

    Antwort auf #1 von cocomonkey2007

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