Praxis
Solide Sounds und durchdachte Bedienung!
Eins steht schon kurz nach dem Auspacken und Anschließen fest: Das TM-6 Pro macht Spaß und ist einfach zu bedienen. Roland Deutschland hat dem Testgerät freundlicherweise fünf Trigger beigelegt, nach deren Montage es direkt losgehen kann. Wer nicht über ein Interface oder eine Anlage verfügt, braucht – neben den Triggern oder Pads – nur noch Kopfhörer, und schon kann es losgehen. Eines gilt es jedoch vorab zu checken, nämlich die Trigger-Einstellungen. Über den „Trig“-Knopf lassen sich Presets für unterschiedliche (Roland-) Trigger-Modelle laden, was insbesondere dann nötig ist, wenn ihr beispielsweise eure Toms triggern möchtet. Mit dem falschen Preset kommt es sonst zu Fehltriggern. Im Einsatz verhält sich das Testgerät im Grunde wie ein herkömmliches E-Drum-Modul. Ein Unterschied fällt jedoch sofort auf, nämlich die Soundqualität. Roland wurde oft für die altbekannten, immer wieder verwendeten Sounds kritisiert, die ein Roland-Gerät eben sofort als solches identifizierbar machten. Das ist hier anders, der Aufwand, der bei der Erstellung betrieben wurde, hat sich gelohnt.
In Anbetracht der Ausrichtung des Gerätes als komplementäre Sound-Quelle zu einem akustischen Kit kommen mir vor allem die kreativen, elektronischen One Shot Sounds sehr sinnvoll vor. Diese sind natürlich nicht darauf ausgerichtet, besonders dynamisch gespielt zu werden, wer sich aber ein bisschen mit der Integration der Sounds ins akustische Setup beschäftigt, wird mit teilweise grandiosen Sound-Welten belohnt, die eben tatsächlich niemand anders hat.
Der schnelle Zugriff auf Lautstärke und Effektparameter über die drei Endlosregler ist zudem sehr bedienerfreundlich, denn man gelangt schnell zu guten Ergebnissen. Das berüchtigte „Menütauchen“ wird durch die Bedienarchitektur effektiv vom kreativen Spielprozess fern gehalten. Sehr gut gefällt mir, wie der eigene, akustische Drumsound schnell aufgewertet werden kann, ohne dass es direkt nach Sample klingt. Dazu nimmt man sich einfach eine der Werks-Snaredrums, legt sie auf den Snaretrigger und addiert etwas Reverb über den Decay-Regler. Oder man möchte den Anschlag etwas durchsetzungsfähiger gestalten, hier reicht ein Dreh an den Transientenreglern. Anschließend wird die Lautstärke angepasst, und schon erklingt der akustische Drumsound entweder dezent aufgewertet oder brachial verfremdet. Die Möglichkeiten sind wirklich sehr umfangreich, spätestens der sinnvolle Einsatz der vielen Multieffekte erfordert dann aber eine eingehendere Beschäftigung mit der Wirkungsweise von Audio-Parametern.
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Mehr InformationenEs gibt aber auch kleine Schattenseiten. So ist das Display im Einsatz oft nicht sehr gut ablesbar, besonders dann, wenn keine direkte Draufsicht möglich ist. Nicht optimal ist auch, dass die Tastenkombination „Trig Lock“ nur reagiert, wenn man beide Knöpfe exakt gleichzeitig drückt. Hängt das Modul etwas weiter weg, ist es schwierig, das auf Anhieb hin zu bekommen. Hier sollte das Modul etwas toleranter reagieren, sonst findet man sich im Eifer des Live-Gefechts unversehens in den Trigger-Einstellungen wieder. Ich habe euch einige Soundfiles aufgenommen, im ersten hört ihr mein akustisches Kit nur mit Mikrofonen abgenommen, danach jeweils das TM-6 Pro-Signal solo und anschließend im Kontext mit meinen Mikrosignalen. In den beiden Videos könnt ihr weitere Kombinationen sowie die Wirkungsweise einiger Effekte hören.
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Import-Export
Alleine aufgrund der Auswahl kommt man mit den internen Samples schon sehr weit, viele Drummer können aber auf bestimmte Originalsounds nicht verzichten, sei es, weil sie zum künstlerischen Repertoire der eigenen Band gehören oder weil in der Coverband nun einmal möglichst originalgetreu gearbeitet werden soll. Das Import-Prozedere funktioniert auch in der Praxis sehr einfach. Man kopiert die entsprechenden Sounds vom Rechner auf eine SD-Karte, steckt diese in den dafür vorgesehenen Slot am TM-6 Pro, drückt die Taste „User Sample“ und bekommt die enthaltenen Samples auf dem Display angezeigt. Anschließend wählt man aus, wohin die Sounds importiert werden sollen. Ich habe für meine Sounds die freien Speicherplätze ab 501 gewählt (bis 500 sind die Plätze durch Werks-Samples belegt), man kann aber auch die Werks-Sounds überschreiben. Wer diese trotzdem behalten möchte, speichert sie einfach als Backup auf der SD-Karte, beziehungsweise auf dem Rechner.
Der USB-Treiber macht das TM-6 Pro zum Interface
Nach der Installation des sogenannten „Vendor“-Treibers mache ich mich ans Inspizieren der zusätzlichen USB-Funktionen. Es stellt sich heraus, dass das TM-6 Pro auch als Audio-Interface eine gute Figur macht. Es spielt Musik vom Computer ab und ist in der Lage, die acht physikalischen Ausgänge nicht nur beliebig zu routen, sondern auch deren Output Gain zu bestimmen. Damit wird es möglich, die Padsounds nicht nur getrennt voneinander in einer DAW zu mischen, sondern auch an ganz unterschiedliche Geräte im Studio weiter zu leiten und zu bearbeiten. Das sogenannte Gainstaging wird dann besonders wichtig, eine Pegelanzeige für die einzelnen Input- und Output-Kanäle ist ebenfalls an Bord. Spätestens hier würde ich mir allerdings ein größeres und vielleicht sogar farbiges Display wünschen.