Praxis
The Sound! OMG, the Sound!
Das Wichtigste an einer Dummachine sind allerdings die Sounds und ihre Parameter. Den meisten dürften sie bekannt sein, deshalb hier die Aufführung in Listen-Form.
Allerdings kommen auch noch ein paar „versteckte“ Funktion hinzu, welche es so am Orignal natürlich nicht gab, manche aber eventuell von der TR-8 kennen. Diese haben wir in Klammern geschrieben.
- Kick: Tune, Level, Attack, Decay, (Compression), (Gain)
- Snare: Tune, Level, Tone, Snappy, (Compression), (Gain)
- Low Tom: Tune, Level, Decay, (Gain)
- Mid Tom: Tune, Level, Decay, (Gain)
- Hi Tom: Tune, Level, Decay, (Gain)
- Rim: Level, (Tune), (Decay), (Gain)
- Clap: Level, (Tune), (Decay), (Gain)
- Hi Hat: Level, Closed Hat Decay, Open Hat Decay, (Tune), (Decay), (Gain)
- Cymbal: Crash Level, Crash Tune, Ride Level, Ride Tune, (Decay), (Gain)
Eine Besonderheit, die es in der 909 natürlich nicht gab, ist der Compressor, welcher sich mit einem Wert von 0 bis 100 auf Snare und Bassdrum unabhängig voneinander anwenden lässt. Dieses kleine Extra gefällt mir zwar gut – warum man ihm aber nicht auch gleich einen eigenen Regler spendiert hat, bleibt fraglich. Hier nun ein kleines Video, was die verschiedenen Parameter in Action zeigen soll.
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Mehr InformationenFeal me
Die Haptik der Roland TR-09 ist grundsätzlich sehr gut. Allerdings ergeben sich aufgrund der Größe schon ein Paar Bedienungsprobleme. Gerade für Leute mit dickeren Fingern und Grobmotorik. Die Potis stehen viel zu eng und sind auch relativ glatt, was sie mit schwitzigen Fingern (Club!) schwer bedienbar macht. Auch die kleinen Step-Taster lassen sich natürlich im Live-Play-Modus nicht so schön spielen, wie fetten Tasten der Original 909.
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TR-09 vs. TR-909 vs. TR-8
Das Remake zu seinem Original und dem vorherigen Remake zu vergleichen ist in diesem Fall ebenso wichtig wie interessant. Vorweg lässt sich sagen: Ja, alle drei Maschinen klingen unterschiedlich. Alle drei Maschinen sind unterschiedlich. Nein, die TR-09 klingt nicht wie das Original. Ja, Original bleibt Original, und wer es sich leisten kann, kauft das Original. Finanziell ist das aber nicht für jeden möglich.
Doch bevor wir nun mit der audiophilen Erbsenzählerei beginnen, lasst uns über die wichtigsten, offensichtlichen Unterschiede reden.
Die Roland TR-909 ist angenehm groß, verdammt angenehm zu bedienen und groovt von allen drei Maschinen am geilsten. Sie ist aber auch die teuerste und unterliegt der größten Streuung, was den Klang betrifft. Für den Studiofreak bleibt sie nach wie vor erste Wahl (auch als Altersvorsorge). In den Club würde ich sie aber niemals mitnehmen. Erstens, weil sie viel zu groß und unhandlich ist, zweitens, weil sie mir dafür viel zu wertvoll wäre und drittens: Im Club kann ohnehin keiner die klanglichen Differenzen heraushören.
Die TR-8 ist mit ihren vielen Expansions und zusätzlichen Klangparametern – die es bei den Originalen so nicht gegeben hat – die klanglich flexibelste Maschine. Sie ist nicht ganz so groß und schwer wie die TR-909 und momentan ohne Lieferschwierigkeiten zu bekommen. Selbst wenn die Billigairline sie einmal verschlampt, muss man nicht in Tränen ausbrechen. Sie ist außerdem gut zu bedienen, da sie große Potis und genügend Abstand zwischen diesen besitzt. Aufgrund ihrer bunten Optik und ihres etwas „billig“ anmutenden Looks ist sie nicht jedermanns Geschmack. Außerdem lässt sie sich, wie auch die TR-909 und TR-808, nicht ohne externe Stromversorgung betreiben.
Die TR-09 verfügt wie alle Boutique-Synths über Batterie-Stromversorgung und lässt sich damit nicht nur unterwegs unkompliziert betreiben. Sie ist außerdem äußerst kompakt und passt damit in jegliches Live- oder DJ-Setup. Die Reduktion auf 909-typische Dance-Sounds kann außerdem äußert inspirierend wirken. Andererseits ist sie auch recht fummelig in ihrer Bedienung. Ihr Look ist dennoch halbwegs „authentisch“.
Wieder einmal gilt: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Wie wir feststellen konnten, lässt sich überraschenderweise auch mit der digitalen TR-8 nicht der absolut identische Klang erzeugen, wie ihn die TR-09 hat. Ob nun die TR-8 oder die TR-09 besser klingt, mag ich nicht zu beurteilen. Ich würde aber behaupten, dass sich die TR-09 aufgrund ihres komprimierteren und punchigeren sowie prozessierteren Sound besser und ohne weitere Bearbeitung in ein Live-Setup integrieren lässt. Warum Roland eine solche klangliche Diversifikation vorgenommen hat – und in beiden Fällen von einer authentisch Emulation spricht – bleibt für mich ein Rätsel
Aufnahmeprozess, USB-Mode und Latenz
Doch genug Geplänkel, gehen wir in die Details. Bei dem Vergleich 909 vs. 09 habe ich mich kurzfristig in das Studio eines Kollegen eingenistet und versucht, zumindest einen Groove auf beiden Maschinen halbwegs gleich zu programmieren. Kurz um: Es war unmöglich. Aufgenommen haben wir dabei analog und durch das Zähl AM1 Pult. Bei dem Vergleich TR-8 vs. TR-09 habe ich wiederum digital und durch das Roland MX-1 Pult via USB aufgenommen.
Zum Ende meines Tests waren auch die USB-Treiber verfügbar. Dabei fiel mir auf, dass die TR-09 trotz wirklich moderater Level sehr schnell zum Clippen im Master neigt. Hier ist noch etwas Finetuning erforderlich, wenn man das Mastersignal direkt recorden möchte. Als Audiointerface macht die TR-09 mit flotten Latenzen eine gute Figur, ist aber nur mit den Samplerates 44,1 kHz und 96 kHz kompatibel. Wir entsinnen uns aber: Auch die TR-8 konnte aber erst nach einem Update in 44,1 kHz auflösen. Via USB sind jedenfalls 10 Kanäle verfügbar, was bedeutet dass neben dem Master-Signal zusätzlich vier Stereo-Gruppen verfügbar sind, die frei zuweisbar sind. Warum man die Signale nicht einzeln und in Mono abgreifen kann, bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht wird dies auch erst dann möglich, wenn der Panorama-Regler Einzug hält.
Moderner, komprimierter Sound
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die neue TR-09 vor allem komprimierter klingt – aber auch moderner. Ich schätze, dass hier auf dem Main-Out der TR-09 eine Art Limiter zum Einsatz kommt. Das ist grundsätzlich nicht schlecht, aber eben auch nicht unbedingt original. Im Vergleich zu der mir vorliegen „echten“ TR-909 groovt die TR-09 aber auch weniger, klingt deutlicher statischer und ist vor allem nicht ganz so „in your face“.
Offensichtliche Unterschiede: die analoge Kick
Sicherlich, jede 909 klingt anders, aber auch im Vergleich zur digitalen Schwester TR-8 lassen sich Unterschiede schon allein bei den einzelnen Sounds heraus hören. So klingt beispielsweise die Kick der TR-8 bauchiger, tiefer, mit etwas mehr Klick und auch wärmer während die TR-09 hingegen etwas dünner ist, trotzdem aber mehr „holzt“ und „punched“.
Wie man auch an den Parametern dreht, ein gleicher Sound lässt sich einfach nicht einstellen. Man möchte ja meinen, dass die selben Algorithmen verwendet wurden, im Detail müssen diese aber eindeutig anders umgesetzt worden sein. Ob dies aus böser Absicht geschah, sodass Hardcore-User beide Maschinen kaufen müssen oder eventuell mit einem Update noch angepasst wird, bleibt abzuwarten. Wie dem auch sei: Die TR-09 Kick gefällt mir gut. Hören wir uns doch noch die Snare an:
Auf die Zwei: die analoge Snare
Bei Snare der TR-09 hat der Tune viel mehr Einfluss auf die Klangfärbung, bei der TR-8 hingegen ist der Tone-Anteil viel kürzer, klingt also schneller ab. Mit der Compression-Funktion der TR-8 bekommt man die Snare viel punchiger, auch der Noise-Anteil ist bei der TR-8 dunkler und tiefer. Außerdem fällt auch hier wieder auf, dass der Sound der TR-09 viel komprimierter ist und auch etwas mehr „peitscht“- und dass auch bei Compression auf „Null“.
Auch digitale Unterschiede: Die Hats
Die Hi-Hat zeigt im Vergleich weniger Unterschiede, wenngleich die Hi-Hat der TR-09 mit mehr Rauschanteil und Tiefe mehr „Hit“ erzeugt. Die TR-8 klingt hier wesentlich weicher und eleganter aber auch weniger rough. Außerdem fällt auf, dass die Panoramafunktion der TR-8 anders arbeitet als das (bis jetzt) fixe Panorama der TR-09, wo die Hi-Hat schon von Haus aus nach rechts „gepant“ ist. Auch hier kann ein Update in Zukunft sicherlich Abhilfe schaffen.
Clap your Hands
Weiter geht es mit der Clap. Bei der Tr-8 haben wir grundsätzlich alle Parameter wie Decay und Tune direkt zur Hand, bei der TR-09 gibt es im Direktzugriff nur Volume, den Rest “versteckt”. Dennoch ist auch hier ist ein Einstellen des selben Sounds faktisch unmöglich. Die Tr-09 „flanged“ mehr und macht mit viel Decay auch mehr Raum, die TR-8 besetzt wiederum ein größeres Spektrum und klingt dadurch auch etwas fetter sowie direkter.
Gib mir Holz: Der analoge Rimshot
Der Rimshot klingt hingegen wieder bei den beiden neuen Kisten relativ ähnlich. Auf ein besser oder schlechter würde ich mich auch hier nicht einlassen wollen, dennoch sind Unterschiede merklich, wenngleich auch nicht so drastisch. Die TR-8 wirkt hierbei vergleichsweise etwas hohler und weniger satt, während die TR-09 mit deutlich mehr Wärme überzeugt. Der versteckte Decay bringt vergleichsweise wenig Einfluss hervor, Tune allerdings schon.
Tom Tom, Tam Tam
Überraschung: Auch hier gibt es Unterschiede, wenn auch wieder marginal. Aber hört doch lieber selbst. Das erste Tom stammt dabei von der TR-09, das zweite von der TR-8.
Versteckte Sonderbonbons
Noch einmal zurück zu den versteckten Features: Zwar hat Roland mit der TR-09 originalgetreue Arbeit geleistet, dennoch bleiben einige Kontrollen – die man von neuen Drum Maschines wie etwa der TR-8 erwartet und kennt – der klassisch konservativen Oberfläche fremd. Die Kompromisslösung, diese Kontrollen nun in „Shift“-Befehlen unterzubringen, statt der Oberfläche entsprechende Potis zu spendieren, gestaltet sich in der Praxis eher nervig.
Nichtsdestotrotz können wir nun mit etwas Gefummel auf auf Tune, Decay vereinzelter Drumsounds und die bereits erwähnte Kompression von Kick und Snare sowie auf das Gain aller Drums zugreifen. Ob man sich diese Zeit im Live-Einsatz nimmt bleibt jedoch fraglich.
Mit dem zusätzlichen Tune Parameter lassen sich Rim, Clap und Hi-Hat zusätzlich „pitchen“. Das Decay lässt sich neben Rim und Clap auch bei den Cymbals kürzen und verlängern. Bei der Rim äußert sich das hingegen nur marginal, während die Clap den ersehnten Hall und die „Dicke“ bekommt, wie man es sich wünscht.
Was jedoch noch wirklich fehlt ist eine eigenständige Mute-Funktion, um einzelne Drums schneller auszublenden. Das Schrauben an den kleinen Level-Knobs dauert einfach zu lange.