Roland TR-6S Rhythm Performer Test

Roland überrollt uns förmlich mit Neuankündigungen: Die TR-6S ist dabei ähnlich zur bereits vor kurzen getesteten TR-06 Boutique, fügt sich aber dennoch mehr in den Aira-Kosmos.

TR-6S_01_Test


Ähnlich wie bei der großen MC-707 und der kleinen MC-101 Groovebox, möchte man meinen, gibt es die TR-8S nun auch als „kleine“ TR-6S. Ist der schwarze Block damit eine vollständige Drum Machine?

Details

Die kompakte TR-8S

Die Roland TR-6S ist im Prinzip eine um Hardware-Bedienelemente reduzierte Variante der TR8-S und bietet viele klassische Roland-Modeling-Sounds, FM-Klänge und Sample-Support.
Es gibt also nicht nur jede Menge 606, 707, 727 808 und 909 Kicks, Snares, Claps, Hats, Cymbals, Toms sondern auch einige ziemlich fette Synth-Sounds. Letzteres ist ein dickes Plus gegenüber der Boutique 606.

Sechs Instrumente, drei Parameter pro Spur – hinzukommen ein toller Reverb, ein Delay, je ein Compressor pro Spur sowie Transient, Distortion und mehr FX!
Sechs Instrumente, drei Parameter pro Spur – hinzukommen ein toller Reverb, ein Delay, je ein Compressor pro Spur sowie Transient, Distortion und mehr FX!

Wie die TR-06 lässt sich auch die TR-6S mit Batterien betreiben, ein Miniklinken-Anschluss für Kopfhörer ist ebenfalls vorgesehen. Einen eingebauten Speaker hat die 6S nicht, dafür aber große Klinke hinten!

7-Spur Sequenzer

Der kompakte 7-Spur Sequenzer mit seinen sechs frei wählbaren Instrumenten und der Attack-Spur kann mit klassischem Lauflicht programmiert werden, um Beats und kleinere Melodien bzw. Bässe per Step zu formen.
Einen Keyboard Mode gibt es nicht, man kann entsprechende Synth Sounds aber mit Coarse/FM-Tune um bis zu +/-24 Halbtonschritte per Step verschieben.
Es gibt außerdem 16 Pattern à acht Bänke, was in Summe 128 Pattern macht. Der Sequenzer bietet 16-Steps pro Spur und Pattern, wobei jedes Pattern acht Variationen (A-H) sowie zwei Fill-Ins beinhaltet, was allein für einen kompletten Song ausreicht!

Mit den acht Variations pro Pattern lassen sich sehr komplexe Beats bauen!
Mit den acht Variations pro Pattern lassen sich sehr komplexe Beats bauen!
Die Variations kann man wie Pattern chainen, um komplexere Beats zu programmieren. Die TR-8S hatte dafür dedizierte Tasten, bei der TR-6s hingegen muss man Variations drücken um die Funktion “Variations A-H” mit den Step-Tastern zu erreichen.

Sechs Instrumente

Sechs Instrumente gibt es gleichzeitig und werden als Kit organisiert, wovon es max. 128 gibt. Das passende Kit wird zum Pattern geladen und bietet pro Instrument zum dedizierten Volume-Fader noch drei weitere Parameter im Direktzugriff: Tune, Decay und CTRL, wobei letzterer verschiedene Gastrollen innehat. 
Je nach ausgewählten Instrument sind die drei Regler für das entsprechende Instrument oder die Master-Effekte nutzbar – mehrere Instrumente gleichzeitig bedienen, wie bei TR-8S oder TR-8 geht also nicht. Mit Hinblick auf den kompakten Formfaktor und eine gute Haptik wäre aber auch kein Platz für noch mehr Regler.
Die Bewegungen der Potis und einiger Schalter können außerdem als „Motions“ in die Pattern als eine Automation aufgenommen werden; Instrumente, Reverb, Delay sowie Master-FX werden damit allesamt via Motion spielbar.

ACCENT, BD, SD, LT, HC, CH, OH – alles was man damals so hatte …. und reichen tut das auch noch heute. Trotzdem gibt es hier noch eine ganze Menge mehr Klangpotential oben drauf!

ACCENT, BD, SD, LT, HC, CH, OH – alles was man damals so hatte …. und reichen tut das auch noch heute. Trotzdem gibt es hier noch eine ganze Menge mehr Klangpotential oben drauf!


Unter der Haube, sprich im Instrument-Menü, gibt es noch viele weitere Optionen pro Instrument bzw. Sound, wie bei der TR-8, nämlich: Tune, Decay, Morph, Level, Gain, Pan, Reverb Send, Delay Send, LFO, LFO Depth und FX. 

Sehr viele, gute Effekte

Der FX wiederum bietet die Unterarten: Spread, Ring Mod, Freq Shift, Saturator, Crusher, Comp+Drive, Drive, Compressor, Transient, Isolator, L/H Boost, L Boos, H Bosst, LPF/HPF, LPF, HPE, THRU. Alter Verwalter, dass ist ne ganze Menge! Mit dem VALUE Push-Encoder Bedienkonzept ist der Umfang jedoch gut zu bewerkstelligen. Der Compressor allein ist äußerst komplex und sorgt für den “Production Ready Sound” auch auf der Bühne
Erwähnenswert sind zudem die Step-Effekte für den Sequenzer in Form von Step-Loop, bei dem ein Step für die Haltedauer mit 1/16, 1/32 und 1/64 gespielt wird, oder Sub-Step, das zu einem Repeat einer einzelnen Note führt, sprich der 1/16-Step wird zu 2/32, 3/48 oder 4/64 bzw. Flam. Shuffle rundet die Sache ab, Propability oder dergleichen sucht man vergebens.

Bio ist anders – aber wenn es sein muss, kann die TR-6S auch mit Batterien!
Bio ist anders – aber wenn es sein muss, kann die TR-6S auch mit Batterien!

Neben Stromversorgung mit Batterien steht alternativ USB bereit, Batterien sind Teil des Lieferumfangs. Es gibt außerdem den dicken und bewährten USB Typ-B Anschluss am Gerät zu vermelden, welcher zusätzlich die Übertragung von Audio und MIDI übernimmt. Entweder in Verbindung mit dem Computer, wenn entsprechende Treiber geladen sind, oder direkt mit dem Roland MX-1 Mischpult. Eigene Samples kann man per SD-Card-Slot einladen, einen Storage-Mode via USB gibt es ebenfalls. Der Power-Schalter macht, was man erwartet.
Audioseitig gibt es große Klinke für den Stereo-Main-Out sowie eine frontseitige Miniklinke für den Kopfhörer. Beide werden gemeinsam im Volume geregelt. MIDI-Buchsen und Kensignton-Lock runden das Ganze ab, einen Audio-In wie bei der TR-06 hat es nicht und eine Einzelzuweisung der Instrumente für die beiden Ausgänge ist ebenfalls nicht vorgesehen. Man kann das allerdings mit dem L/R faken, kommt sich dann jedoch mit den Send-FX in die Quere. Roland macht es einem aber auch echt nicht leicht …

Praxis

Gut Ding will Weile haben

Die TR-6S hat eine extrem große Menge an Potential, die es in Ruhe zu entdecken gilt. Anfangs war ich von dem Menü-Grab echt abgeschreckt, nach etwas Eingewöhnung und einzelnen Blicken ins Handbuch konnte ich mich mit der Struktur aber gut anfreunden.
Die TR-6S ist mächtig und muss sich nicht hinter der TR-8S verstecken. Auch im Vergleich zur TR-06 schneidet sie deutlich besser ab, da sie Motion Record, mehr Sound-Features – allein in Form der Synths – sowie bessere Pattern-Organisation, zusätzlich große Klinke und dickere USB-Anschlüsse mitbringt – ganz so hipster-sexy wie der silberne Klotz ist sie allerdings nicht.
Ferner dauert es eine ganze Ecke länger, bis man bei der Bedienung der komplexen TR-6S halbwegs cool aussieht. Das hier ist für Nerds, ganz klar!

Wer sich entscheiden muss, nimmt am Ende doch die TR-8S, da bin ich mir sicher!
Wer sich entscheiden muss, nimmt am Ende doch die TR-8S, da bin ich mir sicher!
Audio Samples
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Raw Motions 909 Style Lounge Lizard Stress Test Trippy Flow Vintage SiFi

Möchte man alle Features erreichen, muss man damit leben, dass viele Zwischenschritte, Tastendrücker und üppiger Kurbelaufwand auf einen zukommen – je nach dem, was man nun so vorhat. Ich hab diesmal echt einige Anläufe für das Video benötigt, weil man sich doch gern in einem Menü verdaddelt. Da kann man sich eventuell dran gewöhnen oder wünscht sich bald mehr Hardware-Zugang in Form der großen TR-8S. 

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Mehr Informationen

Kein Keyboard-Mode, ausgereifter Drum-Sequenzer

Mir fehlt hier nur ein echter Keyboard-Mode: Melodien mit dem Tune oder Coarse zu programmieren ist schwerfällig, wird aber besser, wenn man den CTRL-Regler belegt. Ansonsten möchte ich explizit die umfangreiche Pattern-Struktur loben, die es einem leicht macht, lange bzw. komplexe Beats zu bauen.
Obwohl weitestgehend alles soweit selbsterklärend ist, gab es einige Funktionen, die schwer zu finden sind, weswegen ich das noch kurz erwähne, um eventuelles Suchen zu ersparen. Beispielsweise kann man Variations linken und dabei Step-Editieren. Mann muss dazu nur länger TR-Rec gedrückt halten und schon tauchen die Variations auf und man kann mit Pink auswählen, welche zu editieren wären.
Variations lassen sich ferner leicht mit COPY auf die Nächste kopieren, sodass man größere Motions aufnehmen kann, selbst wenn es der Beat von der Länge nicht vorgibt. Das Handbuch scheint alle Informationen irgendwo bereit zu halten, ist aber auch nicht unbedingt von der Sorte, die man gerne liest. Trotzdem muss man Roland eines wirklich immer lassen: Wenn man einmal seinen Kopf in die Sache reingezwungen hat, versteht man das Konzept und ist am Ende erstaunt, wie viele Funktionen man in so einen kleinen Kasten unterbringen kann.

Fazit

Man kann jetzt höhnen, dass die TR-6S nur die billige Einstiegsdroge zur TR-8S ist und man am Ende eh da landet. Ja, wahrscheinlich. Wer allerdings wirklich Platz und Euros sparen möchte, erwirbt mit der TR-6S ist eine vollständige TR-8s seitens der Möglichkeiten, nur eben etwas mehr verschachtelt, mit wenigen Hardware-Controllern – und nur sieben Spuren. 
Es ist natürlich auch ein kreativer Kniff, sich zu zwingen mit nur sechs Instrumenten eine musikalische Aussage zu treffen. Das macht die TR-6S für mich persönlich als einzige im Reigen der vielen mobilen Gerätschaften der letzten Monate, die ich testen durfte, für das Reisen interessant. Die TR-6S ist kompakt genug ohne anstrengend fummelig zu sein und bringt alle Grundsounds in überragender Qualität. Natürlich erwartet niemand eine vollständige Workstation für erdige Folk-Songs, als Startpunkt für elektronische Musik ist das hier schon alles ziemlich geil!

Pro
  • Kompakt und solide, aber nicht fummelig
  • Mobil dank Batterien und USB Typ-B
  • 6-Spur Sequenzer mit Motion Record
  • Fette Sounds, viele Effekte
  • Üppiger Pattern-Speicher
Contra
  • Kein Keyboard-Mode
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Kompakt und solide, aber nicht fummelig

  • Mobil dank Batterien und USB Typ-B
  • 6-Spur Sequenzer mit Motion Record

  • Fette Sounds, viele Effekte
  • Üppiger Pattern-Speicher
Contra
  • Kein Keyboard-Mode
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Roland TR-6S Rhythm Performer Test
Für 349,00€ bei
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Sputnik sagt:

#1 - 01.09.2023 um 13:48 Uhr

0

Ich liebe das Kistchen. Nur verstehe ich nicht warum es bei jeden Neustart auf pattern 1 geht und nicht einfach im letzten Projekt, an dem ich gearbeitet habe, bleibt. Da finde ich die Elektron besser . Aber der tr6s ist echt Hammer zumal er gut klingt und echt Portabel ist

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