PRAXIS
So, nun das Netzgerät angeschlossen und los geht’s:
Zum Kennenlernen durchlaufe ich im Schnelldurchgang verschiedene Kits und stelle fest, dass sich davon schon Vieles zum Üben und Spielen in verschiedenen Musikrichtungen nutzen lässt.
Viele Natur-, aber auch effektartige Drumsounds wie Drum & Bass Kits und Percussionsounds machen Lust aufs Ausprobieren. Ich wechsele testweise in den Songmodus, wähle Alternativ Rock, schalte per Mute die Drumspur stumm und spiele mit der offenbar echt eingespielten E-Gitarre und dem Rest der Band mit. Nach einigen Takten muss ich kurz aufhören, um sicher zu sein, ob ich auf dem Kopfhörer wirklich mich selbst höre oder ob doch noch eine Drumspur mitläuft. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, sich selbst mit größerer Distanz zu hören, als man das aus dem Proberaum mit einer echten Band und echten Drums gewöhnt ist. Alles klingt sehr transparent. Irgendwann lande ich bei Jazz Solo, einem Pattern, das Platz zum Solieren lässt. Allerdings ist immer noch das V-Drums Set ausgewählt. Schnell wechsele ich in den Kit-Modus, suche mir ein Jazz-Set aus und weiter geht’s. Dann ein Popsong. Das Dry Pop Kit gefällt mir ganz gut, aber mit der Bassdrum bin ich nicht einverstanden. Ich drücke auf F3 und wechsele damit in den Instrument-Modus. Ich trete das Bassdrum-Pedal und eine 22“ Maple Bassdrum erklingt, die mit zwei Tapes gedämpft ist. Ich suche mir eine andere aus, lege per Menü eine imaginäre Decke hinein und bin zufrieden. Verlasse ich jetzt das Menü, bleibt die neue Einstellung, und das Dry Pop Kit besitzt eine neue Bassdrum. So viel zur Flexibilität im Soundbereich.
Was die spieltechnische Seite angeht, so kann ich mich am Originaltrack orientieren, zum genauen Anhören den Song verlangsamen, mit den Pfeiltasten zwischen einzelnen Takten hin- und herwandern und sie genauer unter die Lupe nehmen.
Seit meinen großen Zeiten als E-Drum-Besitzer hat sich im Hinblick auf das Spielgefühl einiges getan. Vor allem begeistert mich die Sensibilität der Pads. Ghostnotes lassen sich auf dem PD105 BK unfassbar genau und sensibel einsetzen und Fill-Ins mit schnellen Rolls sind ebenfalls kein Problem. Was nicht so gut funktioniert, sind Rimshots bei der Snare, denn man muss dabei nicht wie beim echten Drumset Rim und Snare gleichzeitig treffen, sondern es reicht nur der Rim. Außer, dass es sich etwas seltsam anfühlt, sind die meisten Rimshot-Sounds auch weit weg vom Klang der eigentlichen Snaredrum und wirken nicht so, als wäre es dasselbe Instrument, nur anders angeschlagen. Das Bassdrum Pad wiederum fühlt sich sehr gut und realistisch an, wenn man tiefe Bassdrums gewohnt ist.
Das Ride/Crash-Becken funktioniert ebenfalls sehr gut. Beckenrand, Oberfläche und Bell lassen sich gut anspielen und echte Ridefiguren umsetzen.
Auch das CY-8 Crash-Pad tut seinen Dienst. Je nachdem, welche Becken man gewohnt ist, sind die Gummi-Kandidaten vielleicht etwas leicht, aber was sie wiedergeben, überzeugt. Man kann beide Beckenpads wie echte Becken mit der Hand abstoppen. Was mich von Anfang an störte, ist die HiHat-Lösung. Das merkwürdige Spielgefühl bremst hier doch merklich die Begeisterung. Die Sensibilität des CY5 Beckenpads ist zwar auch enorm und beeindruckend, aber die Synchronisierung mit dem Control Pedal funktioniert nicht ideal, denn das Öffnen und Schließen der HiHat fühlt sich nicht 100%ig realistisch an. Außerdem ist das Schließen der HiHat immer vom typischen „Zip“-Sound eines festen Trittes begleitet; man kann sie nicht lautlos schließen.
Für dich ausgesucht
Hat man die vorhandenen durchgearbeitet, bleibt die Möglichkeit, weitere Songs oder Playalongs direkt vom USB-Stick abzuspielen. Für die Bühne bietet der USB-Port natürlich auch sehr nützliche Möglichkeiten. Das TD-9 Modul erkennt bis zu 99 Wave-Dateien, die man auf der obersten Ebene eines USB-Sticks abspeichern und diese auch direkt von dort aus abspielen kann, was den Einsatz von Playbacks enorm erleichtert. Generell darf man nicht vergessen, dass das TD-9 auch einzeln erhältlich ist und als reines Soundmodul verwendet werden kann, das auch externe Instrumente über Midi ansteuert. Toll zum Üben ist die „Scope“-Funktion. Entweder zeigt sie beim Spielen mit dem Playback, wie man sich so macht, oder hilft gezielt mit Metronom, das Mikrotiming zu kontrollieren und zu trainieren. Eine Quelle diverser Aha-Effekte, wenn man grafisch dargestellt sieht, wie sich das eigene Spiel zum laufenden Beat verhält …
Die Erstellung eines eigenen Drumsets erklärt sich von selbst. Man kann zwar alle Kits individuell anpassen, aber Roland hat auch einen User-Kit-Platz geschaffen, auf dem man sich sein eigenes Set zusammenstellen und abspeichern kann. Man wählt Kit Nummer 50 aus, wählt seine Instrumente, Raumsituation, EQ und Lautstärken, benennt das neue entstandene Kit und fertig. Es lassen sich auch einzelne Sounds oder sogar ganze Kits auf diesen User-Platz kopieren. Auch das Einwirken auf Raum, EQ und Stimmung gestaltet sich sehr einfach und bedienerfreundlich.
Über „Setup“ und „Funktion“ lässt sich nahezu jede Einstellung am Gerät selbst vornehmen, von der Sensibilität der Pads über die Helligkeit des Displays, die Kompletteinstellungen für ein Backup, das später per USB-Stick wieder geladen werden kann, oder alle Midi-Konfigurationen, will man das TD-9 als Soundmodul verwenden oder externe Steuergeräte per Midi anschließen. Und die Bedienungsanleitung ist trotz der vielen Möglichkeiten sehr kurz gehalten. Und das heißt:
1.) Es gibt eine gute und einfache Menüführung
2.) Vieles erklärt sich von selbst
3.) Man benötigt sie eigentlich nur bei komplizierteren Anwendungen
4.) Spaß am Spiel macht neugierig und Lust zum Erkunden