Der Roland V-Synth ist ein Synthesizer-Klassiker der Neuzeit. 2003 auf den Markt gebracht, feiert das damalige Synthesizer-Flaggschiff heute sein 20-jähriges Jubiläum.
Der 2003 auf den Markt gelangte V-Synth war seinerzeit das Synthesizer-Flaggschiff von Roland. Ein fortschrittlicher polyphoner Digital-Synthesizer, der in der Zeit von 2003 bis 2009 in drei Versionen produziert wurde. Der V-Synth vereinte zudem eine Reihe von Synthesetechnologien, an denen Roland in den 1990er Jahren gearbeitet hatte und die in verschiedenen Formen vermarktet wurden. Schlagworte wie Analog Modeling, Variphrase-Technologie, Time Trip-Funktion, COSM-Modeling V-Link und D-Beam-Controller prägten das Dasein dieses Synthesizers als Mekka für Sound-Enthusiasten.
Dieses Jahr wird der V-Synth 20 Jahre alt. Grund genug, ein Instrument zu feiern, das in mancher Hinsicht seiner Zeit voraus war.
Der Aufbau des Roland V-Synth
Der Signalfluss des Roland V-Synth folgt dem konventionellen VCO-VCF-VCA-Paradigma, treibt es aber mit einer Reihe von Technologien auf die Spitze. Bei der Signalerzeugung hat man die Wahl zwischen virtuell-analoger Klangerzeugung und Sample-Reproduktion. Letztere kann beispielsweise die Variphrase-Technologie nutzen, um Tonhöhe und Zeit unabhängig voneinander zu steuern. Optisch auffälligstes Merkmal des Synthesizers ist das Time Trip-Touchpad, mit dem man ein Sample wie auf einem Turntable abspielen kann. Bewegt man den Finger kreisförmig über das Pad, wird das Sample mit der Geschwindigkeit der Fingerbewegung vorwärts oder rückwärts abgespielt, während das Ergebnis jedoch kontinuierlich erklingt. Bei einigen Sample-Typen ist zudem noch eine Formant-Steuerung möglich. Praktischerweise konnte der V-Synth konnte auch Samples aufnehmen und über eine USB-Verbindung mit einem Computer austauschen.
Stimmenarchitektur, Effekte und Arpeggiator des V-Synth
Die Stimmenarchitektur des Roland V-Synth bietet pro Stimme zwei Oszillatoren, zwei COSM-Filter, einen Mixer und einen Time Variant Amplifier. Jeder wichtige Parameter in jeder Komponente verfügt dabei noch über einen eigenen ADSR-Hüllkurvengenerator und einen eigenen LFO. Drei „Structure“-Optionen liefern zudem verschiedene Routing-Optionen für die Platzierung der COSM-Filter im Signalfluss. Auf der Ausgangsseite stehen dann noch globale Effekte zur Wahl, die in drei Blöcken gruppiert sind. Darunter befinden sich Effekte wie Chorus, Reverb sowie Multi-Effekte, die Flanging, Pitch-Shifting und verschiedene Formen der Wellenformung und Verzerrung beinhalten. Darüber hinaus gibt es noch einen Arpeggiator, der jedem Patch hinzugefügt werden kann, um mit Preset- und User-Patterns verschiedene Parameter innerhalb des Patches zu steuern.
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Vielseitige Oszillatoren im Roland V-Synth
Der V-Synth bietet insgesamt drei Typen von Oszillatoren: Virtual Analog, Sample Playback und External Input. Der virtuell-analoge Oszillator bietet etwa 10 verschiedene Wellenformen, von denen einige die vom Jupiter-8 erzeugten Wellenformen simulieren. Dazu gehört beispielsweise auch die berüchtigte Roland Super Saw. Wenn beide Oszillatoren im virtuell-analogen Modus betrieben werden, lässt sich Oszillator 1 sogar mit Oszillator 2 synchronisieren.
Samples flexibel durch die Mangel drehen …
Der wohl vielseitigste Oszillatortyp des V-Synth ist der Sample-Playback-Oszillator. Mit ihm kann der Synthesizer Samples auf verschiedene Arten vorverarbeiten. Dieser erkennt und extrahiert Informationen über die Formant-Charakteristik des Samples, findet das Tempo und sogar mögliche Loop-Punkte. Die Loop- und Break-Points kann man zudem auf dem Bearbeitungsbildschirm auswählen. Außerdem stehen noch verschiedene Loop-Modi zur Verfügung, darunter einer, der die Sample-Wiedergabe bei jedem Tastendruck zum nächsten Break-Point springen lässt. Die Formant-Informationen werden dabei sowohl von Variphrase als auch vom Formant-Filter verwendet. Variphrase erlaubt darüber hinaus die Steuerung der Abspielgeschwindigkeit mit dem Time Trip Pad oder anderen Reglern. All das, ohne die Tonhöhe zu beeinflussen.
… und weitere Raffinessen.
Je nachdem, welchen Bearbeitungsmodus man zur Vorverarbeitung des Samples verwendet, ist es auch möglich, Zeit und Tonhöhe durch Steuersignale von LFOs oder anderen Quellen zu steuern. Das Formant-Filter kann Formanten in Abhängigkeit von einem Steuersignal modulieren oder Formanten sogar über einen bestimmten Tonhöhenbereich „einfrieren“ (die sogenannte „Roboterstimme“). Der V-Synth verfügt überdies über eine integrierte Sampling-Funktion und kann über eine USB-Verbindung Samples in Form von WAV-Dateien von einem Computer empfangen. Der externe Signaleingang empfängt dabei Audiosignale von einem Stereobuchsenpaar auf der Rückseite. Diese können dann mit den COSM-Filtern, dem Amp und den Effekten bearbeitet werden.
Die COSM-Filter im Roland V-Synth
Bei den COSM-Filtern im V-Synth handelt es sich um Rolands Modeling-Filter, die auf Antwortcharakteristiken sowohl von herkömmlichen Filterschaltungen als auch von akustischen und natürlichen Resonanzobjekten sowie von Räumen basieren. Letztere sind beispielsweise Instrumentengehäuse oder auch Speaker-Kabinette. Hier bietet der Synthesizer eine große Auswahl an Filtertypen, darunter Kamm- und Seitenbandfilter sowie traditionelle Tiefpass-, Bandpass- und Hochpassfilter.
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V-LINK Onboard-Videosteuerung
V-LINK stellt einen weiteren neuen Ansatz für die kreative Arbeit mit dem V-Synth dar. Die V-Link-Funktion gestattet die Wiedergabe und sogar das Abspielen von Videoclips mit Musik, die auf dem V-Synth erstellt wurde. Dazu ist allerdings die damals optional erhältliche Roland DV-7PR Digital Video Workstation erforderlich. Damit ist es dann möglich, verschiedene Videoclips über das Keyboard des Synthesizers anzusteuern und mit dem Bender die Abspielgeschwindigkeit zu verändern. Außerdem kann man mit dem TimeTrip Pad einen Clip mit dem Finger vorwärts oder rückwärts scannen oder mit den Twin D-Beams sogar die Farben des Videos ändern.
Roland V-Synth – drei Versionen
Der Roland V-Synth wurde in drei Versionen produziert. Die Erste, die V-Synth Keyboardversion, erschien in 2003. Nach einem Jahr aktualisierte Roland das Betriebssystem dann auf die Version 2.0, die auch als V-Synth 2.0 bekannt ist. Das Update konnte übrigens auch auf die Vorgängerversion aufgespielt werden. Allerdings waren die Patch-Dateien der früheren Versionen nicht mit der Version 2.0 kompatibel.
Der V-Synth XT war eine Rackmount-Version, die in 2005 auf den Markt kam. Dieser war mit einem Farb-Touchscreen ausgestattet, verfügte aber nicht mehr über die meisten Performance-Regler der ersten Version.
Der V-Synth GT, der 2007 auf den Markt kam, ist eine Keyboardversion mit aktualisiertem Bedienfeld und Rolands Articulative Phrase Synthesis, die dem Synthesizer einige physikalische Modelingmöglichkeiten verleiht.
Die wichtigsten V-Synth Features
- Damaliger Flaggschiff-Synthesizer mit 61 Tasten, mehreren Oszillator-Technologien, User-Sampling und neuem COSM-Filtering für neuartige Sounds
- Variable Oszillatoren auf Basis von Analog-Modeling, User-Samples und über 300 PCM-Wellenformen mit bis zu 24-stimmiger Polyphonie (Polyphonie allerdings abhängig von der CPU-Auslastung)
- Unabhängige Manipulation von Tonhöhe, Zeit und Formanten gesampelter Wellenformen mit der Variphrase-Technologie
- TimeTrip Pad für die Manipulation von Wellenformen in Echtzeit
- Intuitive Touchscreen-Bedienung mit über 20 Knöpfen und Schiebereglern, plus Twin D Beams
- Leistungsstarke COSM-Bearbeitung mit Filter-Modeling, Resonator und Side Band Filter – plus Global Reverb, Chorus und Multi-Effekte
- Programmierbarer Arpeggiator für zusätzliche rhythmische und klangliche Kontrolle
- USB-Anschluss für WAV/AIFF-Datei-Import, WAV-Export und vereinfachte MIDI-Verbindungen
- 2 Stereo-Line-Ausgänge, Stereo-Mic/Line-Eingang und S/PDIF-Digital-I/O
Testbericht zum Roland V-Synth GT
Auf die Frage „Was kann der V-Synth eigentlich NICHT?“ bekäme man sicherlich die kürzere Antwort.
Ab in die Praxis! Und genau aus der berichtet Milan-East und zeigt uns, wie er den Alleskönner von Roland in seine Produktionen einbaut. Zum Nachbasteln!
Es folgt ein Video von Bow (Magical Synth Adventure), der den V-Synth als „episch und futuristisch“ beschreibt.
In diesem Video erklärt und spielt Matt Johnson [Jamiroquai] seinen V-Synth
Im nächsten Video demonstriert Tatsuya Nishiwaki einige Sounds des Roland V-Synth