Kondensator-User nach vorne!
Für mein Umfeld und meine Arbeitsweise zeigte sich, dass der RSE TPC-1 Pro die für mich unpassender Wahl wäre und ich dem RSE TPC-1 mk2 Vorrang geben sollte. Mit vielen passiven und schwachen Bändchenmikrofonen wie 4038 und 42Bn, aber auch Tauchspulen wie dem SM7B, RE20, MD421 und dergleichen, konnte ich das Gain oftmals am Maximalwert festtackern. 52 dB ist eben ein Wert, wie man ihnvon Preamps in Audiointerfaces her kennt. Wer also oftmals dynamische Mikrofone den Elektrostaten vorzieht,sollte sich eher für das Geschwisterkind TPC-1 mk2 erwärmen oder einen zusätzlichen Inline-Amp nutzen.Dementsprechend würde ich das geringe Gain dem Testgerät keinesfalls anlasten, denn dies war der explizite Wunsch von Engineers, um dadurch eine feiner Einstellmöglichkeit zu haben.
Test der Mikrofonsektion des RSE TPC-1 Pro
Alle Mikrofone werden durch die Preamp-Sektion des RSE TPC-1 Pro nicht nur einfach verstärkt, sondern aufgewertet. Die Signale erhalten einen wundervollen Glanz. Die Kondensator-Geschichte ist absolut sinnvoll, vor allem für Vocals. Kondensatormikrofone sind oft „kantig“ an den Konsonanten, das Sonodore MPM-91 mit seiner präzisen Neumann-K89-Kapsel ganz besonders. Hier legt sich ein leichter Feenstaub auf diegehaltenen Töne und ein kurzer, reicher Glanz auf die Spitzen. Das wirkt edel, ohne mit zu starker Färbung zu stark zu prägen und spätere Bearbeitung zu erschweren. Die Griffigkeit, die man bei sehr hochwertigen Röhrenmikrofonvorverstärkern erkennen kann, findet sich auch hier. Das DI-Signal profitiert ebenfalls von diesen Eigenschaften, auch die Line-Option, die der kräftigere TPC-1 mk2 im Vergleich zum getesteten RSE TPC-1 Pro nicht besitzt, ist aus den genannten Gründen ein klarer Gewinn. Schöne, nicht zu starke Sättigungmit Grip und Körnung stehen sehr vielen Signalen gut zu Gesicht. Synth-Bässe, aber auch Snaredrum habenvon der Reise durch Röhren und Übertrager absolut profitiert.
Einfach einzustellender, hilfreicher Kompressor
Den Kompressor schlecht klingend einzustellen, ist fast unmöglich. Wir haben es bei ihm nicht mit einemCharaktermonster zu tun, sondern vor allem mit einem, der schon mal beimtracking die Spitzen abfängt und das Levelling vor dem Wandler vereinfacht. Im Hard-Knee-Modus packt er ein wenig kräftiger zu und formtbeim Gesang ein stärkeres, festere Paket, bleibt aber mit seinen Regelvorgängen stets natürlich und behutsam. Hier kommt, auch für verschiedene Einzelsignale von Instrumenten, wieder der Line-Input ins Spiel, der im Mixdown den Klang schlichtweg verbessert. Gäbe es die Firma „Bettermaker“ nicht im benachbarten Polen schon, würde ich diese Bezeichnung anstatt des doch etwas sperrigen RSE TPC-1 Pro vorschlagen.Sie passt wie die Faust auf’s Auge. Pre und Kompressor gemeinsam lassen sich beim Tracking in Sekundenschnelle einhacken, damit der tontechnische Blick auf das Wesentliche frei bleibt. Wer tausend Parameter einstellen muss, hängt schließlich schnell mal zu lange mit dem Gesicht im Gerät.
RSE TC505
Etwas fisseliger ist naturgemäß die Arbeit an einem 500er-Modul. Vor allem, wenn es mehr Optionen bietet. Die Opto-Sektion des RSE TC505 entspricht prinzipiell weitestgehend der des RSE TPC-1 Pro, doch glänzt das Gerät durch den erweiterten Funktionsumfang. Weil es hier schneller einmal kräftiger zur Sache gehen kann, ist der Dry-Wet-Regler, den beim TPC-1 nun wirklich niemand vermissen wird, eine gern gesehene Option. Generell ist die Flexibilität des 505 zu loben. Ich bin auch der Meinung, dass dreistufige Attack- und Release-Zeiten für viele Signale und Situationen ausreichend sind. Manchmal nur will man Attacks sehr genau einstellen, etwa bei Hi-Hats, selten uss man die Release rhythmisch absolut exakt setzen.
Alternativen zum RSE TPC-1 Pro
UA LA-610 mk2 | „dicker“ und deutlich teurer |
Alternativen zum RSE T505
Crane Song Falcon | hochwertiger Röhrenkompressor für Series 500, deutlich teurer |
Elysia Mpressor 500 | kein Röhrengerät, aber flexibel und hochwertig |