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Rupert Neve Designs Portico 543 Mono Compressor Test

Praxis

Selbst für einen VCA-Kompressor, zumal im leicht beengten 500-Format, ist der Funktionsumfang des 543 ausgesprochen groß. Um das Bild ganz komplett zu machen fehlt eigentlich nur noch eine dedizierte Hardknee/Softknee-Umschaltung. Dies ist allerdings nur eine theoretische Überlegung, und dies aus zwei Gründen: Das Kompressionsknie ist im Feedback-Modus automatisch etwas weicher, und rein praktisch vermisst man beim Einsatz des 543 keine weiteren Anpassungs- bzw. Einstellmöglichkeiten. Was das Feature-Set bereits erahnen lässt, löst der RND 543 nämlich auch in der Anwendung ein: Es lässt sich für praktisch jede Situation eine Einstellung finden, die nicht nur funktioniert, sondern auch gut klingt – und zwar vom Vocal-Tracking bis hin zur Schlagzeugkompression.
Auch wenn es der Einstellbereich des Attack-Parameters nicht vermuten lässt, kann der 543 auf Gesangsspuren Konsonanten zufällig abfangen und selbst bei RMS-Detektion und im Feedback-Modus (also in seiner „weichsten“ Einstellung) als hervorragender Lautmacher arbeiten, der Signale wirkungsvoll und spürbar andickt. Ein eindrucksvoller Beleg dafür sind Lautheit und Wellenform des Vocal-Audiobeispiels.

Audio Samples
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Vocals Original Vocals 2:1, RMS, Feedback-Modus Vocals 8:1, Peak, Feed-Forward-Modus Bass Original Bass 8:1, AT 50 ms, Peak, F-FWD Drums Original Drums 40:1, Peak, F-FWD Drums 40:1, RMS, FB

Dank stufenlos durchstimmbarer Zeitkonstanten kann man den 543 bestens an die Transienten des Eingangssignales anpassen. Diese können nicht nur abgefangen werden, sondern man kann sie auch schön betonen und herausstelllen, um einen knackig-wuchtigen Klangeindruck zu forcieren – dies dann natürlich auf Kosten der Lautheit. Eine bereits recht druckvolle Bassline wird bei längeren Attackzeiten extra snappy, wobei der Sound aber immer dicht und stabil bleibt und niemals ins aggressiv-giftige kippt.
Insbesondere bei der Bearbeitung von Schlagzeugsignalen sind die vielfältigen und feinen Anpassungsmöglichkeiten von Vorteil, die sich durch die entsprechende Aufbereitung des Detektorsignals ergeben. Mit Peak-Detektion und im Feed-Forward-Modus ergeben sich wuchtige Drums, bei denen viel Raumklang nach oben geholt wird. Auch sperrige Spuren lassen sich so gut auf Kurs bringen. Einen ziemlich anderen Charakter liefert der 543 – bei ansonsten gleichen Einstellungen – bei Verwendung des RMS-Detektors und des Feedback-Modus’. Das Audiobeispiel zeigt sehr schön, dass sich hier dann auch das Ausschwingverhalten der Release-Phase deutlich ändert, was die Palette an klanglichen Variationsmöglichkeiten nochmals signifikant erweitert.

Erstaunlich flexibel: RND Portico 543
Erstaunlich flexibel: RND Portico 543

Klanglich kombiniert der 543 seine ausgesprochen wandlungsfähige Kompression mit einem recht klar und verfärbungsfrei arbeitenden Signalweg. Auf gar keinen Fall darf man den 543 als „langweilig“ bezeichnen, aber ein derartig charaktervolles Schnaufen wie der API 525 liefet er nun auch wieder nicht. Diese offenen, klaren, knackigen, aber stets seidig-feinen Klangeigenschaften unterstreichen den vielseitigen Ansatz des Kompressors: Hier gilt es mal wieder, das Wort vom „Schweizer Audiomesser“.

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Karl Valentine sagt:

#1 - 16.12.2016 um 23:23 Uhr

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This is really excellent journalism. I will probably make a buying decision based on this excellent review. Thank you! Karl Valentine

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