Praxis
Der RND ist absolut übersichtlich gestaltet
In der Praxis findet der Rupert Neve Designs Shelford Channel eine stimmige Balance zwischen seinem Vintage-Erbe und den Anforderungen der heutigen Studiotechnik. Die Bedienelemente der zusätzlichen Funktionen sind größtenteils so angeordnet, dass sie sich nicht aufdrängen, und die wesentlichen Features des Kanalzugs bleiben jederzeit im Fokus.
Hoher Spielraum an Sättigung
Der Mic Pre des Shelford Channels klingt wirklich fantastisch und verpasst anliegenden Signalen den typischen, oft als dick und cremig bezeichneten vornehmen Neve-Charakter. Die Höhen des im Test verwendeten Neumann U 47 fet werden mit einem sanften und extrem smoothen Glitzern veredelt, während der Grundtonbereich gleichermaßen warm und definiert klingt. Auch bereits ohne Kompression macht die Stimme der Sängerin den Eindruck, eine eindeutige Position zu haben und unverrückbar an ihrem Platz zu sitzen. Bei Verwendung des im Pegel um 6 dB verringerten Ausgangs und gleichzeitigem Anheben des Eingangssignals (ebenfalls um 6 dB) treten der allgemeine Charakter und vor allem die Dicke des Klangs noch deutlicher hervor, obwohl die Vorstufe beim Gesang noch sehr konservativ angefahren wurde. Beim über den DI aufgenommenen Fender Rhodes machen sich die Sättignungseffekte noch eindeutiger bemerkbar. Toll, diesen Spielraum zu haben und damit arbeiten zu können! Als Sängerin gab sich Lilly Among Clouds die Ehre:
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EQ: kleine Eingriffe, große Wirkung
Beim Schrauben am Inductor EQ hat man das Gefühl, dass schon kleine Eingriffe große Wirkung haben und man das Signal sehr frei formen und vor allem enorm erweitern kann, ohne dass der allgemeine Klang darunter leiden würde. Der High-Q-Modus des Mittenbands mit seiner erhöhten Flankensteilheit wirkt in diesem Zusammenhang fast ein wenig exotisch, denn beim additiven EQing stehen oft möglichst breite Kurven hoch im Kurs. Allerdings handelt es sich hier um kein übertrieben schmales Band, wie man es zum gezielten Absenken von Resonanzen verwenden würde, und dass der Inductor EQ mit seinen feststehenden Zielfrequenzen ohnehin nicht zu diesem Zweck geschaffen wurde, liegt wohl auf der Hand. Die Option, das Höhenband von 8 kHz auf 16 kHz und gleichzeitig von der weichen Induktionsspulen-Variante auf die analytischere Kondensator-Variante schalten zu können, bietet ebenfalls einen willkommenen Spielraum.
2254-Kompressor: alles andere als unscheinbar
Der Kompressor des 2254 ist definitiv keiner von der unscheinbaren Sorte. Schon bevor man den Threshold anfasst und die Nadel des umschaltbaren VU-Meters leicht zu zucken beginnt, wärmt der Effekt das Signal ein wenig an. Dank der regelbaren Attack-Zeiten kann man den Effekt natürlich dazu verwenden, um Pegelspitzen sanft zu kontrollieren oder eine gemäßigte Verdichtung des Signals zu erwirken, bei heftigerem Einsatz bis hin zum aggressiven Crush in der schnellsten Einstellung zeigt er aber sein wahres Gesicht und erzeugt durchaus erwünschte Verzerrungen. Für die sanften Vocals und das Rhodes erschien mir ein allzu aggressiver Einsatz unpassend. Weiter unten wird es noch mehr zu sehen und zu hören geben.
Als beeindruckend empfinde ich den Punkt, dass der Kompressor im ersten Beispiel-Track zugreift, ohne dass das Makeup-Gain angepasst wurde. Obwohl das Signal auf dem Papier leiser ist als die unkomprimierte Version (EQ-Beispiel 1), klingt das Ergebnis bei maximal 1,5 dB Gain-Reduction an den Spitzen eindeutig fetter und präsenter.
Silk kann erheblichen Einfluss haben
Die Silk-Schaltung am Ende des Signalflusses hat vor allem in der Red-Version erheblichen Einfluss auf Gesang und Rhodes. Das Signal wird weiter gesättigt und bekommt einen gewissen finalisierten Touch, der in Bezug auf die Aufnahme ein wenig so wirkt wie Mastering auf einen Mix. Ganz nebenbei wird auch der Pegel erhöht, was für die Beispiel-Tracks weitgehend ausgeglichen wurde. Die Blue-Version ist für Bass oder oder Bassdrum interessanter.
Zum Abschluss gibt es nun ein kurzes Video, in dem ein Mono-Drumroom bearbeitet wird, der mit dem Royer R-101 Bändchenmikrofon aufgenommen wurde. Auch hier schlägt sich der Shelford Channel hervorragend.
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Mehr Informationen
Erlebnispark x sagt:
#1 - 02.01.2017 um 10:58 Uhr
Meine Frage zu den Soundbeispielen wäre: Kommt dieser dezidierte Vintage Sound durch das Mikrofon oder den Channel Strip zustande? Es wäre irgendwie schön, wenn man zu solch einem Test ein zweites Mikrofon etwas moderneren Sounds für die Erstellung der Hörproben verwenden könnte. Übrigens: Eine bessere Sängerin habe ich bisher bei keinem anderen Test hören können, da passt auch das Neumann perfekt zu :-).
Alexander Aggi Berger (bonedo) sagt:
#1.1 - 04.01.2017 um 11:36 Uhr
Ein freundliches Hallo in den Erlebnispark X :) Zuerst einmal vielen Dank für dein Kompliment. Ich habe das direkt an die Sängerin weitergegeben. Und klar, das Neumann bringt hier schon seinen Charakter mit ein, und letztendlich hört man eben immer die Kombination aus allen Gliedern der Kette. Ich habe im Laufe des Tests recht viel mit anderen Preamps und Mikrofonen experimentiert, aber diese Aufnahmen habe ich alle mit meiner eigenen Stimme gemacht. Folglich ist die Gefahr groß, dass du nie einen schlechteren Sänger.. ich denke, du weißt, was ich sagen will :) Bei den Aufnahmen für den Test haben sich umfangreichere Vergleiche leider nicht ergeben.
Antwort auf #1 von Erlebnispark x
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenErlebnispark x sagt:
#1.1.1 - 05.01.2017 um 21:35 Uhr
Vielen Dank für die Antwort, Aggi! Klar, den Beitrag eines solchen Geräts zum Sound erfährt man halt erst, wenn man so einen Channel Strip dann mal im eigenen Setup ausprobiert. Ich war nur sehr, na ja, erstaunt über diesen doch klaren Vintage Druck bei den Aufnahmen, und das meine ich vollkommen wertungsfrei und hatte mich daraufhin gefragt, welche der beiden Komponenten der Spezialist im Bunde ist.
Habe es der Sängerin auch noch mal über die SoundCloud-Seite mitgeteilt, aber so kann ich ja doppelt versichert sein, dass sie das Kompliment erhält :-)
Antwort auf #1.1 von Alexander Aggi Berger (bonedo)
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