Praxis
Mit seinem Feature-Set deckt der RND 5051 ein ziemlich sattes Spektrum zur Sigalbearbeitung ab. Die Herkunft aus der Mischpultkonsolen-Technik bleibt unverkennbar. In diesem Kontext ist der Funktionsumfang geradezu üppig, aber auch als Standalone-Modul kann sich der 5051 mit sehr gutem Gewissen mit vielen anderen Channelstrips am Markt messen. Wie komisch ein Signal klingen müsste, dass man es mit dem 5051 nicht in den Griff bekäme, das mag man sich eigentlich lieber nicht ausmalen. Der EQ kann mit vollparametrischen Designs nicht mithalten, wenn es um die zielgerichtete Beseitigung von Problemen geht, aber das ist eine Aufgabe, die man heute mit sehr guten Ergebnissen auch mit Plug-Ins lösen kann. Ein Outboard-EQ darf dann vor allem der Signalverschönerung dienen, und dafür bietet der 5051-EQ geradezu reichhaltige Möglichkeiten.
Das Bass-Band des Shelford liefert ordentlich Volumen, die Mitten mit ihrem weiten Frequenzbereich sorgen für den dazu passenden Körper. Das Höhenband ist deutlich flexibler als das der meisten Vintage-Neves, aber es klingt trotzdem schön weich – genau so, wie man sich das von solch einem EQ wünscht. Es fällt jedoch auf, dass der EQ bei allen seinen seidig-weichen Qualitäten nicht die Kraft verliert, die einen echten Neve ausmacht. Vielleicht klingt dieser Entzerrer einen Hauch zahmer und „vornehmer“ als seine Vintage-Vorbilder, man könnte es auch offener oder transparenter nennen, aber man hat stets das Gefühl, dass richtig viel passiert, wenn man an den Potis dreht – ganz so, wie sich das gehört.
Für dich ausgesucht
Während sich also mit dem EQ des RND 5051 durchaus ordentlich Charakter ins Spiel bringen lässt, gibt sich der Kompressor etwas zurückhaltender im klangfärbenden Sinne. Dies ist weniger eine Soundmaschine und mehr ein überaus solider Arbeitspferd-Kompressor, der sich vor allem mit seinem Kerngebiet Dynamikkontrolle befasst. Diesen Job erledigt das Teil über weite Anwendungsbereiche hinweg zuverlässig und mit guten, durchweg professionellen Resultaten. Mit den Feedback- und Feed-Forward-Optionen sind zudem zwei in der Praxis ziemlich unterschiedliche Varianten im Gepäck, die das Ergebnis zwischen den beiden – etwas überspitzt formuliert – Extremen „zackig-drahtig“ und „gemütlich“ hin und her kneten. Einzig die Mikrosekunden-Attacks, die gerade bei der Vocal-Bearbeitung so praktisch sein können, kann der Comp nicht anbieten. Das beschränkt seine Anwendung auf das Leveling und die Erzeugung von Punch. Dies ist jedoch noch ein ausreichend großes Feld für sehr vielseitige Anwendungen.