Praxis
Allzu feucht kann es in Claus Hesslers Garage nicht sein, denn das 18″ HH Garage Ride entfaltet einen staubtrockenen Sound, und das ist durchaus positiv gemeint. Mit “trocken” meine ich, dass das Becken selbst bei kräftiger Bearbeitung kaum aus der Ruhe zu bringen ist. Man hat beim Spielen fast das Gefühl, das Ride besäße einen eingebauten Limiter, denn es schaukelt sich niemals so weit auf, dass der für ein Becken dieser Größe außergewöhnlich tiefe und weiche Grundsound die prägnanten Stockaufschläge überdecken würde. Das macht sich besonders positiv bemerkbar in schnellen Jazz-Figuren oder 16tel-Ride-Patterns mit kurzen eingestreuten Crash-Akzenten, welche so schnell verklingen, dass die Aufschläge immer klar durchkommen. Auch beim “Durchcrashen” in Viertelnoten nervt das Becken überhaupt nicht, denn durch das kurze Sustain überlagern sich die Anschläge kaum. Ein Grund für die speziellen Klangeigenschaften dürfte die verhältnismäßig kleine Kuppe sein, die – man denke zum Beispiel an Flat- oder Mini Cup Rides – einen “zähmenden” Einfluss auf den Gesamtsound hat. Umso erstaunlicher ist es, dass diese Kuppe viel besser und kräftiger klingt, als man es ihr aufgrund der Größe zutrauen würde. Durch die trockene Gesamtcharakteristik ist das Becken für sehr langsame Musik wie zum Beispiel klassische Rock-Balladen, wo ein heller, tragender Ride-Sound mit viel Sustain gefordert ist, natürlich weniger geeignet. Ebenso wenig sind dem Garage Ride helle, explosive Crash-Akzente zu entlocken, aber ich würde keinen der beiden Punkte negativ bewerten, denn in erster Linie wurde das Becken ja im Hinblick auf Multifunktionalität konzipiert, und das ist ganz klar gelungen. Es beherrscht die beiden Hauptdisziplinen Ride und Crash wirklich gleichermaßen gut und eignet sich, im Gegensatz zu den meisten anderen Rides, auch ganz hervorragend für leise musikalische Umgebungen. Man denke dabei an Gigs in Cafés oder kleinen Clubs, wo einem das Publikum förmlich auf der Pelle sitzt und garantiert dankbar sein wird für ein solches Becken. Den stilistischen Einsatzbereich sehe ich vor allem in akustischer, unverstärkter Musik.