Sabian HHX Anthology Cymbals Test  

Wer geglaubt hat, dass Sabian’s HHX-Reihe mit den toll klingenden HHX Complex Becken nun komplett ist, hat sich getäuscht. Da geht noch was, dürften sich Mark Love, seines Zeichens Chefdesigner bei Sabian, und sein Team gedacht haben. In Kooperation mit Jojo Mayer ist eine neue Serie namens HHX Anthology entstanden. Aktuell gibt es nur eine begrenzte Auswahl, die sich jedoch eines neuartigen Bearbeitungskonzeptes bedient. Laut Sabian und Jojo bestand das Entwicklungsziel darin, aus jedem Becken einen perfekten Allrounder zu machen, der sich optimal an die Spielsituation anpasst. Außer bei den Hi-Hats wird daher auch auf Bezeichnungen wie Crash und Ride verzichtet, dafür hat man die Modelle in die Kategorien Low Bell und High Bell eingeordnet. 

Sabian HHX Anthology Cymbals

Die Serie ist zum 40. Jubiläum von Sabian entstanden

Kenner von Becken-Anatomien wissen, dass eine kleinere, flachere Kuppe zu einem milderen, weniger aggressiven Klang führt, eine große, stark ausdifferenzierte Kuppe hingegen für Präsenz und Klarheit steht. In Verbindung mit einer modifizierten Hämmerung sollen mit den HHX Anthology Modellen Becken entstanden sein, die praktisch alles können. Da passt dann auch der Name, denn unter einer Anthologie versteht man eine Auslese qualitativ hochwertiger Texte oder Musikstücke. Ob das vollmundige Marketing auch der Realität standhält, erfahrt ihr auf den folgenden Zeilen. 

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Mehr Informationen
Seht hier unser Video zum Testbericht:

Nur drei Anthology-Beckentypen gibt es zum Start

Nein, als sehr groß kann die Auswahl an HHX Anthology Modellen (noch) nicht bezeichnet werden. Jeweils zwei Hi-Hat-Pärchen, zwei 18“ Becken und zwei 22“ Becken entnehme ich dem Versandkarton. Eine erster Blick offenbart kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Typenpaaren, die genauere Begutachtung allerdings schon. Dazu lest ihr unten mehr. Natürlich haben wir es mit B20-Bronze zu tun, wie sie auch bei allen anderen Sabian Oberklassebecken verwendet wird. Auf den Oberseiten schimmern dezente HHX- und Anthology-Logos in güldenem Farbton, auf den Unterseiten das Sabian-Logo. Wie eingangs erwähnt, werden nur die Hi-Hats als das benannt, was sie sind. Die Cr… entschuldigung, die 18“ Becken und die großen 22“ Modelle verfügen stattdessen jeweils nur über den aufgedruckten Zusatz Low Bell beziehungsweise High Bell. Sehr schön: Sabian notiert die individuellen Beckengewichte per Hand in den Innenseiten der Kuppen. 

Sabian HHX Anthology 22 LowBell Ride Profile
Fotostrecke: 6 Bilder Das 22“ Low Bell besitzt eine deutlich flachere Kuppe…

Bei den aufgehängten Becken muss man zur Unterscheidung genau hinsehen

„Nanu, zweimal die gleichen Becken?“ denke ich beim Inspizieren der beiden 22er. Mitnichten, denn es gibt kleine, aber entscheidende Unterschiede. Starten wir zunächst mit den Gemeinsamkeiten. Beide Becken besitzen beidseitig abgedrehte Oberflächen und ein Hämmerungsmuster, welches wir in ähnlicher Form auch schon bei anderen Sabian-Becken gesehen haben. Es besteht aus kleinen, unregelmäßigen Hammermalen und sehr großen, tiefen Einschlägen, die dem Becken eine dunklere Modulation verleihen sollen. Die Kuppen bleiben vom Hämmern ausgenommen, ebenso wie die breiten Randbereiche. Bei den Gewichten gibt es ebenfalls keine gravierenden Unterschiede (Low Bell: 2540 Gramm, High Bell: 2524 Gramm). Die klangliche Differenzierung wird offenbar allein durch die unterschiedlich hohen Kuppen erreicht. In der Draufsicht kaum zu erkennen, offenbart das Profil einen Höhenunterschied von einem knappen Zentimeter. 

Ein sehr ähnliches Bild ergibt sich bei den zwei 18“ Modellen. Der Unterschied zu den 22ern ist die etwas flachere Hämmerung, welche jedoch beidseitig aufgebracht wird. Auch dies ist eine typische „Zutat“ vieler Sabian HHX Becken. In Sachen Durchmesser sind die Kuppen identisch, das High Bell besitzt allerdings eine konturiertere, höher aufragende Form. Die Gewichte betragen 1438 beim Low Bell und 1452 Gramm beim High Bell. Auch hier wird die Klangvariation also maßgeblich durch die Kuppen und nicht die Gewichtung erzielt. 

Sabian HHX Anthology 18" Low & High Bell Crashes
Fotostrecke: 6 Bilder Die beiden 18“ Modelle: Links das Low Bell, rechts das High Bell.

Bei den Anthology Hi-Hats fallen die optischen Unterschiede drastisch aus

Zweifellos wendet Sabian das Konzept unterschiedlicher Anatomien und Bearbeitungsweisen bei den Hi-Hats am konsequentesten an. Es beginnt beim Gewicht. Während das Low Bell Modell 998 Gramm beim Top auf 1328 Gramm beim Bottom kombiniert, setzt sich die High Bell Variante mit 1048 auf 1466 Gramm deutlich ab. Anatomisch sticht die High Bell Hi-Hat zudem mit ungewöhnlich hohen, stark konturierten Kuppen hervor. Damit sind die Unterschiede aber noch nicht vorbei. Während die Low Bell Hi-Hat eine aus tiefen, großen und eher flachen kleinen Einschlägen bestehende Hämmerung besitzt, die den aufgehängten Modellen ähnelt, kommen die High Bells nur mit wenigen der großen Hammerschläge aus. Dreht man die Becken um, präsentieren sie sich zudem mit dunkler, unabgedrehter Oberfläche. Insgesamt präsentieren sich alle Testbecken in absolut makelloser, dem Preis angemessener Verarbeitung.

Schimmernd, präzise und kontrollierbar klingt der Low Bell Satz

Beginnen wir den Praxistest mit den drei Instrumenten der Low Bell Bauart. Kennern der Marke Sabian wird die generelle Tonalität der Becken sehr bekannt vorkommen. Ich fühle mich direkt an meine HHX Legacy und HHX Manhattan Becken erinnert. Bei den Testmodellen kommt allerdings noch eine sehr feine Kompaktheit und Präzision zum Klang hinzu. Auch den Anspruch, echte Universalbecken zu sein, erfüllen alle drei Modelle tatsächlich. Die Low Bell Hi-Hat schließt sehr exakt und lässt einen präzisen, holzigen „Click“ beim geschlossenen Spiel hören. Offen weiß sie sich jedoch mit dosiertem „Rausch“ und minimaler Kehligkeit Gehör zu verschaffen. Trotzdem: für brachial laute Umgebungen sollte man zu etwas anderem greifen.

Das 18“ Anthology würde ich als schnell ansprechendes, volles und warm klingendes Crash bezeichnen, welches auch als sehr leichtes Ride durchgehen könnte. Als echtes Crashride würde ich das Becken allerdings nicht kategorisieren. Mit einem schimmernden, eher weichen Ton und gleichzeitig unerwartet akkuratem Anschlag kommt das 22er daher. Seine Kuppe ist klar, aber nicht harsch, gleichzeitig lässt sich das Becken mühelos zu sehr vollen Crashsounds überreden. Den ganzen Low Bell Satz würde ich als geradlinig, warm und angenehm klingend charakterisieren, alle Instrumente harmonieren zudem hervorragend miteinander. 

Audio Samples
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Low Bell Hi-Hats 14“ Low Bell 18“ Low Bell 22“

Die High Bell Versionen bringen mehr „Cut“ ins Spiel

Wie erwartet, hebt sich die High Bell Hi-Hat am deutlichsten von ihrem Geschwister mit den ziviler geformten Kuppen ab. Das Instrument hat einen höheren Pitch und eine extrem kompakte, lebendige Ansprache. Geschlossen klingt sie punktgenau und ist erstaunlich laut. Interessanterweise erinnert sie mich an die Jojo Mayer Hi-Hat von Sabian, welche zwar ein Zoll kleiner, in Sachen Bearbeitung aber sehr ähnlich aufgebaut ist. Das gesunde Gewicht macht sie darüberhinaus auch für laute Stile problemlos einsetzbar. Auch Drummer, denen ihre getretene Hi-Hat zu leise ist, sollten sich diese hier mal anhören. 

Beim 18er und 22er High Bell fällt der Kontrast zu den Low Bell Becken deutlich weniger dramatisch aus. Insgesamt wirken beide Becken minimal „fester“ beim Spielen, gleichzeitig lassen sie einen mittigeren Grundton hören. Dieser sorgt beim 18“ Modell für tatsächliche Ride-Fähigkeiten, inklusive einer klaren, soliden Kuppe. Die gibt es auch beim 22er, welches darüber hinaus subjektiv etwas lauter ist. Davon abgesehen, handelt es sich bei allen Modellen um sehr musikalische, harmonisch klingende Becken, die Auswahl würde mir persönlich nicht leicht fallen.   

Audio Samples
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High Bell Hi-Hats 14“ High Bell 18“ High Bell 22“

Dass man die Bezeichnungen Crash und Ride weglässt, wird vom Sabian-Marketing zwar als Neuigkeit gefeiert, der Clou der HHX Anthology Becken sind allerdings die unterschiedlich gestalteten Kuppen aller Modelle. Im Test können die mit Jojo Mayer entworfenen Instrumente auf ganzer Linie überzeugen. Sie liefern  gleichzeitig explosive, warme und sehr gut kontrollierbare Sounds. Bei den aufgehängten Typen fällt die sehr schnelle Ansprache auf, die großen 22er können aber auch artikulierte Ridesounds liefern. Dies gilt auch für das High Bell 18“.

Generell ist das Low Bell Set softer und gefälliger abgestimmt, die High Bell Versionen besitzen etwas mehr Präsenz in den Mitten, ohne ihren samtigen Charakter zu verlieren. Klanglich und in Sachen Volumen schert einzig die Hi Bell Hi-Hat aus, die nicht nur höchst akkurat spielbar ist, sondern bei Bedarf auch ziemlich laut werden kann. Solltet ihr also auf der Suche nach inspirierenden Allrounder-Becken der Nobelklasse sein, solltet ihr die HHX Anthology Reihe unbedingt mal anchecken. Aber Vorsicht: Die Preise sind auch nicht ohne.  

Sabian HHX Anthology Cymbals Testbericht
Klare, warm klingende Becken mit sinnvoller Differenzierung bei der Anatomie: die Sabian HHX Anthologys sind echte Allrounder.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • offene, präzise Sounds bei allen Modellen
  • sehr schnelle, direkte Ansprache
  • das Kuppenkonzept bietet sinnvolle Variationen
  • sehr saubere Verarbeitung
Contra
  • hohe Preise
Artikelbild
Sabian HHX Anthology Cymbals Test  
Für 555,00€ bei
  • Hersteller: Sabian
  • Serie: HHX Anthology
  • Material: B20 Bronze
  • Klangcharakteristik: schnell ansprechend, hochauflösend
  • Gewicht: Thin bis Medium-Thin
  • Herstellungsland: Kanada
  • Preise: (Verkaufspreise Mai 2022)
  • Low Bell 22“: € 639,-
  • Hi Bell 22“: € 639,-
  • Low Bell 18“: € 469,-
  • Hi Bell 18“: € 469,-
  • Low Bell Hi-Hats 14“: € 649,-
  • Hi Bell Hi-Hats 14“: € 649,-

Herstellerseite: https://sabian.com

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