SABIAN Paragon Brilliant Performance Set Test

14“ Hi Hat

Bei den Hi-Hats fällt zunächst die unterschiedliche Optik der beiden Becken auf. Das Top-Becken zeigt den im vorigen Abschnitt erwähnten typischen dreigleisigen Bearbeitungs-Mix, während beim Bottom einerseits auf das Hämmern der Kuppe verzichtet, andererseits die restliche Fläche des Beckens aber stärker gehämmert wurde, als bei den übrigen Becken des Sets. Die Becken wiegen 1060 (Top) bzw. 1400 Gramm (Bottom) und liegen damit im Medium-Heavy-Bereich. Hier erklärt sich auch die stärkere Hämmerung des unteren Beckens. Vermutlich sollte dadurch das sehr schwere Becken etwas „gezähmt“ werden, um dem Hi- Hat-Sound unangenehme metallische Frequenzen zu nehmen.
In der Praxis sorgt die Kombination des mittelschweren Top-Beckens mit dem heavy Bottom für eine gesunde Mischung aus schneller Ansprache und guter Durchsetzungsfähigkeit. Bei geschlossener Spielweise ist der Stick-Sound stets dominant mit präsentem, aber unaufdringlichem Höhenanteil. Zusammen mit dem eher dunklen Grundklang ergibt sich im musikalischen Kontext ein harmonischer Sound. Gerade filigrane Hi-Hat-Patterns machen mit diesen Becken Spaß, da sie niemals zum Verwaschen neigen. Halb offen gespielt steht nach oben hin einiges an Dynamikreserven zur Verfügung, wodurch man die Hi-Hats auch in recht lauter Musik problemlos einsetzen kann. Kein Wunder, denn Herr Peart pflegt ja bekanntlich auch einen eher kräftigen, akzentuierten Stil. Und auch bei getretener Spielweise ist der Sound im musikalischen Geschehen immer gut ortbar.
Eine kleine Merkwürdigkeit ist mir aber aufgefallen, gut zu hören im Soundfile „HH Solo“. Spielt man das obere Becken im geschlossenen Zustand auf der Kuppe an, so tritt ein länger ausklingender hoher Oberton hervor, der allerdings im musikalischen Zusammenhang kaum wahrnehmbar ist. Nun spielt man die Hi Hat zwar selten auf der Kuppe, aber seltsam fand ich dieses Phänomen schon. Ich vermute, dass sich ausgerechnet bei diesem Paar eine bestimmte Frequenz, die in beiden Becken vorhanden ist, gegenseitig verstärkt. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass der Effekt ein Einzelfall ist und bei anderen Exemplaren nicht auftritt.

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HiHat Solo HiHat getreten Groove HiHat 16tel

16″ Crash

Das 16“ Crash ist mit 1170 Gramm Gewicht in der oberen Medium-Kategorie anzusiedeln. Bei dem Becken fällt sofort die recht ungewöhnliche Proportionierung ins Auge. Was sich bei den Hi Hat-Becken nur andeutete, wird hier überdeutlich. Die handgehämmerte Kuppe hat satte 13 cm Durchmesser und ist damit mindestens so groß wie die eines herkömmlichen 18“ Crash-Beckens. Hierdurch soll laut Sabian das Dynamikspektrum nach oben hin erweitert werden, und das bestätigt sich dann auch in der Praxis. Das Becken hat einen kräftigen, energiegeladenen Sound, der genügend hohe Frequenzanteile besitzt, um auch gegen laute Gitarren anzubrüllen. Trotzdem klingt es nicht kalt oder metallisch, sondern besitzt den für diese Beckenserie typischen warmen Unterton, der es niemals unangenehm klingen lässt.
Die Ansprache ist auch bei moderater Spielweise ausgezeichnet. Es explodiert förmlich und klingt dann allmählich wieder ab. Das Sustain ist nicht so kurz wie bei dünneren Becken, wodurch der Crash-Sound auch bei langsameren Tempi hervorragend trägt. Da fällt mir der große Jeff Porcaro ein, der mal folgendes Statement abgegeben hat: „ When I use a crash cymbal in the context of a song, … I like people to hear the cymbal’s tone and sustain ring over a bar or two. To me a lot of crash cymbals cut off too soon.“  Wahre Worte eines fantastischen Schlagzeugers, der übrigens auf seinen Aufnahmen auch immer durch die geschmackvollen Beckensounds auffiel.
Spielt man das Becken solo an, kann man einen „gongigen“ Grundton wahrnehmen, der aber, ähnlich wie bei den Hi-Hats, im musikalischen Zusammenhang verschwindet. Vermutlich würde das Becken sogar etwas vom warmen Klangcharakter einbüßen, wenn diese Frequenz fehlen würde, wer weiß?

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Crash Solo Crash Mallet Groove Straight

22″ Ride

Als echtes Schwergewicht präsentiert sich das 22“ Ride. 3920 Gramm sind ein strammes Gewicht für ein Becken dieser Größe. Da wiegen sogar die meisten 24“ Rides noch ein paar Hundert Gramm weniger. Auch hier finden wir eine relativ große handgehämmerte Kuppe vor, die allerdings längst nicht so überproportional ausfällt wie beim 16“ Crash. Nichtsdestotrotz lädt sie auf alle Fälle zur intensiven Bearbeitung ein, was sich dann auch als großer Spaß erweist, denn sie produziert einen glasklaren, definierten, nicht zu hohen Sound, der dominant klingt, sich aber gleichzeitig sehr gut in den musikalischen Kontext einbettet. Aufgrund der Stärke des Beckens setzt sich die Glocke natürlich klar vom Body-Sound ab, und auch der hat es in sich. Spielt man das Becken im mittleren Bereich an, so dominieren die hohen Frequenzen, d.h. man hört einen deutlichen Ping mit relativ wenig „Unterfütterung“. Bewegt man sich aber nun weiter zum Rand, so gesellt sich nach und nach ein sehr harmonischer Mix aus tieferen Frequenzen dazu, der aber aufgrund der Materialstärke niemals zum Aufschaukeln neigt, sondern immer „im Zaum“ bleibt und das Becken dadurch sehr kontrolliert klingen lässt. Der eine oder andere mag jetzt einwenden, dass die Dynamik dadurch ja begrenzt ist, wenn man es mal so richtig krachen lassen will, aber da kann ich nur entgegnen: Dafür gibt es Crash-Ride-Becken. Dieses hier ist ein lupenreines Ride. Ancrashen macht hier wirklich wenig Sinn, dafür bekommt man aber einen kristallinen, tragenden Ride-Sound mit relativ langem Sustain, der erstaunlicherweise keineswegs kalt und leblos klingt, wie es bei Becken dieser Gewichtsklasse häufig der Fall ist. Obwohl ich kein Freund von allzu schweren Ride-Becken bin, muss ich sagen, dass Sabian hier ein kleines Wunderwerk vollbracht hat. Ich kann nur dringend anraten, das Becken im nächsten Laden frei von allen Vorurteilen mal anzutesten. Ihr werdet erstaunt sein!

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Ride Solo Groove Ride Groove Ride Cup
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