Praxis
Wenn man Einzelschläge auf dem Becken spielt, fällt auf, dass nach einer verhältnismäßig langen Ausklingphase der Ton des Beckens scheinbar abrupt endet. Das liegt daran, dass die am Becken angebrachten Schellen, welche im Gesamtsound relativ dominant sind, ruckartig liegenbleiben und dann gar keinen Ton mehr von sich geben. Sollte die Aufgabe der Nieten gewesen sein, diesen Effekt aufzufangen, indem sie aufgrund ihres geringen Gewichts und der kleinen Auflagefläche auch dann noch angeregt werden, wenn die Beckenschwingung schon fast zum Erliegen gekommen ist, dann wurde dieses Ziel nicht erreicht, denn die kleinen Metallstifte sind fast schon vor den Schellen mit ihrer Arbeit fertig. Allerdings haben die Nieten eine ungeahnte Auswirkung auf die Schellen, indem sie auf unergründliche Weise deren unangenehme Höhen kompensieren und dem Sound eine sanftere Komponente verleihen – ein absolut positiver Effekt, den man hier nachhören kann:
Es wirkt fast so, als wäre das Chinabecken an den Schellen montiert und nicht umgekehrt, denn ganz eindeutig haben die vier kleinen Bronzeapplikationen die Hosen an. Das Ergebnis ist sehr hörenswert und wirkt absolut hochwertig, denn das brillante Flirren der Schellen wird vom China unterlegt mit einem sehr dezenten, für Chinas typischen, kehligen Atmen, das schon fast an das komplexe Untertongebäude alter Jazzbecken erinnert. Im Zusammenspiel kann das Diamond China tatsächlich wunderbar typische Sizzleride-Figuren übernehmen. Je nach Anschlagstärke variiert der Klangcharakter des Beckens von gleichmäßigem, undefinierbarem Rauschen über Grooves mit deutlichem Sticking bis hin zu bissigen Akzenten.
Besonderen Spaß bereitet mir das Spielen auf der im Vergleich zum applikationslosen China der Paragon-Serie schmalen äußeren Falz, die butterweich nachgibt, wenn der Stick auftrifft. Das spielt sich ähnlich kontrolliert und erhaben, wie ein PS-starkes Auto beschleunigt, wenn man nur leicht das Gaspedal tritt.
Für dich ausgesucht
Aber auch wenn man das Becken wider seiner Natur umdreht und einen die unansehnlichen Befestigungen anstelle der hübschen Schellen angucken, macht das Paragon eine gute Figur. Das typische “Käng” (siehe auch “Piff”, “Paff” oder “Bumm “Batsch”) kommt plötzlich zum Tragen und addiert noch eine weitere Klangfarbe zum ohnehin schon prall gefüllten Vielseitigkeitskonto.