Praxis
Hi-Hat
Als ich die beiden Hi-Hat-Becken auf meine Küchenwaage legte, stellte ich verwundert fest, dass sie vom Gewicht her mit je 930 Gramm identisch sind. Ein kurzes Anschlagen mit dem Stick bestätigte, dass auch akustisch so gut wie kein Unterschied festzustellen ist, außer dass das Top-Becken, welches am SBR-Logo auf der Oberseite zu erkennen ist, vielleicht einen winzigen Tick schneller anspricht. Da bei Hi-Hats üblicherweise das Bottom-Becken 20-30% schwerer ist als das Top, war ich gespannt, ob sich soundmäßig hier irgendwelche Nachteile ergeben. Zuerst einmal zeichnet sich die Hi-Hat durch eine recht schnelle Ansprache aus, was bei dem geringen Gewicht nicht überraschend ist. Im geschlossenen Zustand klingen die Becken erstaunlich klar und dabei nicht so höhenlastig wie viele andere Hi-Hats. Dies ist eine typische Eigenschaft von Messingbecken, die aufgrund ihres speziellen Schwingungsverhaltens niemals so fein durchzeichnete Höhen erzeugen können wie Becken aus B20-Material. Ich empfand dies bei den Hi-Hats aber keinesfalls als Nachteil, denn sie produzieren insgesamt einen sehr angenehmen und unaufdringlichen Sound. Wer im oberen Spektrum doch noch eine Schippe drauflegen will, kann zum Beispiel Sticks mit Nylonspitzen benutzen. Im halboffenen Zustand kann es bei billigen Becken bekanntlich schon einmal zu einer nervigen Schepperorgie kommen, nicht aber bei den SBR Hi-Hats. Wenn auch die Dynamik nach oben hin leicht begrenzt ist, erscheint der Klangcharakter homogen und es stechen keine Frequenzen unangenehm heraus. Einen kleinen Schwachpunkt konnte ich lediglich bei getretener Spielweise feststellen. Hier klingen die Becken etwas schwach auf der Brust, wozu auch das leichte Bottom-Becken beiträgt. Das Fehlen der obersten Frequenzen macht sich hier stärker bemerkbar als beim Spiel mit Sticks. Dadurch sind die Becken für Musikrichtungen, in denen ein durchsetzungsfähiger Chick-Sound erforderlich ist, zum Beispiel bei typischen Rockballaden mit Ride-Becken auf den Vierteln und Hi Hat auf dem Offbeat, nur bedingt tauglich. Ansonsten sind die SBR Hi-Hats aber erstaunlich vielseitig einsetzbar und können ohne weiteres mit Becken der mittleren Preisklasse mithalten.
Crash
Das 16“ Crash fällt mit 924 Gramm Gewicht sehr leicht aus. Der Grund dafür ist, dass Messing ein relativ weiches und somit wenig schwingungsfreudiges Material ist und ein stärkeres Crash-Becken vermutlich einfach „tot“ klingen würde. Es fällt auf, dass das Becken eine weniger stark ausgeprägte Hämmerung als die Hi-Hat-Becken hat. Ansonsten sieht es vom Abdrehmuster her identisch aus. Das SBR-Crash öffnet sich bereits bei mittlerer Anschlagstärke und produziert einen verhältnismäßig hohen Grundton. Es klingt definitiv nicht nach „Billigblech“ und bietet für ein Messingbecken sogar ein recht ordentliches Frequenzspektrum. Allerdings hat man beim Spielen trotzdem das Gefühl, dass das „Sahnehäubchen“ oben drauf fehlt. Damit meine ich die seidigen Höhen, die einem Crash-Becken seinen Charakter verleihen und es über der Musik „schweben“ lassen. Zudem ist das Sustain gegenüber hochwertigeren Becken deutlich verkürzt. Während diese Aspekte sich bei den Hi-Hats nicht nachteilig auswirken, muss man hier in puncto Durchsetzungsfähigkeit doch mit leichten Einschränkungen leben. Andererseits kann sich der Effekt natürlich auch ins Positive umkehren, wenn es zum Beispiel der musikalische Kontext erfordert, dass das Crash-Becken nicht zu viel Raum einnimmt. Da wäre man mit dem SBR-Crash durchaus gut bedient. Alles in allem erreicht das Becken nicht die Qualität der Hi-Hats, erfüllt aber für Einsteiger, gerade angesichts des geringen Preises, absolut seinen Zweck.
Ride
Das 20“ Ride-Becken ist mit 2240 Gramm Gewicht im Bereich zwischen Light- und Medium-Stärke angesiedelt. Es verfügt, ähnlich wie die Hi-Hat-Becken, über eine deutlich sichtbare Hämmerung. Mit leichten bis mittelschweren Sticks gespielt, klingt das Verhältnis zwischen Ping- und Body-Sound sehr ausgewogen. Im Vergleich zum Crash-Becken ist das Soundspektrum hier, gerade nach oben hin, deutlich erweitert. Die Stockaufschläge sind klar definiert, und die silbrigen Höhen setzen sich in der Musik problemlos durch, ohne zu dominant zu klingen. Sie neigen nie zum Verschwimmen mit dem Grundton, welcher, wie beim Crash, auch hier materialbedingt etwas höher als bei gleich schweren B20-Becken ausfällt. Das Sustain ist deutlich länger als beim Crash-Becken, so dass der Ride-Sound auch bei langsamer Musik hervorragend trägt. Erfreulicherweise klingt der angecrashte Sound dennoch relativ schnell aus, so dass bei Crash-Akzenten während eines Ride-Patterns die Stockaufschläge immer gut hörbar bleiben. Auch der Kuppensound klingt, wie man es von einem vernünftigen Ride-Becken erwartet, nämlich hell, kräftig und klar abgesetzt vom Body. Das Ride klingt, ähnlich wie die Hi-Hats, besser als man es in dieser Preisklasse erwarten würde. Es fehlt vielleicht die Klangfülle und der individuelle Charakter teurerer Becken, aber im musikalischen Zusammenhang klingt es absolut überzeugend. Stilistisch ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Rock/Pop-Kontext, aber auch in Latin- und Fusion-Musik.
John Doe sagt:
#1 - 26.02.2024 um 02:07 Uhr
Grade die Hi-Hats der SBr Reihe finde ich furchtbar schlecht. Es gibt überhaupt keinen Tschick-Sound bei geschlossenen Becken.