Im Jahre 2019 ging ein Raunen durch die Basswelt: Die New Yorker Edel-Schmiede Sadowsky tat sich mit dem Basshersteller und Vertrieb Warwick aus Markneukirchen im sächsischen Vogtland zusammen. Der ewig jugendlich wirkende Roger Sadowsky war zu diesem Zeitpunkt bereits 70 Jahre (heute 75!) alt und hegte den Wunsch, sich weniger um die Alltagsprobleme des Business – Marketing, Zoll-Probleme etc. zu kümmern. Stattdessen wollte der Edelbass-Pionier lieber in seiner New Yorker Werkstatt an einer sehr kleinen Auflage erlesener Boutique-Bässe arbeiten. Seit 2019 baut daher die deutsche Firma Warwick den Löwenanteil der Sadowsky-Instrumente in Lizenz und vertreibt diese international über ihr ausgeklügeltes und gut geöltes Vertriebsnetz W-Distribution. Und siehe da: Die Bass Community nahm den Wechsel dankbar an und man konnte während der vergangenen Jahre beobachten, wie der Name „Sadowsky“ auf dem deutschen wie auch dem weltweiten Markt stetig präsenter wurde. Wir möchten heute zwei PJ-Modelle der in Deutschland hergestellten MetroLine- sowie der chinesischen MetroExpress-Serie unter die Lupe nehmen und direkt miteinander vergleichen.
Sadowsky – History
Für all diejenigen, die erst in den letzten Jahren auf die Marke aufmerksam wurden, gibt es hier eine kleine Zusammenfassung der Geschichte von Roger Sadowskys Company. Bereits 1972 begann Roger, professionell akustische Gitarren zu bauen und Reparaturen an Instrumenten durchzuführen. Schnell erarbeitete er sich einen ausgezeichneten Ruf in der Szene, vor allem durch seine Fähigkeit, Instrumente perfekt spielbar zu machen. Obwohl er damals noch in Philadelphia residierte, wurde sein Name in der Musikmetropole New York populärer.
Konsequenz erfolgte 1979 der Umzug in den Big Apple! Dort liefen die Instrumente vieler prominenter New Yorker Musiker durch seine Hände. Eine seiner Hauptaufgaben bestand darin, Fender-Instrumente zu modifizieren – einer seiner heute prominentesten Kunden war kein Geringerer als Marcus Miller, dessen 1977er-Jazz Bass Roger Sadowsky u. a. mit der aktiven Onboard-Elektronik aufmotzte! Nachdem in den 1980er-Jahren der erste Vintage Boom einsetzte und Modifikationen den Wert von Vintage-Bässen eher minderten, endete die Nachfrage dafür. Die logische Folge war der Bau von eigenen Instrumenten, welche sich an seine modifizierten Fender-Bässe anlehnten.
Schon bald spielten zahlreiche Bassgrößen (darunter Will Lee, Jason Newstedt, John Patitucci, Jimmy Earl, Mike Merritt, Don Was etc.) Sadowsky-Bässe – die Legende nahm ihren Lauf! Wer noch tiefer in die Materie einsteigen möchte, den empfehle ich unseren Artikel zum Werkstatt-Besuch bei Sadowsky in New York.
Unterschiede Sadowsky MetroLine und Sadowsky MetroExpress
Heutzutage bilden vor allem zwei Modellreihen den Kern der Marke: Die Sadowsky MetroLine und Sadowsky MetroExpress. Hier seht ihr die wichtigsten Komponenten der Sadowsky MetroLine:
Für dich ausgesucht
- Made In Germany
- Leichte, selektierte Hölzer
- Original Sadowsky-Pickups
- Original Sadowsky-Elektronik
- Elektronik umfasst Vintage Tone Control („VTC“): Eine passive Tonblende, die auch im Aktivmodus funktioniert und interessante klangliche Schattierungen ermöglicht)
- Original Sadowsky-Hardware
- Chambered Bodies
- Höhenverstellbarer Sattel (Just-A-Nut III)
- Werksbesaitung mit Sadowsky Blue Label Strings
- Hochwertige UV-Lacke
Und hier die Kernpunkte der Bässe aus der Sadowsky MetroExpress-Serie:
- Made In China
- MetroExpress-Pickups
- MetroExpress-Elektronik
- MetroExpress-Hardware
- Einfache Finishes
- Weniger Farb-Varianten
- Roasted-Maple-Hälse
- Höhenverstellbarer Sattel (ab 2024)
Sadowsky MasterBuilt, Sadowsky Germany Custom Shop & Sadowsky NYC Custom Shop
Wem dies noch nicht edel genug ist, der kann noch etwas tiefer in seinen Geldbeutel greifen und sich bei Warwick einen Sadowsky MasterBuilt ordern:
- Masterbuild In Germany
- Abermals mehr Akribie bei der Herstellung
- Noch leichtere, speziell selektierte Hölzer
- Original Sadowsky-Pickups
- Original Sadowsky-Elektronik
- Vintage Tone Control (VTC)
- Original Sadowsky-Hardware
- Höhenverstellbarer Sattel
- Sadowsky Blue Label Strings
- Hochwertige UV-Lacke
Und wer ganz spezielle Kundenwünsche hat, die das reguläre Produktsortiment nicht hergibt, wird im deutschen oder amerikanischen Custom Shop fündig. Hier kann prinzipiell jeder Wunsch erfüllt werden bzgl. Holzauswahl, Lackierungen etc. Wer hingegen explizit von einem Instrument aus der Hand von Roger Sadowsky himself träumt, sollte den New Yorker Custom Shop kontaktieren. Hier muss man jedoch nicht nur entsprechend tief in die Tasche greifen, sondern auch eine längere Wartezeit in Kauf nehmen!
Sadowsky MetroLine VS. Sadowsky MetroExpress – Vergleichstest im Video
Kommen wir zurück zu den beiden deutschen Serien, welche preislich wohl für die meisten von uns, die einen Sadowsky-Bass in Erwägung ziehen, interessant sind. Die Preise der Serien starten bei ca. 1.100,- Euro (MetroExpress) bzw. ca. 3.000,- Euro (MetroLine). Mal sehen, ob und wie sich der dreifache Preis der MetroLine bemerkbar macht!
Für die Soundbeispiele und das Video habe ich zwei Sadowsky-Fünfsaiter mit P/J-Pickup-Konfiguration mit dem gleichen Griffbrett-Holz (Morado) zum Vergleich herangezogen. Beide Bässe gibt es in verschiedenen musikalischen Genres eingebettet in den Gesamtmix zu hören. Im folgenden Video kann man sich gut ein eigenes Bild von den Gemeinsamkeiten, aber auch den Unterschieden im Sound machen!
Sadowsky MetroLine VS. Sadowsky MetroExpress – Fazit
Definitiv sind zwischen beiden Serien Unterschiede sichtbar, hörbar – und für mich als Player auch fühlbar. Alles andere wäre ja auch höchst verwunderlich! Der Sadowsky MetroExpress bewegt sich aber bereits auf einem erstaunlich hohen Niveau, daher kann man auch nicht von „Welten“ sprechen. 1.100,- Euro sind ja auch kein Pappenstiel – hier darf man also durchaus eine gute Qualität erwarten!
Mit dem bloßen Auge kann man tatsächlich lediglich Kleinigkeiten ausmachen, zum Beispiel die deutlich akribischere Abrichtung der Bundenden des Instrumentes aus der Sadowsky MetroLine-Reihe. Die Bespielbarkeit beider Bässe gefiel mir ausgesprochen gut, wobei sich der Bass aus der Sadowsky MetroLine für meinen Geschmack haptisch durchaus noch etwas smoother verhielt.
Beim Sound sieht es da schon anders aus: Das Gesamtpaket der Sadowsky MetroLine inklusive der originalen Sadowsky-Elektronik und -Pickups hat für mich hier definitiv die Nase vorne und klingt transparenter, ausgewogener, druckvoller und auch definierter, vor allem bei der H-Saite. Das soll jedoch keinesfalls heißen, dass der Bass aus der Sadowsky MetroExpress-Serie nicht auch schon die typischen klanglichen Sadowsky-Attribute mit sich bringt.
Und was schlussfolgern wir daraus? Nun, in erster Linie, dass es Konzept von Sadowsky und dem deutschen Hersteller Warwick definitiv aufgeht! Dank der unterschiedlichen Serien, aus denen man sein Instrument auswählen kann, kann heutzutage wirklich jeder in den Genuss eines Sadowsky-Basses kommen.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, Thomas Meinlschmidt