Nachdem man die Halskrümmung seiner Gitarre oder seines E-Basses eingestellt hat, was ihr in meinem letzten Workshop gelernt habt, sollte man als zweiten Schritt zum perfekten Instrumenten-Setup die Saitenlage einstellen. Gemeint ist hiermit der richtige Abstand der Saiten zum Griffbrett. Zwar beeinflusst auch die Justierung der Halskrümmung die Saitenlage zu einem gewissen Anteil, aber die entscheidende Feineinstellung wird an der Brücke (auch Steg oder Bridge genannt) ausgeführt. In diesem Workshop werdet ihr lernen, wie man die Saitenlage an der Instrumentenbrücke auf eigene Faust mit wenigen Handgriffen einstellen kann.
- Bilderreihe: Unterschiedliche Hersteller verwenden unterschiedliche Brückenkonstruktionen.
- Wodurch können Nebengeräusche bei Saiteninstrumenten entstehen?
- Mensurlänge
- Saitenstärke
- Saitenmaterial
- Saitentyp
- Wichtiger Punkt: eine gewissenhafte Bundabrichtung
- Top-Verfahren: die PLEK-Bundabrichtung
- Mehrere Arbeitsschritte bei der PLEK-Bunabrichtung
- Saitenlage einstellen: Video-Anleitung
Warum muss ich die Saitenlage an meiner Gitarre / meinem Bass einstellen?
Die Saitenlage entscheidet über den Spielkomfort des Instrumentes! Je flacher die Saitenlage an der Brücke eingestellt wird, desto leichter lassen sich die Saiten durch die Finger der Greifhand herunterdrücken, da der Kraftaufwand geringer ausfällt.
Dies wird besonders dann relevant, wenn sehr filigrane Spieltechniken eingesetzt werden, wie z.B. Tapping oder Slapping, bei denen das Left-Hand-Hammering eine große Rolle spielt.
Der Nachteil einer flachen Saitenlage ist allerdings das Risiko zunehmender störender Nebengeräusche in Form von Rasseln, Klingeln oder Scheppern.
Natürlich ist dies auch stets abhängig von der Stärke, mit der der Spieler die Saiten anschlägt: Wer kraftvoll in die Saiten schlägt, erzeugt auch mehr Saitenschnarren! In diesem Fall sollte die Saitenlage ruhig etwas höher sein, um die Nebengeräusche nicht zu dominant werden zu lassen. Wer die Saiten seines Instruments hingegen eher zart anschlägt, wird auch bei einer niedrigeren Saitenlage noch einen vergleichsweise sauberen Ton erzeugen.
Unterschiedliche Hersteller verwenden unterschiedliche Brückenkonstruktionen
In dieser Bilderreihe seht ihr einige Beispiele für Bassbrücken unterschiedlichster Bauart.
In dieser Bilderreihe seht ihr einige Beispiele für Gitarrenbrücken unterschiedlichster Bauart.
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Wodurch können Nebengeräusche bei Saiteninstrumenten entstehen?
Die Entstehung ungewollter Nebengeräusche bei Gitarren und E-Bässen ist neben eben erwähnten Punkten “Saitenlage” und “Anschlagstärke” noch von weiteren Faktoren abhängig. Sehr starken Einfluss übt hier vor allem die Saitenspannung aus. Sie ist wiederum von drei Faktoren abhängig:
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Mensurlänge
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Saitenstärke
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Saitenmaterial
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Saitentyp
Mensurlänge
Je länger die Mensur eines Instrumentes ist, desto stärker ist bei gleicher Saitendicke die Zugspannung der Saiten!
Dieses Phänomen begünstigt einerseits einen sehr definierten und drahtigen Sound speziell der tiefen Saiten, weswegen extralange Mensuren beispielsweise besonders gerne für fünfsaitige Bässe oder Baritone-Gitarren verwendet werden. Man wird bei extralangen Mensuren dünnere Saiten verwenden, um auf die gewohnte Saitenspannung zu kommen. Dünnere Saiten, speziell bei der tiefen B-Saite bei E-Gitarren oder -Bässen angewendet, klingen klaviertonartiger und liefern daher speziell bei Extra-Longscale-Instrumenten eine interessante Klangoption.
Je kürzer eine Mensur ist, desto geringer ist bei gleicher Saitendicke die Saitenspannung!
Wer sich die Wirkung der Mensurlänge auf die Saitenspannung vergegenwärtigen will, braucht nur ein kleines Experiment zu machen: Stimmt hierzu zunächst beispielsweise die G-Saite mithilfe eines Tuners. Nun greift ihr den ersten Bund auf der G-Saite. Das Stimmgerät zeigt jetzt ein “G#” an. Nun stellt ihr euch vor, dass der erste Bund einen Sattel repräsentiert. Das heißt, ihr habt die Mensur um einen Bund verkürzt. Nun stimmt den Bass mithilfe des Tuners so, dass auf dem 1. Bund wieder ein “G” klingt und nicht ein “G#”. Fazit? Man muss die Spannung der Saite reduzieren, um bei einer kürzeren Mensur den gleichen Zielton zu erhalten. Ihr werdet feststellen, dass sich die Zugspannung der Saite bei diesem Experiment drastisch verringert!
Saitenstärke
Der nächste Punkt ist sehr schnell erklärt: Um die Zugspannung trotz fest vorgegebener Mensur zu variieren und in einem gesunden Verhältnis zu halten, kann man zum Ausgleich dickere oder dünnere Saiten verwenden.
Übrigens schwingen dünnere Saiten bei ansonsten identischen Gegebenheiten – Saitentyp, Anschlag, Stimmung und Mensur – weiter aus als dickere Saiten. Das führt dazu, dass man mit einem dickeren Satz eine flachere Saitenlage einstellen kann als mit einem dünneren Satz. Davon machen viele Jazzgitarristen Gebrauch, die mit superdicken .012er oder gar .013er Flatwounddrähten eine Traumsaitenlage erreichen. Aber wehe, man versucht einen Unison-Bend mit einer solchen Saite …
Saitenmaterial
Natürlich ist auch das Material, aus welchem die Saite besteht, ausschlaggebend für Eigenschaften wie Zugspannung und Flexibilität. Selbst wenn man identische Saitenstärken verwendet, wird man beispielsweise feststellen, dass sich Saiten aus Edelstahl fester anfühlen als Nickel-beschichtete Saiten.
Saitentyp
Geschliffene Saiten, auch “Flatwound-Saiten” genannt, werden gerne von Jazzgitarristen oder E-Bassisten eingesetzt, die einen Motown-artigen Vintagesound favorisieren. Sie bieten aufgrund ihrer Beschaffenheit mit einer glatten Oberfläche weniger Höhen im Frequenzspektrum. Außerdem sind sie durch die glatt aneinander liegenden Wicklungen oft steifer als vergleichbare ungeschliffene Roundwound-Saiten. Sie schwingen daher nicht so weit aus und scheppern weniger stark gegen die Bünde. Dagegen liefern (ungeschliffene) Roundwound-Saiten ein wesentlich breiteres Frequenzspektrum und ein längeres Sustain, erzeugen aber naturgemäß schneller Nebengeräusche.
Wichtiger Punkt: eine gewissenhafte Bundabrichtung
Eine Gitarre oder ein Bass kann noch so ideal hinsichtlich Halskrümmung und Saitenlage eingestellt sein und trotzdem in bestimmten Griffbrettregionen stärker scheppern als in anderen. In diesem Fall liegt das Problem wahrscheinlich in unterschiedlich hohen Bünden in einem Teilbereich des Griffbretts. Schon ein Bund, der minimal weiter hervorragt als die davor liegenden Bünde, also zwischen dem “Sündenbock” und dem Steg, kann dazu führen, dass eine flache Einstellung der Saitenlage nahezu unmöglich wird.
Auch wenn man Bünde durchaus selber abrichten kann, würde ich immer dazu raten, diese Arbeit einem Fachmann zu übertragen, der über ausreichend Erfahrung auf diesem Gebiet verfügt. Seit 1990 gibt es übrigens auch ein hervorragendes computergestütztes Verfahren namens PLEK. Hier lohnt sich ein kleiner Exkurs zu diesem weltweit einzigartigen Bundabrichtungsverfahren!
Top-Verfahren: die PLEK-Bundabrichtung
Bünde können von guten Gitarrenbauern durchaus zufriedenstellend per Hand abgerichtet werden. Die beiden Gründer der Berliner Firma PLEK, Gerd Anke und Michael Dubach, gehen in ihrer Philosophie jedoch davon aus, dass keine noch so erfahren geführte Menschenhand so exakt arbeiten kann wie ein Computer. Das dürfte auch zutreffen, denn sonst könnten wir wohl auch per Hand Mikroprozessoren herstellen. Mit dieser Erkenntnis entwickelte man eine computergesteuerte Maschine mit einem speziell für Bundabrichtung modifizierten Programm, welches ursprünglich für Edelsteinschliffe erfunden worden war.
Der Kernpunkt der PLEK-Philosophie ist, dass es eine optimale Halskrümmung gibt, und die für jede Saite anders ist. Deswegen müssen die Bünde unter jeder Saite entsprechend anders geschliffen werden. Dazu wird zuerst einmal das komplette Instrument mit allen Bünden bei aufgespannten Saiten vermessen. Der Computer zeigt dann den Ist- und den Sollzustand an. Nach Eingabe der Kundenwünsche erstellt der Computer mithilfe der gescannten Daten und der kompletten Halsinformationen (Mensurlänge, Sattelbreite, Halsbreite 12. Bund, etc.) ein “Soll-Profil”.
Mehrere Arbeitsschritte bei der PLEK-Bunabrichtung
Nun werden die Saiten heruntergenommen und der Hals ein weiteres mal gescannt, dieses Mal in entspanntem Zustand. Anhand des Soll-Profils beginnt die Schleifeinrichtung jeden Bund einzeln gemäß der errechneten Spezifikationen auf den 100stel-Millimeter exakt abzuschleifen. Dabei kann die Maschine durch die individuelle Bundbearbeitung bei Bedarf sogar ein neues Griffbrettprofil schaffen, etwa wenn das Griffbrett relativ gerade sein sollte, für die Spielweise des Musikers aber ein leicht gewölbtes Shaping vorteilhafter wäre. Voraussetzung ist natürlich, dass der Bunddraht hoch genug ist.
Entscheidend ist bei diesem Verfahren jedoch, dass es gelingt, ungewolltes Saitenschnarren und über den Hals verteilte unsaubere Bundstellen vollkommen zu eliminieren. Der Erfolg scheint der Firma PLEK Recht zu geben – das Verfahren etablierte sich mittlerweile weltweit. Entsprechende PLEK-Stationen stehen beispielsweise bei Duesenberg, Martin, Sandberg oder Gibson. Technischer Berater der Firma PLEK ist inzwischen übrigens auch der legendäre Gitarrenbauer Joe Glaser aus Nashville, der 2001 der erste Käufer einer PLEK-Maschine in den USA war und seitdem an der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Systems mitwirkt.
Saitenlage einstellen: Video-Anleitung
Zum Abschluss bekommt ihr in den folgenden Videos noch detaillierte Tipps und Anleitungen zum Thema “Saitenlage einstellen” an der Gitarren- oder Bass-Bridge. Das erste Video geht dabei auf E-Bässe (analog zum Setup einer E-Gitarre) ein. Im zweiten Video erhaltet ihr eine ausführliche Anleitung für die klassische Gitarre und die Westerngitarre. Achtung: Das Einstellen der Oktav- und Bundreinheit behandeln wir gesondert in diesem Workshop!
Ich wünsche euch viel Spaß und Erfolg beim Saitenlage einstellen und weiteren anfallenden Servicearbeiten an euren Instrumenten. Und immer daran denken: Im Zweifelsfall besser stets einen Fachmann hinzuziehen!