Details:
Das 144 Seiten umfassende englischsprachige Buch begleitet die Entstehung eines House-Tracks von der ersten Kickdrum bis zum fertigen Mix. In vielen Beispielen und reich bebilderten Walkthroughs wird praxisnah und detailliert beschrieben, wie die genretypischen Drums und Sounds entstehen. Dabei basieren die Tutorials auf Software, die bei Dance-Produzenten weit verbreitet ist und sich auch auf den Rechnern vieler Hobby-Producer findet. Verwendet werden z.B. Propellerheads Reason, Apple Logic und Ableton Live, sowie einige Plugins von Native Instruments. Die Anleitungen sind jedoch soweit es geht allgemein gehalten, so dass man die Ergebnisse auch mit vergleichbarer Software nachbauen kann, wenn man das im Buch verwendete Programm nicht besitzt.
Drums und Bass
Die Basics eines House-Tracks werden in den ersten Kapiteln des Buches behandelt. Wie finde ich die richtige Kick Drum für meinen Track? Wie programmiere ich ein lebendiges Hihat-Pattern? Wie bekomme ich einen Basssound hin, der sich nicht mit der Kick um Frequenzen streitet und trotzdem druckvoll ist? Antworten auf alle diese und weitere Fragen geben die Autoren Marc Adamo und David Felton im ersten Teil des Buches. Dabei haben sie eine sehr praxisorientierte Herangehensweise, vermitteln aber auch immer gerade so viel Theoriewissen aus Tontechnik und Musik, wie man zum Verständnis des jeweiligen Tutorials benötigt. Dank Step-by-Step-Anleitungen und zahlreichen Screenshots kann man die Tutorials leicht nachbauen und selbst mit den Settings experimentieren. Die Grundlagen von analogen Drumsynthesizern, Hüllkurven, Filtern und Step- Sequenzern werden genauso abgedeckt wie der Umgang mit Sample- Libraries und das Layern von Sounds. Auch wichtige Mix-Techniken wie der richtige Umgang mit Sidechain-Kompressor und Sub-Bass-Plugins fehlen nicht.
Dabei hebt das Buch nie in unverständliche theoretische Sphären ab – im Vordergrund steht immer die Tanzbarkeit und Clubtauglichkeit des Tracks. Ganz im Stil einer Dance-Produktion, die häufig zum Großteil schon während des Entstehens gemischt wird, erstrecken sich die Tips und Anleitungen nicht nur auf das Programmieren von effektiven Einzelsounds. Von Anfang an wird bei jedem Element auch viel Wert auf den Bezug zum Gesamtsound des Tracks gelegt. So wird z.B. detailliert beschrieben, wie man schon bei der Soundauswahl dafür sorgt, dass sich Kick Drum, Bass und Snare später nicht in die Quere kommen. So erziehen die Autoren uns Leser zu einer voraus schauenden Arbeitsweise, die der Frustration über einen matschigen Sound und fehlenden Druck im Mixdown von Beginn an vorbeugt.
Vocals
Das von David Felton verfasste Vocal-Kapitel ist für mich definitiv ein Highlight des Buches. Der Einsatz von Vocal-Samples wird darin genauso berücksichtigt wie das Songwriting und die Aufnahmesession mit einem Sänger / einer Sängerin. Dabei beschränkt sich das Buch nicht nur auf handwerkliche Tips für das Vocal-Arrangement. Vielmehr bietet es auch eine wirklich gut gelungene Anleitung für die Durchführung einer Gesangs-Session, die durchaus universell Gültigkeit hat und auch für Produzenten anderer Genres sehr nützlich sein dürfte. Auch das Editing und Comping von Gesangsspuren und der Umgang mit Pitch-Correction-Werkzeugen wie Auto Tune oder Melodyne werden detailliert behandelt. Mögliche Fehler und Stolperfallen, die die empfindliche Atmosphäre einer Vocal-Session schnell komplett ruinieren können, werden anschaulich beschrieben, damit sie gar nicht erst passieren.
Begleitet wird der Gesangs-Workshop von nützlichen Tips zur Aufnahme- und Mischtechnik. Mit EQs und Kompressoren kann man bei Gesang viel gewinnen. Übertreibt man es aber, oder dreht an den falschen Schrauben, hat man aus einer emotionalen Performance schnell eine leblose, sterile Spur gemacht. Deshalb zeigt der Vocal-Leitfaden auch typische Fehlerquellen und Fallstricke auf. So sind nicht nur House-Produzenten für die ersten Vocal-Sessions gut gerüstet.
Synths und der ganze Rest
Wenn das Beat-Grundgerüst und die Vocal-Line stehen, geht es ans Füllmaterial. Viele der klassischen Keyboardsounds, vom House Piano bis hin zu Arpeggios, Gated Pads, Leads und Rhodes-Chords, werden anhand von Step-by-Step-Anleitungen nachgezeichnet. Die typischsten Effektbearbeitungen liefert das Buch dabei gleich dazu. Außerdem vermittelt dieses Kapitel quasi im Vorbeigehen etwas Musiktheorie. Anfänger können so zum Beispiel die loungigen Moll-9-Ibiza-Akkorde nebenbei kennen lernen, ohne dabei durch zuviel Theorie die spontane Herangehensweise zu verlieren. Sehr schön! Dass die theoretischen Ausflüge stark vereinfacht und streng genommen nicht immer ganz korrekt sind – so ist z.B. die im Buch als „Standard Minor Scale“ titulierte Tonleiter in Wahrheit eine dorische Skala – wird niemanden daran hindern, gute Club-Tracks zu produzieren. Deswegen stören die paar Ungenauigkeiten auch nicht weiter.
Für dich ausgesucht
Mix und Mastering
Der Teil einer Produktion, der Anfängern wahrscheinlich am meisten Kopfzerbrechen bereitet, ist der Mix. Häufig wollen die eigenen Tracks einfach nicht so fett und druckvoll klingen wie die der Profis. „The Secrets of House Music Production“ veranschaulicht den Mix-Prozess und bietet eine sinnvolle Step-by-Step-Anleitung. Dabei versucht das Buch nicht, eine allgemein gültige Formel zu finden, sondern nennt die wichtigsten Punkte, auf die es beim Mischen für den Club ankommt. In einem umfassenden „Effekt-Lexikon“ werden außerdem die meisten Effektprozessoren mit ihren Einstellungen und typischen Anwendungsbereichen vorgestellt.
Vor allem aber räumt das Buch gründlich mit dem Vorurteil auf, dass nur Profis in der Lage wären, einen gut klingenden Mix zu machen. Wer ein bisschen klangliches Vorstellungsvermögen und ein gutes Ohr hat, braucht vor diesem Schritt keine Angst zu haben und erhält mit diesem Buch einen nützlichen Leitfaden. Die Positionierung der einzelnen Spuren im Mix wird genauso detailliert behandelt wie der effektive Einsatz von Dynamikprozessoren, EQs und Effekten. Besonderes Augenmerk legen die Verfasser dabei auch auf einen aufgeräumten Sub-Bass-Bereich, der im Club oft der entscheidende Faktor ist. Auch hier ist das Buch sehr praxisnah und orientiert sich nicht zum hundertsten Mal am Mixdown einer Rockband-Aufnahme, sondern an modernen Club-Tracks.
Auch das Mastering wird nicht ausgelassen, wobei die Autoren hier ausnahmsweise empfehlen, einen Profi zu fragen. Trotzdem beschreiben sie, was beim Mastering passiert und worauf man achten sollte, wenn man es doch selbst macht. Auch hier haben sie eine Menge Tricks auf Lager, von denen auch erfahrenere Producer profitieren.