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Samson Carbon 49 Test

Praxis

Bedienung

Über Design lässt sich streiten, aber das vieroktavige Carbon 49 ist eine runde Sache mit geradezu italienischem Design: Runde Ecken, Zierleisten, dunkelgraue Schrift auf hellgrauem Untergrund… Das alles macht den Controller natürlich noch lange nicht so schick wie ein iPad, aber wir reden ja auch von einer ganz anderen Preisklasse. Ganz praktisch gesehen kann man aber sagen: das Gerät steht sehr solide auf vier Gumminoppen und liegt mit knapp drei Kilogramm – wie ich finde – genau im richtigen Bereich zwischen zu leicht und zu schwer. Das Gehäuse ist ungefähr einen Zentimeter über dem Geräteboden eingekerbt. Dies sorgt dafür, dass man das Carbon sehr gut packen und herumtragen kann, ohne dass ungute Gefühl zu haben, dass gute Stück könnte einem gleich durch die Finger rutschen.
Ein 3-Zeichen-Display ist natürlich mager, aber in dieser Preisklasse ist man ja durchaus dankbar, wenn man überhaupt eines bekommt. Hat man bei einem Gerät ohne Display vergessen, was man aktuell gerade eingegeben hat, bleibt einem nur übrig, das ganze noch einmal zu machen. Die Carbon Keyboards hingegen können zeigen, in welchem Zustand sie sind. Und da bei einem so einfachen MIDI Controller ohnehin nur Werte von 0-127 angezeigt werden müssen, reicht das Display vollkommen aus. Die aktuellen Einstellungen können übrigens nicht nur auf dem kleinen Display sondern auch über MIDI ausgegeben werden: mit der Snapshot-Funktion senden die Keyboards ihre aktuelle Belegung an das Empfangsgerät und man kann dort sehr bequem die aktuellen Daten für Fader, Drehregler, Pitch Bend Rad, Programm- und MIDI Kanalnummer ablesen.
Die Snapshot-Funktion und alle anderen Einstellungen erreicht man über den Edit-Button, der übrigens genauso wie die Oktavierungstasten hintergrundbeleuchtet ist. Da es gar nicht so viel einzustellen gibt, ist alles wunderbar übersichtlich und auch verschachtelte Menüs sucht man hier zum Glück vergebens. Nach Druck auf den Edit-Button wählt man über die Tastatur aus, was man einstellen möchte (die Funktionen sind über den untersten zwei Oktaven des Keyboards aufgedruckt), gibt den Wert über den Drehregler oder über die Tastatur ein und drückt die “Enter”-Taste. Währenddessen kann man auf den oberen zwei Oktaven weiterspielen und hört sofort, ob das gewünschte Ergebnis auch erklingt. Mit einem weiteren Druck auf den Edit-Button wird der Edit-Modus wieder verlassen. Ändern kann man, wie oben erwähnt, die MIDI-Belegung von Fader, Drehregler, den Transponierungsknöpfen, dem Mod-Wheel und auch dem Sustain-Pedal. Ansonsten lassen sich noch vier Velocity-Kurven einstellen und MSB- und LSB-Daten für Bankwechsel ans Zielgerät senden.

Im Edit-Modus kann man auf den oberen Oktaven weiterspielen – sehr praktisch!
Im Edit-Modus kann man auf den oberen Oktaven weiterspielen – sehr praktisch!

Tastatur

Das ist erstmal alles prima, aber wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten und der liegt meiner Meinung nach vor allem auf der Tastatur. Das ist natürlich eine sehr persönliche Sache und jeder hat dazu eine andere Meinung, aber ein paar allgemeine Dinge kann man natürlich doch sagen. Zunächst einmal wird die Tastatur von Samson als halbgewichtet vermarktet. Tatsächlich haben wir es aber mit einer ganz einfachen Springfeder-Synthesizer-Tastatur mit hohlen Tasten zu tun. Nur wenn man diese ganz genau, langsam und einzeln herunterdrückt, merkt man überhaupt, dass da ein gewisser Widerstand eingebaut wurde. Beim normalen Spiel allerdings spürt man davon überhaupt nichts und mir stellt sich unbewusst die Frage, was Samson sich dann wohl unter einer ungewichteten Tastatur vorstellen mag: fliegen die Tasten dann von alleine durch die Luft? Zwischen den Tasten gibt es Lücken von 2mm, was tatsächlich ziemlich groß ist, denn man kann problemlos die grüne Elektronikplatine unter den Tasten anschauen. Beim Spielen hat mich das allerdings überhaupt nicht gestört, genauso wenig wie die etwas schmaleren Tasten keinen nennenswerten Unterschied beim Spielgefühl machen. Immerhin werden auf zwei Oktaven über fünf Zentimeter an Tastenbreite gegenüber einer “richtigen” Klaviatur eingespart, da hätte man eigentlich eine größere Verwirrung bei der Arbeit erwarten können. Zusammenfassend kann man aber sagen: fürs Orgelspielen und für Synth- und Bläsersätze ist die Tastatur prima, zum wirklichen Klavierspielen ist die “halbgewichtete” Tastatur der Carbon-Keyboards nicht zu gebrauchen. Weil das Gerät aber ohnehin eher zum Auf-dem-Sofa-rumlümmeln-und-das-iPad-ausprobieren konzipiert wurde, ist das auch schon fast egal: wer auf dem Sofa lümmelt, kann sowieso nicht schnell spielen. Schwerwiegender ist da schon, dass zwei Tasten nach Testgebrauch schon leichte Geräusche machten und auch die Wheels muss man sehr sorgfältig spielen, damit sie nicht an den Seiten scheuern. Zudem sind sie sehr klein und “verspielt” geraten. Dennoch: das Pitch-Wheel springt zuverlässig zurück in die Mittelstellung und wer nicht allzu große Hände hat, kann damit schon was anfangen.

Die beiden Räder sind etwas klein und "verspielt" geraten
Die beiden Räder sind etwas klein und “verspielt” geraten

Verbindungen

Die Anbindung an einen Mac mit OS X 10.8 verlief problemlos und auch auf einem Rechner mit Windows 7 lief alles ohne Probleme. Auf einem Windows 8 Rechner, der übrigens in den Spezifikationen von Samson noch nicht angegeben wird, kam es vorübergehend zu Komplikationen, die sich aber von selbst gelöst haben und eventuell auch mit einem hausinternen Treiberkonflikt zu tun hatten. Danach funktionierte das Keyboard auch unter Windows 8.
Wie erwähnt ist das Carbon 49 in erster Linie ein ganz normaler USB-/MIDI-Controller und hat mit dem iPad erstmal nicht viel zu tun. Das einzige, was auf das iPad hinweist, ist tatsächlich die entsprechende Halterung. Hier kann man sich allerdings fragen, wieso ein generischer USB-Controller nicht auch anderen Modellen eine Halterung bietet. Wenn schon kein iPad-Connector mitgeliefert wird, wäre dann nicht eine verstellbare Halterung besser, in die sich zum Beispiel auch Android- oder Windows-Tablets einschieben ließen? Angesichts der Tatsache, dass Apple ungefähr jedes Jahr ein neues iPad mit eventuell veränderten Maßen und Anschlüssen herausbringt, ist die iPad-Halterung eher als Zugabe zu verstehen, wenn auch als eine sehr willkommene: Mit dem iPad auf dem Sofa lümmeln und dabei auf einer richtigen Tastatur spielen und mit den vier zuweisbaren MIDI-Controllern an den Parametern schrauben macht einfach Spaß.
Zur mitgelieferten Software muss ich hier nicht viel sagen, weil sie zum einen schon recht bekannt sein dürfte und an anderer Stelle schon getestet wurde. Was man für den Preis von Native Instruments geboten bekommt ist schon erstaunlich, und mit den Carbon-Keyboards kann man sofort und ohne Treiberinstallation loslegen. In Verbindung mit Komplete Elements ergibt das Samson-Keyboard ein ziemlich überzeugendes Bundle.  

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