Praxis
Wie ich eingangs schon erläutert habe, lässt sich das Mikrofon an der Basis aufschrauben und gibt dann Zugriff auf das Batteriefach für die beiden AA-Batterien, die sich allerdings ähnlich fummelig einlegen lassen, wie in einer alten Fernbedienung. Gerade hier zeigt sich, dass man bei Samson wohl eher an die Consumer-Welt gedacht hat, denn zwei AA-Batterien sind natürlich einfacher besorgt, als die im freien Handel mittlerweile immer seltener anzutreffenden 9-Volt-Blöcke, die man beim „Professional Audio“ bevorzugt. Gut gelöst ist wiederum der Deckel, den man über die Batterien klappt, damit diese auch bei heftigen Vibrationen nicht herausfallen und den Performer „sprachlos“ zurücklassen. Das vorderseitige Trim-Poti für die Eingangsempfindlichkeit, das sich hervorragend mit dem dazu gelieferten Schraubendreher bedienen lässt, habe ich für meine Tests und Anwendungen vollständig aufgerissen. Sollten laute Events oder Performer abgenommen werden, lässt sich die Empfindlichkeit, je nachdem, wie viel Sound noch am Empfänger ankommt, selbstverständlich herabsetzen.
Die Batterien sind eingelegt, der Receiver ist aktiv und ich suche mir einen Channel für meinen Praxistest aus. Ich selektiere Kanal 2, halte den Wahltaster etwa drei Sekunden lang gedrückt und nachdem die Anzeige zu blinken beginnt, schalte ich das immer noch offene Mikrofon ein und halte das IR-Fenster des Mikros vor den IR-Sender des Receivers. Es dauert nicht lange, bis die Bereitschaftslampe (READY) anspringt und die Anzeige konstant auf Kanal 2 leuchtet. Dann drehe ich das Gain-Poti des Empfängers auf Vollausschlag und spreche etwas ins Mikro. Sofort meldet sich die Peak-Leuchte und zeigt eine satte Übersteuerung an. Die Strecke funktioniert also schon einmal. Ich pegele den Gain auf die Hälfte ein und bekomme die Peak-Lampe fortan auch mit lautem Geschrei nicht mehr ans Brennen, was mir sagt, dass mein System fertig für den Einsatz ist.
Vocals
Da das Paket von Samson mit dem Begriff „Concert“ tituliert wird, nehme ich stark an, dass sein Einsatz primär bei Bühnen-Performances und zum Übertragen von Reden und Vorträgen vorgesehen ist. Das erste Feld, die Bühnen-Performance, simuliere ich im Studio mit einer erfahrenen Sängerin, die erst ein ruhiges, dann ein rockiges Stück einsingt. Wir speisen das Signal unverändert direkt in die DAW ein und nehmen während der Aufnahme keinerlei Klangbearbeitung oder Komprimierung vor. Ihr hört den Sound so, wie er hinten aus dem Gerät herauskommt. Wir haben für euch den symmetrischen und den nicht symmetrischen Ausgang parallel aufgezeichnet und den Pegel für den leiseren symmetrischen Ausgang zur Nivellierung angehoben. Um einen Vergleich ziehen zu können, haben wir zudem ein Neumann TLM 103 fest verdrahtet und die gleichen Vocals anschließend darüber aufgenommen. Auf einen Poppschutz wurde verzichtet, daher sind „P“ und „S“ Laute überzeichnet.
Vortrag
Um den vortragenden Redner darzustellen, erlaube ich mir, einen Auszug aus den Garantiebestimmungen des Samson Concert 88 vorzulesen. Dabei betätige ich während der Aufnahme den Mute-Taster, der knackfrei seinen Dienst verrichtet. Wer genau hinhört, wird aber ein tiefes federndes Geräusch bemerken. Das ist tatsächlich mein Daumen, der über das Kunststoffgehäuse rutscht. Im Anschluss zu den Garantiebestimmungen demonstriere ich das Übergeben und „nervöse“ Nesteln mit dem Mikrofon und kombiniere dies mit einer Sprachprobe für den Lautstärkenabgleich.
Funkstabilität
Kommen wir nun zur Qualität der Funkstrecke respektive der Stabilität und Zuverlässigkeit des Funkweges an sich. Dazu betätigt die Sängerin während der Aufnahme ihr Handy und ruft kurzerhand ihre Mailbox an. Jetzt stellt sich heraus, ob die Frequenz hält. Wie zu erwarten gibt es trotz der unmittelbaren Nähe des Handys keine Störung zu vernehmen. Die Frequenz hält, und auf der Aufnahme ist nur das zu hören, was vorne ins Mikrofon hineingelangt. Die Vocal-Aufnahmen erfolgten im Übrigen in unmittelbarer Nähe zum Empfänger, die weiteste Entfernung betrug gerade mal drei Meter. In dieser Range kommt hinreichend Signal mit einer ungeheuren Intimität an.
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Entfernungstest
Für den Entfernungstest stelle ich den Empfänger ins Fenster und gehe mit dem Mikrofon die Straße herunter. Parallel dazu zeichne ich meinen Spaziergang zu Analysezwecken auf. Zuerst entferne ich mich vom Gerät so, dass dieses in meinem Rücken liegt. Bis zu einer Entfernung von 50 bis 60 Metern habe ich noch recht guten und lauten Empfang, doch von da an wird das Signal stetig schlechter, denn das Mikrofon unterstützt nur noch laute Signale mit ordentlicher Sendeleistung, die „leiseren“ werden schon nicht mehr übertragen. Ab einer Distanz von 70 Metern lassen sich nur noch Sprachfragmente auf der Spur vernehmen und ab 100 Metern erfolgt keine verständliche Übertragung mehr. Das ändert sich schlagartig, sobald ich mich umdrehe und das Mikrofon eine direkte Linie mit dem Empfänger bildet. Wenn ich nun bei 100 Metern Abstand spreche, landet die komplette Nachricht „auf Band“ und die leeren, leisen Zwischenräume sind hier ebenfalls wieder ausgeblendet, was sich bis zu einer Entfernung von 60 Metern fortsetzt. Von da an ist das Signal wieder ausgezeichnet. Zur Entlastung des Gerätes muss ich im Nachhinein jedoch gestehen, dass auf meiner Teststrecke mit zunehmender Entfernung ein paar Bäume und Sträucher im Sendeweg standen.
Alles in allem kann ich aber die herstellerseitig garantierte Entfernung von 90 Metern nur bestätigen. Zwar nehmen die Übertragungsprobleme ab 60 Metern zu, aber die 10 mW Sendeleistung reichen dicke aus, um ordentlich große Venues mit dem Mikrofon in der Hand abschreiten zu können. Das True-Diversity-Prinzip mit den zwei Antennen verhilft zu einer weitgehend stabilen Sendestrecke, egal wo das Mikrofon innerhalb des Radius gerade ist. Achtet aber darauf, dass keine massiven Hindernisse zwischen dem Mikrofon und dem Empfänger stehen, denn diese schafft selbst True Diversity nicht zu überwinden. Erfahrungsgemäß steigt der Stromverbrauch eines Senders, je schlechter die Funkstrecke wird. Daher kann die Lebensdauer der Batterien, die hier auf acht Stunden angesetzt ist, durchaus arg schwanken, wenn das System permanent unter Volllast fährt. Was uns zur nächsten Testdisziplin führt:
Haltbarkeit der Batterien und Kanal-Übersprechung
Für den Dauertest spiele ich am laufenden Meter CDs ab, nehme diese permanent über das Mikrofon ab und in meine DAW auf. So ist es mir möglich, genau zu kontrollieren, wann die Batterien ihren Geist aufgeben. Der Abstand zwischen Sender und Empfänger beträgt in diesem Szenario knappe drei Meter.
Laut Aussage der Bedienungsanleitung sollen die Batterien mindestens acht Stunden halten, doch der erste Satz aus dem Lieferumfang macht bereits nach 140 Minuten schlapp. Ich kann nicht sagen, wie „frisch“ die Zellen waren, also besorge ich mir kurzerhand neue Batterien aus dem nächstgelegenen Discounter. Nach fünf Stunden intensiven Mikrofon-Bespielens lässt sich noch immer keine Veränderung im Sound oder der Lautstärke feststellen. Gut, dann ist es an der Zeit, die Übersprechdämpfung zwischen den Kanälen zu testen. Das Concert 88 Mic G System bietet acht mögliche Sendekanäle auf dem engen Harmonized Frequency Band von 2 MHz. Da mir nur ein Test-System vorliegt, schalte ich während des Betriebs die Kanäle sukzessive durch.
Tatsächlich erfolgt bereits einen Kanal weiter eine unangenehme und sehr verzerrte Übersprechung des immer noch aktiven Mikrofons. Zwar schweigen alle anderen Kanäle, auch der Nachbarkanal unterhalb der gewählten Frequenz, aber der nächsthöhere Channel ist in Mitleidenschaft gezogen. Sowohl nach oben als auch nach unten hat unser gewählter Kanal nur jeweils 250 kHz Platz, um sich von den anderen Kanälen abzugrenzen. Zwar kann ich nicht beurteilen, wie sich die Funktionalität bei einem komplett ausgelasteten 8er-System darstellt und ob ein fremdes Mikrofon auf einem anderen Gerät ebenfalls einen solchen Effekt erzielt, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß und die Benutzung von ganzen acht Kanälen auf der Frequenzgruppe G mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Das Finale des Dauertests hat am Ende doch noch eine Überraschung parat: Erst nach etwa zwölfeineinhalb Stunden schaltet sich das Mikrofon – beinahe ohne Vorwarnung – von selbst ab. Zwar lässt es sich danach wieder einschalten und benutzen, aber besser nur, um einen Mitarbeiter nach neuen Batterien zu fragen. Abschließend kann ich die propagierte Zeit von acht Stunden auf satte 12 Stunden Dauersendung aufrunden und das sogar mit einem günstigen Batterie-Pack aus dem Discounter. Ein bisschen Reserve ist zudem auch noch drin. Alle Achtung!