Praxis / Sound
Das Gewicht eines Basses sagt erfahrungsgemäß nicht zwangsläufig etwas über dessen Ergonomie aus. Nicht selten bleibt gerade bei sehr leichten Exemplaren die Balance auf der Strecke, weil der Korpus nicht ausreichend Gegengewicht zum Hals zu bieten vermag. Wie bereits erwähnt, bringt der Sandberg California Supreme 35th lediglich 3,5kg auf die Waage und zählt damit zweifellos zur Fliegenwichts-Klasse. Dennoch hängt der Bass allerdings perfekt austariert am Gurt und lässt sich über viele Stunden extrem angenehm spielen.
Durch die im oberen Bereich stark abgeflachte Korpusrückseite neigt sich der Bass zudem leicht zum Spieler und drückt (auf angenehm verschmelzende Weise!) gegen den Brustkorb. Alle Lagen auf dem flachen Flitzehals sind mühelos zu erreichen. Das penible Werks-Setup trägt natürlich ebenfalls einen entscheidenden Teil zum extrem hohen Spielkomfort bei.
Ich habe dennoch abermals kurz den Sechkantschlüssel gezückt, um die Basssaiten noch eine Spur tiefer zu legen – und siehe da: Dank der geplekten Bünde ließ sich der Bass selbst mit dieser Ultra-Komfort-Einstellung noch komplett schnarrfrei spielen. Beim Spielkomfort punktet der hübsche Sandberg California Supreme 35th also vollkommen entspannt und leistet sich nicht den geringsten Anlass zur Kritik – ich bin wirklich begeistert!
Sound
Aus klanglicher Sicht geht die Testfahrt mit dem Sandberg-Bass nicht minder beeindruckend weiter: Schon bei den ersten Tönen wird klar, dass die Holzkonstruktion ungemein stark schwingt und einen sehr gesunden Sound liefert. Der Bass spricht blitzschnell an, alle Töne schwingen gleichmäßig und langsam aus, zudem sind keinerlei fundamentschwache Töne oder gar Deadspots auf dem Griffbrett auszumachen. Der geröstete Hals spielt bei diesen positiven Tugenden sicherlich eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Wie auch immer: Ich bin extrem gespannt, wie sich der Viersaiter aus deutsche Landen am Bassverstärker macht und habe zur Veranschaulichung wie immer einige Audiobeispiele sowie das obige Video aufgenommen. Der Bass ging dabei direkt in mein Audiointerface und wurde ohne zusätzliches Equipment mit Logic Pro aufgenommen.
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Wenn ein Bass passiv gut klingt, kann in der Regel auch im Aktivbetrieb nicht mehr viel schiefgehen – der Preamp ist letztendlich nur noch ein Add-On für etwas mehr Flexibilität oder extremere Sounds. Das ist bei unserem Testkandidaten zweifelsohne der Fall: Im Spilt-Modus mit beiden Tonabnehmern liefert der Sandberg California Supreme 35th einen überaus detailreichen und ausgewogenen Allround-Sound mit sattem Fundament, gut dosierten Mitten und einem relativ offenen Höhenbereich. Im Humbucker-Modus kommt der Sandberg dann noch deutlich muskulöser daher – präsentere Tiefmitten und ein leicht gedecktes Höhenspektrum lassen den Sound fetter und wärmer erscheinen, die Artikulation bleibt dabei aber keineswegs auf der Strecke.
Wer vielleicht denkt, dass leichte, sportliche Bässe kein ordentliches Pfund liefern können, wird vom Sandberg California Supreme 35th eines Besseren belehrt. Ich staune selber, wie wuchtig der schlanke Viersaiter über mein Test-Rig daherkommt!
Nicht weniger überzeugend kommen die beiden Delanos im jeweiligen Solomodus. Der Stegtonabnehmer benötigt für das tragfähige Fundament keinerlei Unterstützung vom EQ und liefert einen herrlichen knurrig-durchsetzungsstarken Sound. Der passive Halstonabnehmer-Sound wurde mit dem Delano im Split-Modus aufgenommen. Für einen klassischen P-Bass-Sound klingt der Delano-Humbucker zwar etwas zu modern, mit leicht abgesenkten Höhen via Tonblende geht es aber durchaus in diese nach wie vor sehr beliebte klangliche Ausrichtung.
Mit seinen beiden erstklassigen Pickups, dem Pickup-Split-Schalter und der passiven Tonblende zeigt sich der Jubiläums-Sandberg ja bereits sehr flexibel und liefert jede Menge tolle Sounds.
Ich wäre damit ehrlich gesagt schon zufrieden, weil hier die Subtanz einfach stimmt. Mit dem schicken Viersaiter geht aber dank der aktiven Sandberg-Elektronik noch deutlich mehr: Für die beiden folgenden Beispiele habe ich jeweils die Bässe und die Höhen ordentlich angehoben. Der Sound wirkt jetzt noch mächtiger und auf eine unaufdringliche Art transparenter und klarer. Klangmüll in Form von schwammigen oder harschen Frequenzen bleibt komplett außen vor. Und: Die Elektronik arbeitet zudem erfreulich nebengeräuscharm!
„Rockiger“ und „rotziger“ geht dank der schaltbaren Mittensektion natürlich auch. Für den bissigen Fingerstyle-Sound habe ich die Hochmitten und die Höhen deutlich angehoben:
Zum Schluss hört ihr den noblen Sandberg California Supreme 35th noch einmal mit dem Stegtonabnehmer im Solobetrieb. Der Delano arbeitet hier aber im Split-Modus als Singlecoil, sodass der Sound jetzt deutlich in Richtung 60’s Jazz Bass geht. Für etwas mehr Fülle und Wärme sorgt ein Bass-Boost und ein Mitten-Boost bei 480Hz:
bonedoleser sagt:
#1 - 02.05.2022 um 18:50 Uhr
Den Bass so gelobt und dann 0 von 5 Punkten…da ist doch was in der Redaktion schief gelaufen ;-) Ansonsten schöner und informativer Test. Danke für die gute Arbeit. Grüße Bonedoleser
Lars Lehmann sagt:
#1.1 - 04.05.2022 um 10:35 Uhr
hallo bonedoleser! hupps, natürlich ... da wurden noch gar keine punkte vergeben - wird natürlich umgehend verbessert! danke für den hinweis! vg, lars
Antwort auf #1 von bonedoleser
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenTom sagt:
#2 - 30.06.2022 um 14:22 Uhr
Hallo, könnt Ihr auch mal ein Test oder Review zum Sandberg TT 4 Racing 35 schreiben. Auch mal wieder ein passives Instrument. Eher bekommt ja aktive Bässe von Sandberg.