Praxis
Mein Testbass bringt ziemlich genau 4kg auf die Waage und liegt damit gewichtsmäßig für einen Viersaiter völlig im Rahmen. Am Bassgurt pendelt sich der Electra TT4 eher in der Waagerechten ein, wie man es von traditionell konstruierten Bässen im Fender-Stil in der Regel gewöhnt ist. Die Kopflastigkeit hält sich aber durchaus im vertretbaren Rahmen, wie ich finde. Abhilfe könnten hier sicherlich leichtgewichtige Tuner an der Kopfplatte schaffen – derartige Exemplare sind bei Sandberg aber den kostspieligeren California TT4-Modellen aus deutscher Fertigung vorbehalten.
Ein Highlight des preisgünstigen TT4-Modells ist für mich ohne Frage der Hals: Das schlanke Profil lässt sich in allen Lagen butterweich spielen und das Satin-Finish sorgt für eine edle, Nobelbass-mäßige Haptik. Mein Testkandidat kam zudem mit einem ausgezeichneten Setup an meiner Haustür an – sowohl die Halskrümmung als auch die Saitenlage waren ab Werk perfekt justiert, sodass sich der Bass wirklich leicht spielen lässt.
Bei stärkeren Anschlägen scheppern allerdings ein paar Töne um den 18. Bund auf der G-Saite, und auch die Leersaite neigt zu leichtem Rasseln. Die Bundierung meines Testkandidaten wurde also scheinbar nicht 100%ig akribisch vorgenommen, im Großen und Ganzen lässt es sich damit aber noch gut leben, so lange man nicht ständig jenseits des 12. Bundes unterwegs ist.
So viel erst einmal zu den Themen Handhabung und Spielkomfort – kommen wir daher direkt zu den klanglichen Fähigkeiten des Sandberg Electra TT4. Keine Frage, der Electra TT4 tönt prinzipiell wie ein Jazz Bass und liefert mit dem Balanceregler in Mittelstellung einen vollen und ausgewogenen Sound:
Obwohl der EQ noch komplett außen vor ist, klingt der Electra in meinen Ohren allerdings leicht gescoopt und kommt deshalb etwas moderner rüber als ein klassischer passiver Jazz Bass. Sehr positiv finde ich, dass mein Testbass keinerlei Deadspots aufweist und bereits unverstärkt bemerkenswert gut schwingt. Alle Töne verfügen über ein sattes Sustain klingen sehr gleichmäßig aus.
Für dich ausgesucht
Wenn man nun auf den Halstonabnehmer blendet, kommt man mit dem Electra TT4 erwartungsgemäß schnell in Preci-Gefilde. Der Sound in dieser Einstellung ist wirklich mächtig und besitzt jede Menge Definition:
Vor allem mit leicht geboosteten Bässen und abgesenkten Höhen geht der Sandberg trotz seiner grundsätzlich etwas moderneren Ausrichtung durchaus in Richtung Vintage:
Klar, mit der Ausrichtung auf Jazz-Bass-Sounds mit einer moderner Note eignet sich der Electra natürlich auch bestens für transparente Slapsounds, wie man im nächsten Beispiel eindrücklich hören kann. Mit dem Onboard-EQ habe ich hier die Bässe komplett und die Höhen zu etwa 50% angehoben:
Der Höhenregler eignet sich zudem hervorragend zur Hervorhebung der Attacks bei Fingerstyle-Sounds, falls mal mehr Durchsetzungkraft im dichten Bandmix gefragt sein sollte. Ich habe die Höhen bei der folgenden Aufnahme zu etwa einem Drittel geboostet:
Der Stegtonabnehmer sitzt beim Electra TT4 in der sogenannten 60’s-Position und liefert noch ausreichend tiefe Frequenzen für tragfähige Begleitsounds. Noch schöner und ausgewogener kommt der Stegtonabnehmer-Sound allerdings mit einer Portion vom Bass-EQ und abgesenkten Höhen. Ein toller Sound für solistische Einlagen und filigranere Bassarbeit!
Ralfo sagt:
#1 - 22.06.2021 um 16:15 Uhr
Ungenauigkeiten bei der Bundierung sind doch ein absolutes No-Go! Hätte ich so einen Bass bekommen, hätte ich den direkt zurück gegeben. 4,5 Sterne dafür? Ernsthaft?
lars.bonedo sagt:
#1.1 - 23.06.2021 um 05:51 Uhr
Hi Ralfo!Prinzipiell hast du absolut Recht. Bei unserem Testbass sind diese Ungenauigkeiten allerdings wirklich nur marginal, sodass wir uns dennoch zu dieser Bewertung und lediglich einem kleineren Punktabzug entschieden haben.Viele Grüße, Lars
Antwort auf #1 von Ralfo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernen