Gut ausbalanciert!
Echte alte Shortscale-Bässe sind aus ergonomischer Sicht oftmals keine Meisterwerke und lassen sich dementsprechend nicht wirklich angenehm bespielen. Kopflastigkeit, ein zu kleiner Korpus oder klobige Hals/Übergänge sind beispielsweise „Stolpersteine“, die die Handhabung erschweren können.
Sandberg wirkt diesen Problemen beim Florence mit diversen Maßnahmen wirkungsvoll entgegen und liefert einen Vintage inspirierten Shorty, der sich so leicht wie ein moderner Bass spielen lässt. Das beginnt bereits mit einer nahezu perfekten Balance – dank der leichten Mechaniken hängt der Sandberg Florence Bass in einer sehr komfortablen Spielposition mit leicht nach oben ragendem Hals am Gurt und muss nicht erst mühsam in Position gerückt werden.
Durch den relativ bauchigen Korpus hat man zudem nicht das Gefühl, einen Spielzeugbass vor dem Körper zu haben. Ganz im Gegenteil – die Korpusform fühlt sich relativ vertraut an und erfordert beispielsweise keine große Anpassung der Position des rechten Arms.
Angenehmes Jazz-Bass-Halsprofil
Gleiches gilt für den Hals: Sandberg hat sich hier für ein schlankes Jazz-Bass-Profil mit einer Sattelbreite von 38mm entschieden, an das sich zumindest die Jazz-Bass-Fans nicht erst gewöhnen müssen.
Den Rest besorgt das erstklassige Setup, mit dem Sandberg den Shorty ausliefert, denn sowohl die Halskrümmung als auch die Saitenlage waren ab Werk bereits perfekt justiert und der Bass ließ sich quasi direkt aus dem Karton butterweich bespielen.
Für dich ausgesucht
Natürlich trägt auch die insgesamt erstklassige Verarbeitung einen guten Teil zum angenehmen Spielgefühl bei. Mein Testbass bietet – angefangen bei der Bundierung über die Lackierung bis zu den Holzarbeiten – nicht den geringsten Anlass für Kritik!
Erstklassige Tonbildung
Die Verwendung von hochwertigen Komponenten und deren tadellose Verarbeitung machen sich dann erwartungsgemäß auch in der Tonentwicklung des kleinen Basses bemerkbar. Der Florence entwickelt im Trockenmodus ohne Amp einen relativen lauten und hervorragend definierten Ton und verfügt über ein üppiges Sustain. Stumpfe Töne oder gar fiese Deadspots sucht man auf dem Griffbrett vergeblich.
Das ist alles absolut großartig, aber natürlich wollen wir nun auch wissen, wie sich der neue Sandberg Florence Bass am Bassverstärker macht. Dazu hören wir uns jetzt erst einmal einige Audiobeispiele an, für die ich den Bass ohne zusätzliches Equipment aufgenommen habe. Auch bei der Nachbearbeitung kamen keinerlei klangverändernde Plugins zum Einsatz.
Sandberg Florence Bass – Soundfiles
Sandberg verspricht im Werbetext klassische Split-Coil-Sounds und gigantische Mudbucker-Sounds – der Florence Bass ist also kein „One Trick Pony“. Im ersten Beispiel hört ihr den Sandberg Florence mit voll aufgedrehter Tonblende im „normalen Modus“.
In der Tat erinnert der Sound hier an den des legendären Precision-Basses. Grund für den vertrauten Klangcharakter ist in erster Linie die Position des Tonabnehmers, und natürlich trägt auch die Verwendung der traditionellen Holzkombination einen nicht unerheblichen Teil dazu bei.
Davon abgesehen weicht der Shorty jedoch in einige Parametern deutlich von einem Longscale-Preci ab, was sich logischerweise im Sound deutlich bemerkbar macht. Der Bass erzeugt aufgrund der kurzen Mensur weniger Obertöne, sodass der Sound kompakter als bei einem normalen Precision-Bass wirkt.
Zudem schiebt der Humbucker die Tiefmitten deutlicher in den Vordergrund und bildet die Höhen nicht so offen ab wie ein klassischer Split-Coil-Pickup. Das Resultat dieser Faktoren ist ein fetter, aber durchaus sehr gut definierter Sound mit schönem Vintage-Flair, der ohne Frage in vielen Musikrichtungen eingesetzt werden – ich bin begeistert!
Wer es noch old-schooliger mag, der greift einfach zur Tonblende des Florence Basses. Auf dem Reglerweg liegen zahlreiche tolle Schattierungen, und ganz zugedreht bekommt der Sound einen leichten Mitten-Kick, der dem Sandberg Florence Bass wirklich sehr gut zu Gesicht steht und für zusätzliche Wärme sorgt.
Auf perkussive Spieltechniken reagiert der Sandberg Shorty sehr gelassen und setzt Slapping oder Plektrum-Grooves wirklich erstaunlich knackig um, wie ihr in den folgenden Beispielen hören könnt. Die Tonblende war bei beiden Clips voll aufgedreht.
Sandberg Florence Bass: Special Feature
Zum Abschluss hören wir uns das Spezial-Feature des Sandberg Florence an und ziehen das Tone-Poti, um den zusätzlichen Kondensator zu aktivieren. Neben den Höhen werden jetzt auch die Mitten deutlich ausgedünnt, sodass der Sound insgesamt mächtiger wirkt.
Gleichzeitig verliert der Florence aber auch (gewollt) an Transparenz und Durchsetzungskraft – der Sound geht also tatsächlich in Richtung des legendären Gibson Mudbucker-Pickups.
In meinen Ohren klingt der Florence allerdings nicht ganz so hohl wie beispielsweise ein Gibson EB0, weil der Tonabnehmer eben deutlich weiter rechts parkt und damit weniger Tiefbassfrequenzen abgreifen kann. Der leicht schwammige Old-School-Sound-Sound hat aber zweifelsohne eine Menge Charme und ist für speziellere Genres sicherlich eine tolle Klangoption.
Sandberg Florence Bass – das sind die Alternativen
Modell | Sandberg Florence Bass | Sandberg California VS Lionel | Gibson SG Bass |
---|---|---|---|
Mensur | 30“ | 30“ | 30“ |
Elektronik | passiv, Lautstärke, Tonblende, zweiter Kondensator für Mudbucker Sound | passiv, Lautstärke, Tonblende | passiv, V/V/T |
Tonabnehmer | Sandberg Fourty Eight Humbucker | Sandberg Split Single Coil | Rhythm SG Bass (Hals) und Lead SG Bass (Steg) Humbucker |
Korpus | Erle | Esche | Mahagoni |
Hals | Ahorn, geschraubt | Ahorn, geschraubt | Mahagoni, eingeleimt |
inklusive Koffer/Gigbag | Gigbag | Gigbag | Koffer |
Preis | 1.719,- Euro | 1.699,- Euro | 1.599,- Euro |
Bewertung im Test | 5 Punkte | -/- | -/- |
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