Praxis
Die Werksangabe für das Gewicht der SL-Serie lautet ca. 3,1 Kilogramm. Von der Automobilindustrie weiß man ja, dass diese Werte oft eher optimistisch gewählt sind. Mein Testbass allerdings unterbietet die Werksangabe sogar noch um 100 Gramm! Exakt 3 Kilogramm zeigt die Waage. Das ist für einen Massivholz-Bass ohne gechamberten (mit Hohlkammern versehenen) Korpus schon ein wirklich erstaunlicher Wert!
Wie jede Jazz-Bass-Konstruktion neigt auch der SL TM 4 zu einer leichten Kopflastigkeit – das ist zwar nicht schön, aber normal. Der große Unterschied zeigt sich jedoch beim Spielen im Stehen. Wo kopflastige Bässe gerne an der Schulter ziehen, spürt man den Sandberg fast nicht, was definitiv deutlich den Rücken entlastet.
Der Rest ist vertraut, das moderne C-Profil (nicht ganz so fett wie bei Vintage-Bässen) bietet der Hand genügend Substanz, erlaubt aber auch schnelles Spiel und moderne Techniken. Das matte Finish fängt auch nach längerer Spielzeit nicht an zu kleben und fühlt sich eher wie geöltes Holz an.
Die Saitenlage wurde ab Werk sehr flach eingestellt; trotzdem schnarrt und scheppert aber rein gar nichts. Bis inklusive des 22ten Bundes ist dank des großzügigen unteren Cutaways jeder Ton gut zu erreichen.
Alles in allem gibt es somit für die Bespielbarkeit von mir schlicht nur Bestnoten. Aber all die tollen Werte und das viele Lob sind natürlich am Ende nichts wert, wenn der Bass nicht klingt. Die große Frage muss daher lauten: wie klingt ein derart leichter Bass mit Korpus aus Zedernholz?
Ich hatte bereits vor ca. einem Jahr das Vergnügen, einen Prototyp des SL anzuspielen und mit Holger Stonjek, dem Chef von Sandberg, ausgiebig darüber zu plaudern. Holger sagte mir, dass der Bass sehr spritzig in der Ansprache sei und viel Attack besäße, allerdings etwas weniger Sustain als schwerere Bässe. Dies ist bereits das exakte Fazit für meinen Testkandidaten: Er ist rein akustisch gespielt auffallend agil und schnell. Diese Eigenschaft sowie das prägnante Attack laden geradezu zu perkussiven Spieltechniken ein. “Spaß-Bass” ist eines der ersten Wörter, die mir beim Anspielen durch den Kopf schießen.
Ein Vergleich mit einem meiner eigenen Bässe in der 4-Kilo-Klasse offenbart, dass der SL in der Tat etwas weniger Sustain aufweist. Dies fällt aber wirklich nur in einem direkten Vergleich auf, bewegt sich wahrscheinlich im einstelligen Prozentbereich und wird sicher in keinem musikalischen Kontext je relevant werden. Selbst für lange Noten in Balladen reicht das Sustain dieses Sandberg-Basses dicke.
Etwas schlanker im Bassbereich wirkt der SL ebenfalls, meine schwereren Bässe kommen da mit etwas mehr “Substanz” daher, dies muss jedoch nicht zwangsläufig ein Nachteil sein, denn im Studio oder live wird der Bass ja zumeist ohnehin mit einem Low Cut bearbeitet.
Bleibt noch die Frage, ob die sich positiven Eigenschaften des SL auch verstärkt zeigen. Hier ein paar Soundbeispiele:
Für dich ausgesucht
Wie schon fast zu erwarten, setzten sich die akustischen Eigenschaften auch im verstärkten Betrieb fort. Der Sandberg SL ist spritzig, schnell in der Ansprache und besitzt ein tolles Attack. Der Humbucker mit seinem mittigen Grundcharakter unterstützt dies noch zusätzlich. Allerdings ist der TM4 auch etwas schlanker im Bassbereich, was ebenfalls zu erwarten war. Das geringe Gewicht hat eben auch seinen Preis, doch dieser fällt glücklicherweise relativ gering aus.
Leider gibt es aber noch ein Manko: Die Elektronik gefällt mir persönlich nicht so besonders, denn sie verändert den Charakter des Sounds bereits bei Aktivierung und klaut dem SL etwas von seinen im Grunde sehr schönen Mitten. Auch die Wirkungsweise der Regler könnte meines Erachtens etwas besser abgestimmt sein. Und: Der Höhenregler verursacht relativ schnell ein deutliches Rauschen. Ich finde ja, der SL TM4 braucht die Elektronik eigentlich gar nicht und ist bereits im Passivzustand perfekt!