Ein Drumset, komplett aus Holz. Man muss keine Felle stimmen, kann es leicht transportieren, schnell aufbauen und man könnte bei MTV-Unplugged damit so richtig auftrumpfen. Das Booster-Set von Schlagwerk bietet etliche Vorteile gegenüber einem echten Drumset, besonders an der Schnittstelle zwischen Percussion- und Drumsounds. Da fallen zuvorderst ganz oberflächliche Unterschiede auf. Das Booster Set lässt sich zum Beispiel auf kleinstem Raum verstauen, nimmt die Booster-Bassdrum doch gerade mal 50 x 30 x 48 cm Platz in Anspruch, die Cajinto sogar nur 27 x 27 x 30 cm.
Eine 24“ Bassdrum beansprucht im Gegensatz dazu gerne ausladende 60 x 60 x 48 cm. Dazu kommt noch das Gewicht für die Hardware, und so ist man schnell nicht nur in Sachen Sounds deutlich klobiger unterwegs. Apropos unterwegs: Wie transportiert man ein Drumset eigentlich in der Bahn, wenn man kein Auto besitzt? Auch hier könnte das Booster-Set eine passende Alternative sein, aber bevor ich weiter alltägliche Situationen beschreibe, hier noch die wesentlichen Facts: Die Bass-Cajon besteht aus Okume, einem weichen Holz aus Westafrika. Es ist wichtig, für die Bassdrum einen möglichst flexiblen Baustoff zu wählen, da die Schlagfläche im Vergleich zum Fell eines richtigen Drumsets sehr starr ist, ein insgesamt zu steifer Korpus würde also nur einen schwachen und dumpfen Ton von sich geben, wenn man ihn mit dem Pedal spielt. Das Okume-Holz lässt aber tatsächlich so etwas wie Punch zu. Die Größe der Trommel und die Härte des Holzes kommen einem tiefen Bass ohnehin entgegen. Diese große Bass-Cajon kann übrigens – typisch Cajon – gespielt werden, während man auf ihr sitzt. Zwei Schlitten auf ihrer Rückseite sorgen dafür, dass man das Instrument leicht nach hinten kippen kann, um nicht wie sonst – leider auch typisch Cajon – wie ein Affe über dem Instrument hängen zu müssen.
Will man aber die Cajon – wie vordergründig konzipiert – als Bassdrum benutzen, also ein Pedal anschließen und kicken, dann kommt die Schlagwerk-Bodenplatte zum Einsatz. Die beiden Schlitten der Rückseite werden nun in einem Schraubverschluss verankert, während die Vorderseite von zwei Haken fixiert wird. Außerdem bietet die Bodenplatte die Möglichkeit, ein Clip-Mikrofon an einer dafür vorgesehenen Lasche für den perfekten Sound im Innenraum der Trommel zu befestigen. Eine andere Holzlasche an der Außenseite ist für die Befestigung des Pedals vorgesehen. Ein mitgelieferter Klöppel, der ein wenig an einen zu klein geratenen Tennisball erinnert (es ist ein zu klein geratener Tennisball!) soll für einen ausgewogenen Kick sorgen. Im Inneren der Bass-Cajon garantieren etliche kleine Features klangliche Flexibilität: So ist ein handelsüblicher Snareteppich – einmal durch alle Spiralen zweigeteilt – an der Innenseite der oberen Schlagfläche angebracht, die Spiralen liegen also direkt auf. Noppenschaum an der inneren Rückwand der Bass-Cajon sowie eine Mega-Old-School-Schraub-Dämpfung sollen feinste Soundjustierungen ermöglichen.
Das wirkt zwar etwas improvisiert, ist aber sauber verarbeitet. Apropos improvisiert: Mich beschleicht das Gefühl, als hätte McGyver unbedingt eine Cajon gebraucht, und versucht, sich aus den fünf Sachen, die er gerade zur Hand hatte, eine zu bauen. Alles ist absolut zweckdienlich und gut verarbeitet, gleichzeitig aber auch sehr rudimentär konstruiert. Das soll aber keinesfalls heißen, dass der goldene Weg besonders kompliziert sein muss. Nein, ganz traditionsbewusst trifft Schlagwerk mit den simpelsten Mitteln genau ins Zentrum. Traditionsbewusst deshalb, weil schon die Erfinder der Ur-Cajon, die afrikanischen Sklaven in Südamerika, einen Ersatz für ihre traditionellen Instrumente brauchten. Und die hatten nichts weiter als die Fisch- und Bananenkisten vom Hafen zur Verfügung – wirkliche Improvisationskunst und handwerkliches Geschick waren gefragt. Auch Cajons haben sich weiterentwickelt, aber Schlagwerk hat beim Bau seines Box-Sets auf etliche Innovationen verzichtet, was natürlich den Preis im Rahmen hält, das Klangerlebnis aber nicht beeinflusst. Mit einem schnellen Handgriff von außen den Snareteppich verstellen zu können, das vermisse ich. Aber das betrifft eher das Handling auf der Bühne als den Klang.
Für dich ausgesucht
Die Cajinto – entwickelt von Roland Peil – mimt im Set die Snare, ist eckig, unten offen und wird zur Öffnung hin konisch etwas schmaler. Das Instrument ist aus sieben Lagen Erlenholz gefertigt – ein absolutes Nutzholz, weich und flexibel, gleichzeitig relativ stabil. Auch hier lässt sich Interessantes entdecken: Die Schlagfläche ist zu zwei Dritteln aufgeraut und zu einem Drittel glatt.
Aha, man soll also richtig ordentlich den Besen rühren können! Innen ähnelt das Raumkonzept dem der Basscajon: Ein Spiralteppich wird an die Schlagfläche gedrückt und kleine Glöckchen geben noch ein paar hohe Frequenzen hinzu. Ob das alles funktioniert wie geplant, das sieht auch ein Mc Gyver erst in der Praxis!