Nach vielen langen Jahren der Bequemlichkeit ist es der Firma Schlagwerk nun gelungen, eine neue Erfindung zu präsentieren, welche uns aus dem Sitzen zwingt und uns auffordert, beweglicher und aktiver zu werden. Krumme Rücken und schiefe Haltungen gehören der Vergangenheit an, nicht mal wenn man wollte, könnte man sich bequem auf die kleine Kiste mit dem bezeichnenden Namen “Move Box” setzen: Dieses Instrument will sofort umgeschnallt und gespielt werden. Dabei bleiben die Füße garantiert nicht still, denn das Cajon verführt zum Laufen, zum Springen und zum Tanzen. Die Idee eines neuen Fitnesskonzeptes ist mit dieser Trommel schon längst geboren und hat das Potential, ganz groß rauszukommen. Jedoch wurde die neue Kiste nicht nur aus gesundheitlichen Gründen entwickelt. Zu welchen anderen Zwecken sie nützlich sein kann, werden wir in unserem Test herausfinden.
Bereits in den letzten Jahren ist viel passiert im Hause Schlagwerk. Diverse Add-Ons wie der Heck-Stick, die Side-Kick, das Sizzle Board und verschiedene Flaps erweitern nun die Möglichkeiten, auf dem Cajon zu spielen – genauso wie immer neue Apps den Funktionsumfang der Mobiltelefone erweitern. Die Basstube, Cajon-Mikrofone, sowie zahlreiche anderen Erfindungen haben den Sound der Holzkiste in den letzten zehn Jahren maßgeblich verändert und perfektioniert. Passend zum 30. Geburtstag der Firma ließen sich die kreativen Köpfe nun mit der Move Box wieder etwas ganz Neues einfallen:.. Neu ist aber nicht nur die Mobilität beim Musizieren mit dieser kleinen Holzkiste: Auch ihre Form, das Resonanzloch und der Sound haben sich verändert.
Details
Gestaunt habe ich nicht schlecht, als ich von einer neuen Cajon hörte, die man zukünftig in Marchingbands und Blaskapellen verwenden könne. Als ich aber den quaderförmigen Karton öffne und eine keilförmige Konstruktion herausnehme, bin ich wirklich sehr überrascht. Die Keilform des Cajons ist nun wirklich ungewöhnlich, doch kann ich mir vorstellen, dass sie sehr praktisch sein wird, da diese das Spielen im Stehen sehr ergonomisch und angenehm macht. Angenehm sind dabei sicher auch die abgerundeten Kanten der Spielfläche: Sie ermöglichen ein schonendes Trommeln sowohl im Stehen als auch beim Gehen und Marschieren.
Länge und Breite des Cajons sind nahezu gleich wie bei anderen Schlagwerk-Cajons. Der entscheidende Unterschied ist die Tiefe des Klangkörpers. Statt der gewöhnlichen 30 liegt das neue Instrument bei cirka 20 Zentimetern. Ansonsten beträgt die Länge 49 und die Breite 29 Zentimeter. Vier auf der Bodenplatte angeklebte und angetackerte Filzkissen helfen dem Instrument, stabil auf dem Boden zu stehen und nicht zu verrutschen. Aufgrund der kleineren Maße des Cajons ist es jedoch nicht möglich, auf dem Instrument gleichzeitig zu sitzen und zu spielen. Ein Produktvideo auf der Homepage der Firma zeigt mir allerdings, dass ich mit Hilfe eines Stuhls, den ich hinter dem Cajon platziere, auch im Sitzen spielen kann. Gemacht, getan. Resultat: Funktioniert. Jedoch lässt sich über die Optik während des Musizierens vortrefflich streiten.
Der Korpus sowie die Schlagfläche der Move Box bestehen aus Birkenholz. Anders als bei den “normalen” Cajons von Schlagwerk, bei denen die Schlagfläche unten geleimt und oben mit Schrauben befestigt ist, wird der Leim bei der Move Box gänzlich eingespart. Die gesamte Schlagfläche der Move Box ist mit 17 Schrauben versehen und am Korpus verschraubt. Auch auf das Schallloch, welches sich normalerweise hinten befindet, wird bei der neuen Kiste verzichtet. Grund dafür ist, dass im Stehen die hintere Holzplatte am Körper anliegt und somit das Schallloch abgedeckt werden würde. Folglich wäre kein richtiger Basston wahrzunehmen. Damit aber trotzdem genügend Bassanteil zu hören ist, haben die ideenreichen Köpfe von Schlagwerk den rechteckigen Bassreflexschlitz entwickelt. Dieser ist am unteren Ende auf der nach vorne gerichteten Seite der Cajon zu finden. Wie sich der Sound dadurch verändert, werde ich euch im Praxisteil zeigen.
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Wie sonst das Innenleben der Wunderkiste aussieht, ist nur zu erahnen, da kein Einblick gewährleistet wird. Die Enttäuschung meinerseits ist groß darüber, da es mich interessiert, wie der Snare-Effekt bei dieser Cajon funktioniert. Schließlich jedoch trifft mich ein Geistesblitz und ich komme auf die glorreiche Idee, die gesamte Schlagfläche abzuschrauben. Dies habe ich dann auch nach ein paar mühseligen Minuten geschafft. Beeindruckt bin ich allerdings nur mäßig, als ich das Geheimnis lüfte: Der Snare-Sound wird durch 40 Spiralen erzeugt, welche auf die Schlagfläche gedrückt werden. Das ist keine neue Erfindung, jedoch eine bewährte Methode aus dem Hause Schlagwerk.
Neu sind bei der Kiste die Hilfen, dank derer man mit dieser Cajon beim Spielen stehen und laufen kann – ich meine damit weder Krücken noch die Haltearme am Badewannenrand, sondern natürlich das Gurtsystem. Der Gurt ist an zwei kleinen Metallplatten befestigt, die wiederum mit zwei Schrauben an der Cajon angebracht sind. Der Gurt selbst ähnelt sehr einem Autogurt und wirkt auch dementsprechend stabil und sicher. Er wird um die Hüfte gespannt und mittels einer Schnalle geschlossen, was prima funktioniert. Gut und schnell verstellbar, schmerzt er außerdem auch nach längerem Tragen nicht. Zusätzlich liefert Schlagwerk noch ein 30 cm langes Verlängerungsgurtstück, damit nun auch wirklich jeder die Move Box benutzen kann. Des Weiteren geben eine Schaumstoffplatte und zwei zusätzliche Schützer zusätzlichen Komfort beim Tragen. Die zwei Schützer sind nach Belieben zu verändern, da sie wie schon beim Sidekick mit Klettverschlussprinzip funktionieren und somit flexibel anzubringen sind.
Oliver Heck sagt:
#1 - 26.11.2012 um 01:32 Uhr
Vielen Dank für den informativen und sehr detaillierten Test!