Praxis
Die Move Box ausgepackt, den Gurt eingestellt und sofort um die Hüfte festgemacht: Tatsächlich brauche ich nichts weiter zu tun oder einzustellen, bis ich mit dem Vergnügen loslegen kann. Mich überrascht sofort, wie angenehm die Kiste zu spielen ist. Durch die keilförmige Konstruktion muss ich meinen Oberkörper im Gegensatz zu “Sitzcajons” gar nicht nach vorne bewegen. Die Höhe kann ich perfekt mit dem Gurt einstellen und durch das geringe Gewicht bekomme ich während der gesamte Recording Session keine Rückenschmerzen. Der erste Eindruck stimmt.
Nachdem ich nun alle Details mit dem Auge bewundert und mit den Händen schon mal gefühlt habe, interessiert mich, ob sich auch meine Ohren mit der Wanderkiste anfreunden können. Was ich nach den ersten Schlägen wahrnehme, ist ein warmer, angenehmer Cajon-Sound. Bei leisen Schlägen – egal ob bei Bässen, Slaps oder Tones – sprechen die Schnarrsaiten weniger an, was zu einem holzigeren Sound führt. Dies muss kein Nachteil sein, sondern kann als Stilmittel verwendet werden oder geschmacklich bevorzugt sein. Je mehr “Stoff” ich dann gebe, desto mehr bekomme ich dann auch von den Schnarrsaiten zu hören und nehme einen in sich runden Sound wahr. Hier dazu die ersten Soundbeispiele:
Insgesamt erinnert mich persönlich der Sound der Kiste an die ebenfalls von Schlagwerk stammende “Hip Box Junior Cajon”. Die beiden sind sich insofern ähnlich, als dass der Gesamtsound beider Cajons sehr mittenlastig ist. Dies entsteht vermutlich durch den kleineren Korpus, den die beiden im Vergleich zu gewöhnlichen Cajons haben. Je nach Stilistik kann das als Vor- oder Nachteil empfunden werden. Richtig fette Bässe sind aber nicht zu erwarten. Der Basston ist gut vom Snaresound getrennt, trotzdem könnten sich meiner Meinung nach die Slaps noch mehr von den Open Tones abheben. Dabei spielt allerdings auch die Stimmung und die Spieltechnik eine große Rolle. Der Sound kann durch Veränderung der beiden Aspekte beeinflusst werden.
Mich interessiert außerdem, wie das Cajon mit Besen gespielt klingt. Mit Plastikborsten-Besen versuche ich mein Glück und bin positiv überrascht. Einerseits sprechen die Borsten gut an und entwickeln einen schönen hellen Besensound, andererseits klingen die Schläge als auch das Wischen sehr präsent und nicht zu leise. Daumen hoch! Anschließend teste ich noch weitere Spieltechniken und versuche, dem Instrument noch andere Sounds zu entlocken. Die Möglichkeiten sind auf jeden Fall groß und bereit, erforscht zu werden. Doch hört selber:
Beim Versuch, den Sound der Kiste zu verändern, halten sich die Möglichkeiten leider in Grenzen. Um den Snare-Sound zu verändern, braucht es – wie man weiter oben im Text schon nachlesen durfte – viel Geduld und Ausdauer. Die Schnarren sind zwar fix am Korpus verschraubt, können aber eventuell mit einem Inbusschlüssel abgeschraubt werden. Die Möglichkeit würde also theoretisch bestehen, ist aber sicher nicht so bequem wie bei einer 2inOne-Cajon. Vorher müssten, alle 17 Schrauben von der Schlagfläche abmontiert werden, um überhaupt zu den Spiralen zu gelangen. Daher versuche ich mein Glück lieber beim Justieren der Schrauben. Tatsächlich wird der Sound der Move Box trockener und heller, wenn ich die Schrauben fester anziehe. Doch beim umgekehrten Versuch die Schrauben zu lockern, klingt die Kiste schnell dumpf. Nach etwas Experimentieren komme ich aber zu einem zufriedenstellenden Ergebnis:
Für dich ausgesucht
Zum Schluss nutze ich die Chance und teste die Cajon auch in anderen Räumlichkeiten, da mir das neue Instrument erlaubt, schnell von Ort zu Ort zu gelangen und der Cajonklang sehr stark von der jeweiligen Raumresonanz abhängt. Mein Resultat meiner kleinen Wanderung fällt sehr positiv aus, da ich finde, dass das Instrument sehr “ehrlich” klingt und unterschiedliche Räume den Sound nie komplett verfälschen.
Oliver Heck sagt:
#1 - 26.11.2012 um 01:32 Uhr
Vielen Dank für den informativen und sehr detaillierten Test!