PRAXIS
Die Befestigung des Cajon Mics ist kinderleicht. Innerhalb kürzester Zeit sind die beiden Halteblöcke mit den Plastikschrauben an den Seiten des Schalllochs befestigt und das Mikro hängt in Position. Jetzt wird noch einer der beiden Klettstreifen neben dem Schallloch an die Rückwand des Instruments geklebt, damit der XLR-Stecker auch in Position gebracht werden kann und schon ist man einsatzbereit. – sofern man ein Schlagwerk Cajon oder ein anderes kompatibles Modell benutzt. Weder an meiner Valter Bigbox-, noch an die Pepote Maxi- oder Studio Pro-Cajons lässt sich das Mikrofon befestigen, da die Schalllöcher dieser Modelle etwas anders konstruiert sind. Bei einem ist die Rückwand zu dick, und das andere hat für die Bassabsenkung einen kleinen trichterförmigen Einsatz. Das führt dazu, dass es keine Haltemöglichkeit für die Kerben gibt, die an der Innenseite des Schalllochs an die Rückwand gesteckt werden sollten. Das ist schade, zeichnet sich doch ein großer Teil von Schlagwerks Cajon-Zubehör normalerweise dadurch aus, das es auch mit Instrumenten anderer Hersteller ohne Einschränkung funktioniert. Zum Hörvergleich baue ich neben dem Cajon Mic einige andere Optionen für die Mikrofonierung auf. Ein SM57 hinten am Schallloch, eine Shure Beta 91 (Grenzfläche) innen im Instrument und ein Audix D6 als Beispiel für ein Bassdrum-Mikrofon. Die Ergebnisse kannst Du in den folgenden Audiofiles hören. Hier sind die Files komplett unbearbeitet, erst mit den Händen, dann mit Besen gespielt.
Jedes der vier Mikros klingt vollkommen anders. Das Audix bringt wie erwartet die beste Basswiedergabe, allerdings hapert es bei den hohen Frequenzen, hier wird eindeutig ein zweites Mikro vorne am Instrument benötigt. Der “Klassiker”, das Shure SM57 bringt bei gleicher Position ebenfalls einen fetten Bass, die Slaps und hohen Akzente des Spiels kommen besser durch. Als All-in-One Lösung für die Bühne sicher besser geeignet. Die Grenzfläche Shure Beta 91 überträgt sowohl Bässe wie auch Slaps deutlich. Die hohen Akzente kommen naturgemäß besser durch als bei den Mikros hinter dem Schallloch. Es gibt die typischen Resonanzfrequenzen eines Mikros im Inneren des Instrumentes, diese können aber mit einer Anpassung des EQs behoben werden, wenn der Soundtechniker sein Handwerk versteht. Das Schlagwerk Cajon Mic klingt bei ersten Tests noch nicht ganz überzeugend. Wie erwartet bei der Abnahme am Schallloch sind die Bässe schön druckvoll. Die Höhen kommen allerdings nicht so gut durch, hier haben SM57 und Beta 91 die Nase vorn. Beim Spiel mit Besen wird das nochmal besonders deutlich. Außerdem hört man das Vibrieren des Cajon Mics an seiner Gummibefestigung!
Als nächstes passe ich den EQ mit für das Cajon typischen Einstellungen an. Die Mitten drehe ich heraus und bei den Bässen und hohen Frequenzen gebe ich etwas dazu. Jetzt lässt sich bei allen Lösungen mit mehr oder weniger drastischen Eingriffen ein brauchbarer Sound erzeugen. Für die verschiedenen Mikros benutze ich unterschiedliche Einstellungen. Mein Ziel ist ein Sound, wie ich ihn live benutzen würde, wenn mir nur ein Mikro zur Verfügung stünde. Beim Cajon-Mic muss man im Gegensatz zum SM57 und der Grenzfläche im Höhenbereich wirklich erheblich aufdrehen um einen ausgeglichenen Sound zu bekommen. Aber auch mit EQ-Anpassung klingen SM57 und Beta 91 immer noch natürlicher.
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Nun gut, das Mikro ist ja auch für den Live Einsatz gedacht, da kommt es manchmal auf ganz andere Faktoren an als im Studio und die Karten werden noch einmal komplett neu gemischt. Also nehme ich das Cajon Mic übers Wochenende mit zu einem Konzert mit meinem Jazz-Trio.
Wie viele Perkussionisten spiele ich live mit einem Setup aus unterschiedlichen Instrument wie Cajon, Udu und Frame-Drums. Je nachdem, welche Instrumente ich gerade spiele, ändere ich meine Sitzposition. Mit einem Mikro hinter dem Cajon kann das schon mal zu Schwierigkeiten führen, da schon eine kleine Änderung der Position den Klang grundsätzlich verändert. Hier liegt ein großer Vorteil eines Mikrofons, das entweder im Cajon liegt oder am Cajon befestigt ist. Man hat Bewegungsfreiheit und muss sich um eventuelle Veränderungen der Sitzposition keine Sorgen machen.
Normalerweise benutze ich eine Kombination aus der Beta-Grenzfläche im Cajon und einem zweiten Mikro von vorne. Die Grenzfläche bringt nach EQ-Anpassung schon einen guten Gesamtsound, vom vorderen Mikro bekomme ich noch etwas mehr Natürlichkeit in den oberen Frequenzen. Diesmal habe ich zusätzlich das Schlagwerk-Mikrofon dabei.
Nachdem ich das Mikrofon mit einer abenteuerlichen Konstruktion aus Gaffa an meiner Pepote Cajon befestigt habe, checken wir als erstes die Grenzfläche und das Cajon Mic im direkten Vergleich. Es wiederholt sich der Eindruck aus dem Studio: Die Bässe kommen gut über, aber im Höhenbereich lässt das Cajon Mic einiges zu wünschen übrig. Mit erheblichem EQ-Tweaking bekommen wir einen brauchbaren Bühnensound gebastelt, aber ich ziehe In jedem Fall das Beta 91 vor (es kostet allerdings auch um einiges mehr). In Kombination mit dem vorderen Mikrofon verbessert sich der Gesamteindruck. Das zweite Mikro bringt die Frequenzen, die dem Cajon Mic fehlen. Das ist allerdings nicht wirklich Sinn der Sache, sollte das Cajon Mic doch eine “All-in-One” Lösung sein.