Schlagzeug aus verschiedenen Herstellern kombinieren

Unser heutiges Thema: das zusammengewürfelte Schlagzeug. Also ein Drumset, bei denen Instrumente von verschiedenen Herstellern bunt gemischt und kombiniert werden. Das mag für den einen oder anderen Puristen nach einer Horrorvorstellung klingen – tatsächlich kommt das aber öfter vor, als man denkt. In dieser Sound und Equipment-Kolumne sprechen wir darüber.

Schlagzeug aus verschiedenen Herstellern kombinieren
Ein Schlagzeug aus verschiedenen Herstellern kombinieren. (Alle Fotos: Christoph Behm)

Nicht wenige Drummer ahmen ihre Idole nach, da darf dann bitte nur eine Trommelfirma – und deren Hardware-Linie – mit einer Beckenfirma kombiniert werden. Ganz so, wie es uns die großen Endorser und die (mittlerweile papierlosen) Produktkataloge seit vielen Jahren vorleben. Und diese Mischung hat schon was, ganz ohne Frage: Es sieht einfach aufgeräumter aus und wirkt auf viele Musiker auch ästhetischer. Aber klingt es auch besser? Und geht es nicht unter Umständen auch preisgünstiger? Schauen wir uns mal Situationen und Denkansätze an, in denen Trommeln bunt gemixt werden.

Inhalte
  1. Im Studio werden Drums gern aus verschiedenen Teilen zusammengestellt
  2. Kreativ werden und Geld sparen beim Equipment-Kauf
  3. In Sounds denken, also mehr mit den Ohren als mit den Augen
  4. Wie kombiniert man am besten für den Anfang?

1. Im Studio werden Drums gern aus verschiedenen Teilen zusammengestellt

Wer klingt – gewinnt! Bei Studiosessions geht es vor allem darum, den richtigen Sound in einem sehr überschaubaren Zeitfenster parat zu haben und dann passend einzusetzen. Deshalb gibt es viele Sessiondrummer, die über eine ganze Armada an modernen und Vintage-Trommeln verfügen, die entweder einen (immer mal wieder gefragten) stereotypischen Klang bedienen oder auch in einer ganz bestimmten Weise stark modifiziert sind, um bei Bedarf exotische oder besonders trashige Sounds zu liefern. Hier spielt dann die Trommelmarke erst einmal eine untergeordnete Rolle… obwohl bestimmte Drums fast überall als Referenz gelten und daher auch immer wieder anzutreffen sind. Als Beispiele seien hier Yamaha 9000er Recording Trommeln, Rogers Drums aus den 1960er Jahren oder Ludwig Supraphonic Snares erwähnt.

2. Kreativ werden und Geld sparen beim Equipment-Kauf

In anderen Teilen der Welt, wo der Rubel nicht so rollt und das Musikalienangebot nicht so pralle ist, sind Musiker oft darauf angewiesen, mit dem zu arbeiten, was da ist. Aber auch hier in Deutschland spricht überhaupt nichts dagegen, ein oder mehrere gebrauchte Instrumente zu einem individuellen Set zu kombinieren und dabei auch noch Geld zu sparen. Am häufigsten wird sicherlich zuerst die Snaredrum im Set ausgetauscht. Allerdings gibt es auch jede Menge einzelne Tom-Toms und Bassdrums in den gängigen Gebrauchtportalen zu finden, zum Teil auch zu echt günstigen Preisen. So habe ich mir das eine oder andere Proberaum-Set für Bands zusammengestellt. Aber nicht nur der Preis ist ein Argument dafür, mal was anderes zu probieren.

Mit unterschiedlichen Fellen, Kesselgrößen und Tunings bei der Bassdrum zu experimentieren, macht einfach großen Spaß. So klingt ein und derselbe Groove auf einmal ganz anders und fühlt sich auch anders an. Oder wie wäre es mal mit Concert Toms ohne Resonanzfell oder Roto-Toms statt der normalen Toms? Klar sehen die Oberflächen der Trommeln dann oft auch bunt zusammengewürfelt aus, aber das kann ja auch inspirieren. 

Sonor, Pearl & Tama: eine bunte Mixtur.
Sonor, Pearl & Tama: eine bunte Mixtur.

3. In Sounds denken, also mehr mit den Ohren als mit den Augen

Wenn du den Namen eines berühmten Idols hörst, hast du dann zuerst das verwendete Equipment vor Augen, wenn du an „den Sound“ des Drummers denkst? Bei John Bonham wären das wohl Paiste Giant Beat Becken und Ludwig Vistalite Drums. Max Roach wird vor allem mit Vintage Gretsch Roundbadge Trommeln und Old K Becken von Zildjian assoziiert. Bei Neil Peart wird’s schon schwieriger, in seiner Spätphase war er DW-Endorser, er spielte aber auch lange Ludwig und davor Tama und Slingerland. Diese Liste könnte man sicher noch endlos mit vielen weiteren Namen fortsetzen. 

Jetzt versuch mal im nächsten Schritt, von der „Welche Snare benutzt der da?“- Denkweise wegzukommen und hin zum einem „Wie funktioniert dieser Sound?“- Ansatz. Denn dann wirst du unter Umständen merken, dass das verwendete Instrumentarium nur eine von ganz vielen Variablen ist. Das Tuning, der Raum, die Art und Weise der Aufnahme und – natürlich nicht zu vergessen – der einzigartige Touch des jeweiligen Protagonisten sind viel entscheidender. 

Hat man dieses im Hinterkopf, kann man merklich befreiter versuchen, den Sound seines Idols nachzubauen, ohne dazu erst zwingend das identische Equipment erwerben zu müssen. Wobei nichts gegen den Kauf von weiteren Trommeln spricht, denn wer mehr hat, kann auch mehr kombinieren. 😉

Noch besser wird es, wenn man durch solche Experimente seinen eigenen Sound weiterentwickelt und sich ein Stück weit von allen aufgedrückten Equipment-Klischees befreit. Als einen sehr erfolgreichen Vertreter dieses Konzepts würde ich den US-Studiodrummer Aaron Sterling betrachten, der auch gern mal ganz ungeniert Highend Drums mit Trommeln kombiniert, die aussehen, als kämen sie frisch vom Sperrmüll. Dabei geht es aber einzig und allein darum, ohne Scheuklappen den passenden Sound zu finden.

4. Wie kombiniert man am besten für den Anfang?

Da gibt es unterschiedliche Ansätze. Ein Beispiel: Für einen ehemaligen Profidrummer aus meinem Bekanntenkreis ging während seiner aktiven Zeit bis Mitte der 1980er Jahre nichts über Recording Toms von Yamaha, für die Snaredrum (Super-Sensitive) und Bassdrum musste es allerdings immer die Firma Ludwig sein, weil die nach seinem Geschmack einfach besser klangen. Heute hat eigentlich jeder Hersteller sehr gut verarbeitete und gut klingende Trommeln im Portfolio. Aber die Idee, Toms einer bestimmten Marke mit einer anderen Bassdrum und Snare zu kombinieren, ist sicher erst einmal der gängigste Ansatz. So habe ich es bei meinem Set hier übrigens auch gemacht. Zwei Sonor Phonic Toms aus den 1970er Jahren in 13“ x 9“ und 16“ x 16“, kombiniert mit einer 70er-Jahre Pearl Wood-Fiberglass Bassdrum in 22“ x 14“ und einer modernen 14“ x 6,5“ Tama Kenny Aronoff Snare aus Messing. Je nach Tuning ist da von amtlicher Rockbude bis Bigband-Sound alles drin.

Aber es geht auch noch günstiger. Lässt man den Kultfaktor, der bestimmten Marken anhaftet, mal außen vor, kann man mit vielen asiatischen und einigen europäischen Vintage Drums der damaligen Mittelklasse spannende Sounds für kleines Geld finden. Das zeigt bereits die eine oder andere Folge unserer Geheimtipps-Serie. Oder man tauscht Trommeln aus und ersetzt sie durch andere, perkussivere Sounds, wie die oben erwähnten Roto-Toms und kommt somit auf ganz neue Ideen.

Jetzt bin ich gespannt: Kombiniert ihr eure Sets oder ist das ein absolutes No-Go? Falls ja, welche Schlagzeug-Kombinationen bevorzugt ihr dabei?  

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Fawn Knudsen sagt:

#1 - 01.12.2022 um 11:03 Uhr

0

In meinem Fall ist es ein altes Sonor Set, bei dem die Toms auf Snarekörben stehen plus einer Millennium 16"Floortom, einer Pearl 18" Floortom alles in schwarz und einer handmade 22" Bassdrum und einer handmade 14x6,5" Holz Snare (jeweils von Drums-only-Jürgen in Koblenz) in Hellholz. Pasha Beckensatz plus die gesammelten Lieblinge und die Eigenbauten (Gusseierner Bräter & Deckel, Turntable eines kaputten DJ Plattenspielers...

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