In unserem Cowbell-Berater zeigen wir euch die gebräuchlichsten Schlagzeug-Cowbell-Typen und wie ihr sie an eurem Drum- oder Percussionset anbringen könnt. Darüber hinaus haben wir uns von einigen Herstellern wie LP, Meinl oder Millenium ein paar Testexemplare zukommen lassen, die wir euch hier und in einem Video präsentieren, damit ihr den direkten Vergleich habt. Viel Spaß!
Wenn bei euch bei den Begriffen „Gongue“, „Cencerro“, „Sonnaille“ oder „Campana“ nicht gleich die Glocken läuten, ist das nicht weiter tragisch, denn es sind hierzulande wenig verbreitete Begriffe für ein weltweit populäres Instrument: die Kuhglocke. In allen möglichen Größen, Formen, Farben und Tonhöhen erhältlich, ist sie ein maßgeblicher und unüberhörbarer Bestandteil vieler traditioneller und moderner Rhythmen.
Woran erkennt man Schlagzeug-Cowbells?
Die Kuhglocken oder Cowbells für Drumsets, um die es hier geht, unterscheiden sich in einigen Punkten stark von denen, die die Kühe auf einer Alm um den Hals tragen. Sie besitzen keinen Stift im Inneren, der beim Grasen oder Laufen hin und her schwingt und so für den Ton sorgt, sondern werden mit einem Stick oder etwas ähnlichem gespielt. Statt einer Öse für ein Halsband sind sie mit einer Schraube zur Montage an einem Stativ versehen. Auch sind sie meistens nicht so bauchig geformt, sondern rechteckig bis rautenförmig. Die unterschiedlichen Materialien, Materialstärken, Bearbeitungsmerkmale und Formen der Cowbells sorgen für ihr spezifisches Timbre, wohingegen ihre Größe maßgeblich die Tonhöhe bestimmt.
Welche Cowbell-Größen gibt es?
Da die meisten Drumset-Cowbells an die Cowbells aus dem afrokubanischen Salsa-Instrumentarium angelehnt sind, ist eine Unterscheidung nach den drei gebräuchlichsten „Cencerros“, wie Kuhglocken auf Spanisch genannt werden, häufig sinnvoll. Tiefe Cowbells werden oft als Bongo-Bell bezeichnet, da sie in Salsabands vom Bongocero gespielt werden (Campana-Rhythmus). Die Bells im mittleren Tonhöhenbereich werden oft Mambo Bells genannt, da sie vom Timbalero in den lauteren Mambo-Sektionen gespielt werden (Contra Campana-Rhythmus). Die kleinen Cha Cha Bells geben im Cha Cha deutlich den Rhythmus vor.
Wie wird die Cowbell am Schlagzeug befestigt?
Drumset-Cowbells sind mit Halterungen ausgestattet, mit denen sie an einem gebräuchlichen 3/8 Zoll (9,5 mm)-Haltestab befestigt werden können. Diesen gibt es in gerader Ausführung sowie in L-oder Z Form, zur Bassdrum- oder Stativmontage ist er mit einer Klammer versehen. In früheren Zeiten waren Cowbells häufig nur mit einem Metallbügel ausgestattet, zusätzlich wurde dann noch eine Klammer mit einer Flügelschraube benötigt, um die Kuhglocke an einem Stab zu befestigen.
Der Nachteil dabei ist, dass die Klammer leicht verloren gehen kann und sich erfahrungsgemäß auch beim Spielen leicht löst und immer wieder nachgezogen werden muss. Später wurden die Metallbügel an den Bells direkt mit einem Gewinde und einer Schraube ausgerüstet, was in der Praxis schon wesentlich komfortabler ist. Als praktikabelste Lösung hat sich ein Bügel mit Ringbolzen durchgesetzt. Der Stab wird dabei vom Ringbolzen umschlossen und mittels einer Flügelmutter angezogen. Da jedoch keine dieser Lösungen zu einhundert Prozent den starken Vibrationen gewachsen ist, die beim Cowbell-Spielen entstehen, müssen die Schrauben ziemlich fest angezogen werden und sollten deshalb auch entsprechend stabil sein.
Unser Video mit allen Cowbells
Im folgenden Video könnt ihr alle Cowbells im direkten Vergleich hören:
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Mehr InformationenAlle Cowbells im individuellen Check
Nun stellen wir euch die Cowbells aus dem Video im Einzelnen vor. Die Kuhglocken stammen von verschiedenen Herstellern und umspannen einen Preisbereich von 7,60 Euro bis 59,00 Euro. Die Reihenfolge, in der wir sie hier aufführen, stellt dabei übrigens keine Bewertung dar. Bei den Herstellern sind wir nach dem Alphabet gegangen. Los geht’s!
LP A404 Aspire Cha Cha Cowbell – 5 3/4“
Aus LPs Einsteigerserie „Aspire“ stammt die erste Cowbell. Die 5 3/4 Zoll große und schwarz lackierte LP A404 Cha Cha Cowbell wird in Thailand aus etwa 1,6 Millimeter dickem Stahblech gefertigt. Zur Befestigung der Cowbell drückt eine solide Flügelschraube direkt auf den Stab. Ihr mittellanges Sustain macht die Glocke durchsetzungsfähig, wobei sie aber auch nicht zu aufdringlich wird. An der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern. Zum aktuellen Verkaufspreis von 25 Euro ist sie eine gute Wahl für preisbewusste Einsteiger und wird auch fortgeschrittenen Spielern lange Freude bereiten.
LP 204AN Black Beauty
Zu den Cowbells mit echtem Kultfaktor zählt die kleine LP 204AN “Black Beauty” Glocke. Mit ihrem hellen Signal setzt sie sich gut durch, dank des eher trockenen, gut kontrollierten Obertonverhaltens läutet sie aber nicht ungestüm daher. Der traditionsreiche Name der kleinen Cha-Cha Bell hat aber seinen Preis. Satte 50 Euro werden 2024 für die Glocke aufgerufen. Allerdings hat man beim Kauf einer solch hochwertigen Cowbell auch ein Instrument fürs Leben.
LP ES-12 Salsa Cha-Cha Low Cowbell – 5“
Die dritte Glocke im Feld ist die LP Cha-Cha Low Cowbell. Anders als ihr Name vermuten lässt, klingt sie tonal zwar nur minimal tiefer als die zwei zuvor getesteten Kandidatinnen, besitzt dafür aber etwas mehr Low End. Ihren trockenen, aber dennoch lebhaften Sound erreicht sie durch vier innen an der Öffnung angebrachte Gummidämpfer, die die Obertöne kontrollieren. Das verwendetete Stahlblech ist etwa 1,3 Millimeter dünn, zur Befestigung dient eine bewährte Ringbolzenhalterung mit Flügelmutter. Was den Preis und die Kaufempfehlung betrifft, zieht sie sogar an der Black Beauty Cowbell vorbei. (52 Euro). Wenngleich sie als Salsa-Spezialistin ausgewiesen ist, kann sie auch in vielen anderen Musikstilen eingesetzt werden.
LP 229 Mambo Bell
Für wen die höheren Sounds der Cha-Cha Bells nicht das richtige sind, oder wer einen etwas tiefer klingenden Kontrast für sein Setup sucht, sollte sich die LP 229 Mambo Bell anhören. Wie die beiden zuvor genannten verfügt auch sie über die Ringbolzenhalterung mit Flügelmutter, die eine sichere Befestigung verspricht. Vom Sound her ist sie nicht nur für Latin-Sounds geeignet, sondern auch in Rockmusik und in Funk / Fusion-Kontexten sehr gut einsetzbar.
LP ES-5 und ES-7 Salsa Timbale Bell
Ebenfalls tiefer, dafür aber mit einem etwas lebhafteren Oberton-Verhalten, geht es bei der LP ES-5 Salsa Timbale Cowbell zur Sache. Diese Allround-Glocke eignet sich – neben ihrer eigentlichen Bestimmung an den Timbales – auch für (leiseren) Rock, Pop oder Funk. Auch ist sie sehr gut im Setup mit der “Black Beauty” Bell geeignet. Absolute Antestempfehlung! Wer einen ähnlichem Charakter, aber es noch eine ganze Spur tiefer mag, sollte sich die große Schwester, die ES-7 Downtown Timbale Cowbell, zu Gemüte führen.
LP Cowbell Rock Ridge Rider New – 8“
Ridge Rider nennen sich die LP Cowbells, die speziell für den Einsatz an Drumsets entwickelt wurden und an einer auffälligen, angenieteten Plastikleiste namens „Jeningor Bar“ zu erkennen sind. Diese Leiste sorgt dafür, dass die Obertöne gedämpft und der „Mund“ der Glocke vor der Verformung durch harte Spielweise geschützt wird. Dementsprechend besitzt sie ein kurzes, trockenes Sustain und wenig Obertöne, sodass sie auch bei härterer Bearbeitung nicht gleich zum Schädelspalter wird. Die vorliegende, neue Version der Ridge Rider Rock Cowbell ist mit der überarbeiteten Ringbolzenhalterung mit seitlichem Führungsstift ausgestattet. Preismäßig kommt man angesichts der aktuell aufgerufenen 95€ wahrscheinlich etwas ins Grübeln.
Meinl STB45H Steelbell High Pitch – 4 1/2“
In Meinls Cowbell-Sortiment findet sich die kleinste Cowbell in unserem Artikel: die nur viereinhalb Zoll große STB45H Steelbell. Sie wird aus etwa 1,6 Millimeter dickem Stahlblech in Thailand hergestellt und verfügt über eine Ringbolzenhalterung. Entsprechend ihrer geringen Größe klingt sie sehr hoch und bietet ebenso helle wie durchsetzungsfähige Obertöne. Am Drumset ist sie ungedämpft schon beinahe etwas zu schrill. Zum Lieferumfang gehören jedoch zwei Moosgummi-Aufkleber, die zum Dämpfen der Glocke angebracht werden können und die Obertöne etwas zähmen. Als erste und/oder alleinige Cowbell am Drumset ist die kleine Steelbell aufgrund der sehr hohen Tonlage nicht zu empfehlen, als Ergänzung hingegen schon. 38 Euro kostet der Spaß.
Meinl Mike Johnston Groove Bell – 7 3/4“
Nicht nur die kleinste, auch die exklusivste Cowbell im Testmarathon kommt von Meinl: die Mike Johnston Signature Groove Bell. Diese aus etwa 1,4 Millimeter dickem Stahlblech in Thailand gefertigte Cowbell wurde speziell für den Gebrauch am Drumset entwickelt und wird mit zwei unterschiedlich dicken, magnetischen Gummidämpfern geliefert (Meinl MCT Cymbal Tuner). Je nachdem, wo diese an der Cowbell platziert werden, können sie effektiv und sehr gezielt bestimmte Obertöne (wie mit einem EQ) abmildern. So lässt sich der Klangcharakter dieser Cowbell gut an die eigenen Wünsche anpassen. Doch auch ungedämpft klingt die Groove Bell schon sehr ausgewogen mit durchsetzungsfähigen, aber nicht penetranten Obertönen und einem vollen Ton an der Öffnung. Einziges Manko ist der nicht ganz unerhebliche Preis von aktuell 66 Euro.
Millenium Cowbell 7 – 7 1/2“
Die einzige Cowbell für unter 10 Euro kommt von Millenium. Die sieben Zoll große Mambo-Bell aus etwa 1,6 Millimeter dickem Stahlblech wird in Taiwan gefertigt. In Sachen Verarbeitung sind keine Mängel zu erkennen, nur das Gewinde an der Halterung wirkt auf Dauer nicht sehr vertrauenswürdig, da es der Schraube wenig Fleisch bietet. Der Sound der Cowbell ist im Vergleich zu den zuvor getesteten (teils wesentlich teureren) Cowbells etwas dünn und obertonreich und lässt, wie das Gewinde, etwas „Fleisch“ vermissen. Aber wer nicht zwingend eine hochwertige Cowbell braucht oder sie nur gelegentlich einsetzen möchte, ist mit dieser Glocke gut beraten. Und die 8 Euro Verkaufspreis tun letztlich auch nicht weh.
Thomann SB-5, SB-6, SB-7 und SB-8 Cowbells
Mit einem gänzlich anderen Klangcharakter können die vier gehämmerten SB-Cowbells von Thomann aufwarten. Sie tönen sehr prägnant und durchsetzungsfähig, im Vergleich zum Rest der Testkandidaten klingen sie außerdem eher lange aus. Tonal sind sie sehr gut aufeinander abgestimmt, was zu kreativen Spielideen inspirieren kann. Auch der günstige Anschaffungspreis zwischen 9,90€ (SB-4, die wir nicht vorliegen hatten) und 16,50€ (SB-8) sind ein klares Ancheck-Argument.