Fazit
Schmidt Synthesizer Test – ein Resümee
Der Schmidt ist ein absolutes Charakterinstrument, das seinesgleichen sucht – für mich gibt es jedenfalls nichts Vergleichbares. Und damit meine ich nicht mal unbedingt den erhabenen und perfekt balancierten Sound, der klassisch in Richtung Moog geht aber dabei so viel mehr kann. Es ist für mich vor allem die Zusammenstellung außergewöhnlicher Elemente zu einem dann doch recht klassischen subtraktiven Synthesizers – aufgeblasen bis zum Maximum, aber an keiner Stelle unnötig oder gar übertrieben. Der Schmidt lehrt Sounddesign neu und bietet eine fein-selektierte Palette, um im Prinzip alles möglich zu machen. Moderner Hollywood Soundtrack auf Tastendruck, ohne Layering, ohne Edit und ohne FX – das Ding liefert!
Sicher, geht man im Jahre 2023 mit einem klassischen Featurecheck heran, gibt es auch „Abstriche“ – nur sind es eben für mich rein „theoretische Contras“. Also nichts, was man lange vermisst. Ich hab den Synth ein Jahr gehabt und bin froh darüber, denn mein Zwischenfazit wäre ein anderes als das aus der Langzeitstudie geworden. Fragezeichen haben sich nach dieser Zeit gelöst – oder kamen hinzu. Immerhin: Arpeggiator braucht er nicht, da ist man mit den Envelopes viel organischer! Der Schmidt fordert einen möglicherweise zum Umdenken heraus – und das muss man wollen. Ansonsten ist es rausgeschmissenes Geld, viel Geld. Es kann also eigentlich nur eine äußerst langjährige Liebesbeziehung werden, denn für einen Quickie ist das hier zu kompliziert. Kein Synth hat mich bisher solange gebunden. Normalerweise flitze ich nach wenigen Minuten zum nächsten Klangkasten bei der Session, hier saß ich teilweise stundenlang an einem Patch.
Ein Roland Jupiter 8 kostet mittlerweile zwischen 24k € bis 30k €. Insofern ist der Schmidt, mit Hinblick auf kleine, aktuelle Stückzahlen beim Qualitätsanspruch legitim bepreist. Zumal wir alle wissen: Preis-Leistung ist keine lineare Funktion. Verarbeitung und Wertigkeit sind auf einem entsprechend hohen Level. Und bald, mit Multi-Aftertouch, wird es bestimmt noch krasser! Und egal wie kitschig das jetzt klingt: Das hier ist ein richtiges Instrument und gehört dem „klassischen Orchester“ zugeordnet.
Der Schmidt ist einzigartig, keine Nische. Die Nische entsteht wenn dann nur über den Preis. Dafür kann man entsprechende Erwartung haben. Nur sollte man nicht in Versuchung geraten, die Nadel im Feature-Heuhaufen finden zu wollen. Das kann man maximal dann, wenn man sich unbedingt vor finanziellen Fehlentscheidungen schützen muss :-). Neben Geld braucht es aber auch Zeit – und Unterwerfung. Wenn man dann aber einmal dahinter kommt, kommt man für lange Zeit nicht wieder davon weg. Sich für Stunden in einem Sound verlieren? Kein Thema! Ob das Produktiv ist? Sicherlich nicht. Für Brot und Butter ohnehin zu schade und meist viel zu fett – aber ergreifende, endlos-wabernde Atmos, die sind faktisch in null und nichts erledigt! Morgen muss ich die Demo zurückgeben … wer gibt mir Geld?
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Features
- Analoger, achtstimmiger Synthesizer “Made in Germany”
- Vier Oszillatoren, vollständig diskret analog aufgebaut
- Fünf Filter in zwei Gruppen: 3*VCF, 2* Dual Filter
- Stereo-Panning via Groups, Master VCA mit Repeat-Funktion
- 8 Einzelausgänge, ein Stereo-Out
- 8 Externals, MIDI-Trio, USB
Preis
Schmidt Synthesizer: 25.942 € (Straßenpreis inkl. MwSt.)
- "State of the Art" Synthesizer Konzept: Analoger Sound, digitale Kontrolle
- Äußerst musikalischer Klang, mit komplexen Modulationsmöglichkeiten
- Subtraktiver, analoger Sound mit 6 OSCs und 8 Voices
- Fünf parallele Sahne-Filter in zwei Gruppen
- Alle Sektionen mit eigenen LFOs
- Real-Time-Modifier
- (Preis)
Wellenstrom sagt:
#1 - 12.05.2023 um 17:11 Uhr
Ein Synthesizer, den man sich, im wahrsten Sinn des Wortes, erst verdienen muss. Wird mit Sicherheit die bescheidene Villa des einen oder anderen Zahnarztes schmücken. Ist er musikalisch relevant? Wohl eher nicht. Ein Luxusartikel eben.
Ramon Schmidt sagt:
#2 - 13.05.2023 um 10:44 Uhr
… Nunja, ich hätte da schon Bock drauf … www.betriebsdruck.de lässt grüßen!
Thomas Dengler sagt:
#3 - 05.07.2023 um 11:40 Uhr
Ich hatte einen Schmidt, über 2 Jahre. Danach - zum Glück- noch einen Käufer gefunden. Vorneweg , ich teile die Ansichten des Testers nicht im geringsten Maße ;-) Der Synth ist klanglich das Gegenteil von dem was hier geschrieben wird, d-h vernachlässigbar bis entäuschend. Die Imposanz des Bedienpanels gleicht das aber zumindest optisch aus. Die Filter sind vor allen Dingen zu kritisieren. Diese sind derart unmusikalisch harsch, das ich es am Anfang nicht wahr haben wollte. Das ständige Mantra "Schmidt hätte den Klang genau so gewollt" ist seit Jahren abgenutzt, geradezu albern und Marketing BS. Die zudem immer wieder gerne gezeigten großen non -SMD Platinen sollten auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Synth ein halb digitaler ist. Das einzig analoge am Schmidt sind drei DVCO und die Filter (klanglich sind diese gut mit den "Analogen" von Arturia zu vergleichen). Alles andere am Schmidt ist Digital. und das hört man von vorne bis hinten. Ein sehr schönes Stück Studio-Möbel, das genau so klingt wie die ganzen youtube Videos korrekt wiedergeben, ziemlich ".xyz.." für den getriebenen Aufwand. Eine Aufwertung mit einem Poly AT Keybed, das Fatar jetzt anbietet macht sicherlich Sinn. Aber ob das kommt ? Da würden sicherlich die bis dato ca 150 bisherigen Käufer ihre Geräte zum Umbau nach Erlangen einschicken wollen. Wie auch immer. Ein tolles Projekt, aber der Schmidt erinnerte mich immer an den Aston Martin Lagonda meines Vaters ;-))