Das sE Electronics DM2 T.N.T. ist ein so genannter In-Line-Verstärker. Das bedeutet, dass er keinen Mikrofon-Vorverstärker ersetzt, sondern diesen mit zusätzlichem Gain unterstützt.
Eingesetzt werden diese kleinen Zusatz-Amps zwischen Mic-Pre und Mikrofon, ihre Energie beziehen sie aus der Phantomspeisung. Damit kommen meist nur Mikrofone zu Benutzung in Frage, die selbst keine Phantomspeisung benötigen. Sinnvoll ist diese Art der “Vor-Vorverstärkung” vor allem bei einfacheren Audio-Interfaces. Diese besitzen manchmal Gain von 60 dB oder weniger, wohingegen hochwertigere Amps auch mal 70 oder sogar über 80 dB Gain liefern.
Details & Praxis
TNT ist kein Dynamit, kann aber mehr
Durch einen kleinen FET-Amp in Verstärkerklasse A leistet das blaue sE Electronics DM2 T.N.T. wahlweise 15 oder 30 dB zusätzliches Gain. Das ist durch einen versenkten Schiebeschalter wählbar, den man allerdings mit einem geeigneten Gegenstand bedienen muss. In Form eines kleinen Schraubendrehers, der auch das andere Bedienelement (hier: Drehen!) nutzbar macht, liegt dieser Gegenstand der einer blauen Dynamitstange nachempfundenen Pappröhrenverpackung bei. Dynamit ist doch eigentlich eher rot? Richtig, aber schon die Sprengstoffe T.N.T. und Dynamit sind nicht identisch, ebenso die sE-Produkte: Das sE Electronics DM1 “Dynamite” ist rot, preiswerter und verzichtet auf einen Teil der Funktionalität des DM2 “T.N.T.”: die Impedanzanpassung.Ähnlich wie der Cloud Microphones Cloudlifter erlaubt auch das DM2 eine Veränderung der Impedanz, die dem Mikrofonsignal entgegengesetzt wird. Von 50 Ohm bis 10 MOhm sind insgesamt acht Eingangsimpedanzen wählbar.
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Bedien- und Lesbarkeit schwach
Leider ist nicht nur der Drehregler zur Impedanzeinstellung schlecht einstellbar, sondern auch die aktuelle Stellung nicht so gut erkennbar. Bedenkt man, dass doch im Regelfall mit der Impedanz experimentiert werden wird, ist das durchaus etwas schade.
Bei einfachen Preamps ein Gewinn
Zwischen Mikrofon und Preamp zeigt sich, dass der Boost durch den T.N.T. eine Hilfe sein kann, besonders wenn eher schwache Mikrofone, lange Kabel (im Test: 50 Meter), leise Quellen und eher schwache Mikrofonvorverstärker aufeinandertreffen. Verstärkt man hingegen ein Shure SM7B mit einem Heritage-1073-Clone (annähernd 80 dB Gain) oder einem Retro OP-6 (fast 90 dB Gain!), ist ein Inline-Amp überflüssig. Im Beispiel hat ein Centrance MicroPort Pro als Audio-Interface mit Preamp sehr davon profitiert, wenn die zusätzliche Verstärkung durch den sE Electronics DM2 geholfen hat. Klasse: Die Maximalverstärkung ist recht hoch, das ist ein großer Gewinn.
Der TritonAudio FEThead klingt minimal transparenter als der DM2, allerdings fehlt im die Möglichkeit zur Impedanzumschaltung. Diese ist besonders bei Tauchspulen- und Bändchenmikrofonen hilfreich, um den Sound zu verändern. Das passiert aber nicht plakativ beim Umschalten, sondern wirkt sich vor allem auf die Randbereiche des Spektrums aus und darauf, wie dann das Mikrofon dynamisch reagiert: Bei nur sehr geringem Unterschied von Eingangsimpedanz des DM2 zur Ausgangsimpedanz des Mikrofons wirkt es agiler, aber lässt etwas Fundament vermissen und produziert bei hoher Verstärkung und kurzen Peaks eher bissige Verzerrungen, anders herum kann das Signal einen zunehmend gedämpft und gebremst wirken.
Fazit
sE Electronics’ DM2 T.N.T. ist eine sinnvolle Erweiterung des DM1. Besonders Nutzer in Interfaces eingebauter Preamps werden ihre Freude damit haben, zumal die Impedanzumschaltung ein wenig zusätzliche Flexibilität liefert.
- hohes Gain für Inline-Amp
- Impedanzen schaltbar
- nicht von Hand einstellbar und schlecht ablesbar
Features & Spezifikationen
- phantomgespeister Inline-Amp
- 15 oder 30 dB wählbar
- Impedanz einstellbar
- Lieferumfang: Pappröhrchen und Mini-Schraubendreher zum Einstellen
- Hergestellt in: China
- Preis: € 138,– (Straßenpreis am 10.2.2022)