Praxis
Plastisch und detalliert klingen die Testkandidaten an der akustischen Gitarre
Um die Qualitäten der sE8 an der Akustischen beurteilen zu können, habe ich wieder Kollege Michael Krummheuer ins Studio eingeladen, als Klangquelle fungiert eine Baton Rouge Dreadnought. Als Referenzmikrofone kommen die bekannten Oktava MK012 zum Einsatz, welche auch preislich umgefähr im Bereich der sEs liegen. Zudem gelten die russischen Klassiker als ausgesprochen gut geeignet, wenn es um Gitarrenaufnahmen geht. In den “Achtern” haben sie allerdings ihren Meister gefunden, denn die Chinesen klingen wirklich gut. Positioniert in XY-Aufstellung und im Abstand von etwa 40 Zentimetern auf den zwölften Bund gerichtet, erzeugen die Testkandidaten ein ausgesprochen ausgewogen klingendes Abbild des Gespielten. Besonders fällt die Räumlichkeit auf, mit der die Mikrofone zu Werke gehen, gleichzeitig lösen sie Höhen und obere Mitten sehr gut auf ohne aufdringlich oder harsch zu klingen. Im Vergleich wirken die Oktavas “kleiner” und etwas nöhlend in den Mitten. Auch die räumliche Darstellung ist enger als bei den sEs. Hier könnt ihr euch die Soundfiles anhören, die Testmikrofone habe ich sowohl beim Picking als auch Strumming zusätzlich noch mit dem Low Cut bei 80 Hertz aufgenommen.
Über dem Schlagzeug können die sE8 ebenfalls überzeugen
Als nächste Station wandern die beiden sE8 in ORTF-Anordnung über mein Sakae Trilogy Drumset, welches aus einer 22×14 Bassdrum, 12×8 und 16×16 Toms sowie einer 14×4 Messing-Snare besteht. Bei den Becken handelt es sich um ein Paiste Traditionals Set aus 14er Hats, 18 Zoll Thin Crash und 20 Zoll Medium Ride. Der Hörtest zeigt auch hier zwei sehr ausgewogen klingende Mikrofone, die das gesamte Kit homogen abbilden. Besonders im Kontext mit den Closemics ergibt sich hier ein tolles Gesamtbild ohne unangenehme Schärfen. Gut gefällt mir auch die Übertragung der Details von Snare-Ansprache und Hi-Hat. Im Vergleich gehen die beiden Oktavas hier grobkörniger und spröder zu Werke, Transienten wirken etwas aufgeraut und weniger exakt. Würde man die amerikanischen Trendbegriffe zur Klangbeschreibung bemühen, müsste man die sE8 mit dem Adjektiv “smooth” belegen. Für ein Mikrofon der 200-Euro-Klasse ist das Ergebnis jedenfalls beachtlich.
Als Becken-Closemic kommt den sE der Hochpassfilter zugute
Kleinmembran-Kondensatoren werden traditionell gern als Stützmikrofone zur Abnahme von Hi-Hats und Rides verwendet und wie erwartet, können die beiden Testkandidaten auch in dieser Anwendung überzeugen. Wieder zeigt der Vergleich mit den Oktavas eine insgesamt sehr gefällige, unaufdringliche Abbildung, was speziell bei eher schrill oder scharf klingenden Becken sehr von Vorteile ist. Auch die Übersprechungen der anderen Instrumente im Kit klingen etwas höher aufgelöst und weniger “Dosen-artig” als bei den Oktavas. Der schaltbare Low Cut ist gerade an Becken, welche im Nahbereich ein tieffrequentes Brummen erzeugen, ein Pluspunkt, denn damit lässt sich der Sound direkt an der Quelle “aufräumen”. Das Ride-Becken habe ich euch daher auch mit der 160 Hertz Cut Off-Frequenz aufgenommen.
An der Snaredrum besitzt das sE8 fast schon dynamische Eigenschaften
Eine Überraschung hält das sE8 an der Snaredrum parat. Es klingt nämlich fast wie ein lebendiges dynamisches Mikrofon und erinnert mich in dieser Eigenschaft etwas an das Audix i5. Das hatte ich zum Test allerdings nicht parat, daher kommt das obligatorische Shure SM57 als akustischer Anhaltspunkt zum Einsatz. Im Vergleich besitzt das sE natürlich etwas mehr Brillianz, klingt aber nicht so topfig scharf wie viele andere günstige Kleinmembraner an der Snare. Stattdessen bildet es auch die Mitten angemessen präsent ab und wirkt damit kaum weniger druckvoll als der Shure Klassiker. Auch die Übersprechungen sind geringer und klingen zudem auch besser. Als ausgesprochenes Rocksnare-Mic würde ich es trotzdem nicht empfehlen, aber wer einen etwas detaillierten Sound mag, ohne den Bauch der Trommel zu verlieren, sollte sich so ein sE mal anhören.
Shane McGill sagt:
#1 - 30.08.2017 um 13:57 Uhr
Das Oktava MK012 als Referenzmikrofone zu nehmen ist ja nicht gerade die beste Idee....Wenn schon möchte ich einen Vergleich hören mit einem Neumann, AKG (480) oder einem Schoeps um einen wirklichen Eindruck zu gewinnen.
Chris sagt:
#2 - 02.02.2018 um 07:58 Uhr
Hallo Max,
da bin ich ganz bei Shane McGill. Wie ist denn der Vergleich zu den großen Namen?
Nick Mavridis hatte mal einen großen Testmarathon von Kleinmembranern hier ins leben gerufen. Wo ordnen sich diese Mics ein? Es gibt hier mittlerweile viele weitere Tests von Kleinmembranern, u.a. das Lauten LA120, das CAD e70...etc. Wo ordnen sich diese Mikrofone im Testmarathon-Vergleich ein. Auch wird bei fast allen "neuen" Tests das Air Band völlig vergessen. Hier muss ich Nick wieder mal für seine ausführlichen Tests loben.LG
Chris
Chris sagt:
#3 - 20.02.2018 um 11:35 Uhr
Hallo Max,
was meinst du....kann das SE8 mit einem Beyer MC930 in Punkto Auflösung mithalten?
Das wäre ein Anhaltspunkt.Danke!
LG
Chris
Marco sagt:
#4 - 24.03.2020 um 10:52 Uhr
Ich hab mir die beiden geholt, aber leider hab ich ein extremes Rauschen auf den Audiospuren :( Keine Ahnung wie ich das wegkriegen soll
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#4.1 - 24.03.2020 um 11:26 Uhr
Hallo Marko,das ist natürlich ärgerlich. Aber wenn es bei beiden gleich ist (mal getauscht?), dann spricht das gegen einen Defekt. Und ein im Vergleich zu anderen Kleinmembranern erhöhtes Rauschen wäre dem Tester ganz sicher aufgefallen. Hast Du andere Mikrofone zum Vergleich getestet mit der Konfiguration? Dynamische Mikrofone beispielsweise sollten etwas mehr, Großmembranmikrofone etwas weniger rauschen. Aber ein "extremes" Rauschen spricht eher dafür, dass irgendwo in Deiner Kette ein Fehler liegt. Vielleicht ein hohes Pad eingeschaltet, ein verkehrter Eingang benutzt oder so. Unter https://www.bonedo.de/artik... findest Du einfache Pegelanweisung. Ansonsten einfach den Einzelhändler oder den Vertrieb um Support bitten.Beste Grüße und viel Erfolg
Nick Mavridis (Redaktion Recording)
Antwort auf #4 von Marco
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenChrysovergis sagt:
#5 - 20.04.2022 um 08:41 Uhr
Did you measure the noise and signal to noise of the sE Electronics SE8? Do these measures correspond to those given by the manufacturer?