Praxis
Optik, Haptik & Usability der sE Electronics
sE Electronics V3 und V7 machen einen sehr guten optischen und haptischen Eindruck. Durch ihren aus einer Zink-Aluminium-Legierung per Druckguss gefertigten Metall-Body liegen sie gut in der Hand. Aufgrund ihrer Lackierung fühlen sie sich zudem wertig an.
Überhaupt wirkt die als Korrosionsschutz fungierende Lackierung der beiden Mikrofone grundsolide. Sie sollte on stage mühelos den einen oder anderen Stoß wegstecken, ohne dass sie in Mitleidenschaft gezogen wird. Noch dazu macht ihr dezenter Metallic-Effekt die Live-Mikrofone zu einem Hingucker. Das gilt auch für den integrierten roten Windschutz des Mikrofonkorbs. Er wirkt sowohl unter schwarzem wie unter silbernem Schutzdraht richtiggehend edel. (Solltet ihr einen dezenteren Auftritt bevorzugen, könnt ihr problemlos den zum Lieferumfang gehörenden schwarzen Austausch-Schaumstoff einsetzen.)
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Um den Drahtgeflechtkorb stabiler zu machen, ist dessen oberes Ende abgeflacht. Ein Wort auch noch zum Stahlring, der umlaufend am Mikrofonkopf angebracht ist. Er schützt nicht nur den Korb vor Verformung.
Vielmehr können sE Electronics an dieser Stelle mit einer einfachen Idee punkten. Denn der umlaufende Ring ist mit Einkerbungen ausgestattet, durch die sich die Handheld-Mikrofone ablegen lassen, ohne dabei wegrollen zu können. Das ist simpel und wirksam. Daumen hoch! Die XLR-Pins beider Mikrofone sind übrigens vergoldet, um über eine längere Zeitspanne für besten Kontakt sorgen zu können. Ein weiterer Punkt, der den professionellen Anspruch dieser Handhelds unterstreicht.
Der Schiebeschalter der Switch-Variante des V7 ist leichtgängig genug, um problemlos bewegt zu werden. Zugleich ist er aber auch schwergängig genug, dass das nicht versehentlich geschehen kann.
sE Electronics V3, V7 und V7 Switch: Klang
Bevor ich auf der Frequenzbilder eingehe, kann ich euch bereits verraten, dass beide Mikrofone wirklich gut klingen. Insgesamt wirkt der vom V3 ausgegebene Sound druckvoller und robuster, der Klang des V7 dagegen crisp und deutlich feiner aufgelöst. Sofern ihr euch zwischen einem dieser beiden Mikrofone entscheiden müsst, solltet ihr aber recht genau wissen, wofür ihr es einsetzen möchtet. Denn soundtechnisch unterscheiden sich beide Mikrofone vor allem im Bereich der oberen Mitten.
Wenn es um die Präsenz der menschlichen Stimme geht, kann das V3 überzeugen. Es betont den Frequenzbereich zwischen 3 und 7,5 kHz. Das kommt der Durchsetzungsfähigkeit von Gesang im Mix natürlich sehr zugute. Das V7 ist dagegen ein vergleichsweise ausgewogener Vertreter, der zwar bei 3,5 kHz die Wahrnehmbarkeit der gewandelten Signale erzeugt und um 15 kHz mit einem leichten Höhen-Hype für Brillanz sorgen möchte. Insgesamt wirkt sein klanglicher Auftritt aber wesentlich „natürlicher“, weil ausgewogener. Das V3 liefert zudem unterhalb von 1 kHz ein wenig mehr Energie. Das steht zweifellos Gesang- und Sprachübertragungen gut zu Gesicht, insbesondere wenn es sich bei den Schallquellen um eher dünne Stimmchen handelt.
Werfen wir ein Ohr auf die Bass-Region, so fällt auf, dass das V3 einen deutlich kräftigeren Nahbesprechungseffekt bietet als das V7. Aufgrund der Richtcharakteristiken der beiden Handhelds war das nicht unbedingt zu erwarten. Allerdings ist das V3 dadurch auch ein wenig anfälliger für Plosivlaute. Weder das V3 noch das V7 hat Probleme mit zischelnden s- oder sch-Lauten. Und das obwohl beim V7 der hierfür kritische Frequenzbereich zwischen 3 und 7,5 kHz betont wird. Hier haben sE Electronics Augenmaß also bewiesen.
Bei mittlerer Entfernung der Mikrofonierung sinkt der Pegel des V3 zwar deutlich ab, ist aber noch immer brauchbar. Das gilt auch für das V7, auch wenn der Verlust des Signalpegels hier weniger stark ausgeprägt ist. Die Richtcharakteristik des V3 zeigt sich äußert großzügig. Bei mittlerer Distanz und einem Besprechungswinkel von 45° liefert es noch immer einen nahezu identischen Signalpegel. Auch das Frequenzbild bleibt dabei im Großen und Ganzen stabil. Dadurch eignet sich das Mikrofon gut für Anfänger oder auch für den Einsatz bei intensiver, „bewegter“ Performance. Das gilt auch für die …
Supernierncharakteristik des sE Electronics V7
Erst bei seitlicher Besprechung im 90°-Winkel zeigen sich deutliche Unterschiede. Trifft der Schall im rechten Winkel zur Haupteinsprechachse auf die Membran, liefert das V7 deutlich weniger „Fleisch“ als dies beim V3 der Fall ist. In Sachen Rückopplungssicherheit auf geschäftigen Bühnen oder bei großen Besetzungen ist das V7 deshalb fraglos vorzuziehen.
Ein Blick auf die Transienten macht klar, dass beide Mikrofone selbst mit dem Sound von Percussion-Instrumenten umgehen können. Bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz von etwa 50 cm ist die Impulstreue von V3 und V7 vor allem in den Mitten überzeugend. Das V7 bietet durch seine stärker ausgeprägten Höhen zusätzlich eine crispe Betonung des Attacks. In den Audiobeispielen hört ihr, wie beide Mikrofone ein einfaches Cajon-Pattern verarbeiten. Mit Hand-/Griffgeräusche oder Körperschallübertragungen gehen beide Mikrofone übrigens souverän um. Auch Nebengeräusche wie Rauschen stelle ich im Test zu keiner Zeit fest.