Praxis
Moderner Bändchen-Sound und gemäßigter Proximity-Effekt
Starten wir den Praxis-Teil mit einer guten Nachricht: Das Voodoo VR1 fängt in der Tat deutlich mehr Höhen ein, als man das von Bändchenmikrofonen in der Regel gewohnt ist. Der allgemeine Bändchen-Charakter mit seinen fein aufgelösten Transienten und einer gewissen Grund-Natürlichkeit im Klang geht dadurch aber nicht verloren. Folglich ist das Voodoo zwar nicht die erste Wahl, wenn es darum geht, harsch klingende Instrumente zu entschärfen, andererseits ist es aber vielseitiger einsetzbar.
Vor einem Vox AC15 macht die kleine Voodoo-Puppe eine richtig gute Figur. Das Mikro wurde mit nur geringem Abstand zur Box positioniert und überrascht mit einem überaus gemäßigten Nahbesprechungseffekt, der die Bässe nicht über ein angenehmes Maß hinaus betont. Trotzdem klingt das Mic natürlich alles andere als dünn, und nur wer mit einem extremen Nahbesprechungseffekt spielen will, ist wohl mit einem anderen Bändchen besser bedient. In Kombination mit der besagten Höhenanhebung entsteht ein gleichzeitig runder und präsenter Klang, mit dem man sich im Mix vermutlich nicht lange herumschlagen muss. Beim t.bone RB 500, das im zweiten Track verwendet wurde, handelt es sich um ein deutlich günstigeres Bändchenmikro, das allerdings mit einem Edcor Übertrager gepimpt und dadurch deutlich aufgewertet wurde.
Im Direktvergleich zum Brauner Valvet X bemerkt man, dass es zum Frequenzgang eines Kontensatormikrofons (bzw. wie in diesem Fall eines Röhren-Kondensatormikrofons) doch noch mehr als ein Katzensprung ist. Je nach Einsatzgebiet kann unser Testkandidat aber auch für die Westerngitarre eine gute Wahl sein – vor allem, wenn es nicht nur darum geht, hintergründiges Strumming aufzunehmen.
Abgesehen davon macht sich die für Bändchenmikrofone typische Richtcharakteristik Acht bemerkbar, die den Raumanteil sehr schön einfängt und die Gitarre plastischer wirken lässt. Als Preamp wurde übrigens genauso wie bei der E-Gitarre ein Neve 1073 Clone verwendet. Rauschen wurde dabei nicht zum Problem.
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Für die Sprachaufnahmen wurde das VR1 dagegen von der Transistorstufe eines Universal Audio 710 verstärkt. In diesem Fall tritt das Rauschen etwas deutlicher zum Vorschein, was aber weniger mit dem Preamp als mit der geringen Lautstärke des Sprechers zu tun haben dürfte. Vor allem bei zunehmendem Abstand wird dies allmählich zum Problem, und für solche Einsatzgebiete wäre das aktive VR2 wohl die bessere Wahl.