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sE Electronics X1 D Test

Praxis

Klein ist es nicht, das sE Electronics X1 D, doch lässt es sich auch in engen Platzverhältnissen, wie sie am Drumset nun mal oft zu finden sind, gut unterbringen. Einen Schlag auf den Korb sollte das Mikrofon nicht unbedingt ertragen müssen, denn dafür erscheint dieser zu schwach. Allerdings wird ein Kondensatormikrofon traditionell eher an der Bassdrum außen, Snare unten oder Toms verwendet, natürlich auch an Becken. Durch sein Gewicht von deutlich unter einem halben Kilogramm ist es einfacher, das X1 D mit einem langen Galgen im Inneren einer Bassdrum zu positionieren als es beispielsweise mit einem RE20 der Fall ist. 

Ist nicht die perfekte Lösung: Fixer Halter am Mikrofon.
Ist nicht die perfekte Lösung: Fixer Halter am Mikrofon.

Nicht ganz so praktisch fand ich nach längerem Betrieb die fixe Mikrofonhalterung. Besonders ein Kondensatormikrofon möchte ich auf der Achse verdrehen können, wie es mit allen anderen X1 ebenfalls möglich ist. Beim X1 D muss der ganze Mikrofonständer bewegt werden, gerade am Drumset, dessen Umgebung meist mit sehr vielen Stativen geradezu bewaldet ist, ist das nicht leicht. Beim Testmikrofon hat sich zudem noch der große Gewindeeinsatz aus Metall gelöst, denn dieser ist ja mit dem Plastikteil verklebt. Würde ich mir das X1 D anschaffen, würde ich zunächst also den angebauten Halter abschrauben (das geht sehr einfach) und das Mikro fortan mit einem normalen X1-Halter betreiben.

Kondensator. Bassdrum. Ok, denke ich, schauen wir mal. Im Inneren einer Bassdrum können enorme Pegel herrschen, die “Gefahr” eines Funkenüberschlags in der Kondensatorkapsel besteht für die meisten Mikrofone eigentlich nicht, überhaupt geht es weniger um die Kapsel: Üblicherweise ist es die Mikrofonelektronik, deren Grenzen überschritten werden und welche dann fiese Verzerrungen produziert. Diese Elektronik ist aber nicht auf die Übertragung feinster Vocal-Whispers abgestimmt, sondern soll auch Dampfhammer-Drums im Nahbereich mikrofonieren können. Und ja, das X1 D ist so pegelfest, dass ich es nicht zum Clipping bringen konnte. Naja, ich konnte, denn meine 22” Premier Genista Birkenbassdrum ist wirklich ein lautes Instrument. Aber das 10 dB Pad, welches ja direkt hinter der Kapsel greift, hat selbst dieses Pegelgewitter befriedet. 

Audio Samples
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Es ist also auch kein Wunder, dass ein Allround-Großmembran-Kondensatormikro deutlich empfindlicher ist als das X1 D – aber eben im Inneren der Bassdrum nicht nutzbar ist. Und noch mehr Unterschiede gibt es. Der Klang der mit dem sE-Mikrofon aufgenommenen Instrumente ist deutlich “kürzer” und “peakiger” als der anderer Mikrofone. Nun will ich zwar gerne in der Position vor der Bassdrum eine gewisse Bauchigkeit, die das X1 D bewusst vermeidet, aber das ist ja nur eine Frage von Geschmack und Arbeitsweise. Im direkten Vergleich – und das ist der Grund, weshalb ich gerade die Bauchigkeit anspreche – klingt das X1 D im Subbass deutlich verhaltener. Wer das Mikrofon jetzt aber als bassarm abtun möchte, der irrt: Das sE überträgt sehr wohl auch noch das Fundament einer Bassdrum sehr ordentlich, aber eben sehr schnell. Dadurch ist es auf den ersten Blick weniger imposant, aber gut geeignet für schnelle Schlagfolgen und einen weiterhin aufgeräumten Sound. Dennoch ein bisschen deutlicher in die Magengrube zielt z.B. das Beyerdynamic M 88. Mit dem Equalizer kann das Signal des X1 D sehr gut geformt werden, beispielsweise, um den Attack weiter herauszuarbeiten oder ihn etwas zurückzufahren. 

Gegenüber Tauchspulenmikrofonen kann das Kondensatorprinzip also eine positive Eigenschaft ausspielen, und das ist die Schnelligkeit. Beim X1 D sogar in besonderem Maße, denn es reagiert tatsächlich sehr, sehr flott und geradezu “eckig”. Im direkten Vergleich, und das ist natürlich zu einem gewissen Grad Gewöhnungssache, wird man aber ein wenig “Größe” im Signal vermissen. Für mich macht die Bassdrum tatsächlich den Eindruck, mit einem Expander bearbeitet worden zu sein. Was innerhalb der Bassdrum noch sinnvoll ist, macht sie in meinen Ohren an der Außenposition eher ein wenig langweilig und leblos. 

Klingt "besonders" – und das kann eben gut passen oder auch nicht.
Klingt “besonders” – und das kann eben gut passen oder auch nicht.

Insgesamt wird man mit dem X1 D gut arbeiten können. Besonders, wenn die Haupteigenschaft Schnelligkeit gefragt ist, leistet das Mikrofon gute Dienste. Die beste Figur macht es tatsächlich in der Bassdrum, wenngleich dort ein Side-Adress-Mikrofon schwieriger zu handhaben ist als eines, das wie die meisten Tauchspulen-Vertreter axial aufnimmt. Natürlich ist das Einsatzgebiet nicht ausschließlich die große Trommel, sondern überall, wo die Kombination von Schnelligkeit und Pegelfestigkeit gefragt ist.

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