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sE Electronics X1 Studio Bundle Test

Praxis

Das X1 ist mit 165 Euro (UVP) nicht einmal das preiswerteste Großmemran-Kondensatormikro des Herstellers, sondern wird vom sE Electronics Magneto (117 Euro) noch unterboten. In der Klasse unterhalb von 100 Euro finden sich sehr viele Mikrofone, darunter solche von Behringer, Superlux, t.bone, Samson, MXL, Audio-Technica, M-Audio und AKG. Es ist also nicht damit zu rechnen, beim X1 auf allen Gebieten mit Nachteilen rechnen zu müssen. So ist das Gehäuse wirklich stabil und schwer, aber halt! Die Schieberegler sitzen äußerst wackelig in ihren Führungen und sind derart leichtgängig, dass man sie fast mit ein wenig Pusten verstellen zu können glaubt. Zumindest aber sind sie anfällig für ungewollte Verstellung und – und das ist schlimmer – für irgendwann auftretende Defekte. Wenn das X1 nicht in vielen verschiedenen Settings benutzt wird, sondern beispielsweise immer mit dem gleichen Sänger, sollte ein bisschen Klebeband dem Spuk ausreichend vorbeugen. Das Mikrofon bekommt also eine dezente Minuspunkt-Backpfeife, die Regler sind aber die Ausnahme: Allen anderen Teilen des Bundles kann eine ordentliche Verarbeitung attestiert werden.

Die Schiebeschalter des X1 sind definitiv zu labberig.

Bei preiswerten Mikrofonen ist man natürlich gut beraten, keine allzugroßen Erwartungen zu stellen. Das X1 zeigt jedoch, dass es sich nicht mit Billig-Klang zufrieden gibt und leistet sich dementsprechend keine klanglichen Schnitzer. Das Signal ist frei von nervigen reibenden, resonierenden oder sonstwie störenden Anteilen – ein Umstand, der für so manches teurere Mikrofon nicht zutrifft. Sehr wahrscheinlich macht es sich bezahlt, dass man bei sE die Kapsel selber herstellt und dem X1 ein stabiles Metallgehäuse spendiert hat. Die Recordingwelt auf den Kopf stellen kann das X1 selbstverständlich auch nicht, und so lassen sich auch Makel finden: Generell fehlt dem X1 ein bisschen Präsenz für viele Vokalanwendungen, es klingt leicht verhalten, indirekt und dürfte daher etwas mehr Durchsetzungskraft haben. Das Bassfundament ist ausgeprägt, doch in den oberen Mitten schwimmt das Signal leicht: Hier würde ich mir für den Mix einer Hauptstimme eine knackigere, prägnantere Präsenz wünschen. Viel “Elan” liefert das Mikro nicht, und wer “Brauner-Crisp” sucht, ist hier definitiv falsch. Auch lässt es ein bisschen “Sparkle” vermissen – in den Höhen ist das X1 recht verhalten. 

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X1 10 cm X1 30 cm Mojave MA-201FET 30 cm

Besonders angenehm ist aber, dass die Bassanhebung durch den Nahbesprechungseffekt recht verhalten ist. Generell wäre dagegen nichts einzuwenden, doch ist das X1 somit optimal für den wahrscheinlich typischen Einsatzzweck aufgestellt: Sehr wahrscheinlich wird der Großteil an X1-Bundles in Proberäumen oder gar Schlafzimmern aufgebaut werden, wo nicht gerade optimierte Akustik herrscht. Gemeinsam mit dem Reflexion Filter und dem Poppschutz betrieben, ist davon auszugehen, dass viele User eher geringe Besprechungsabstände wählen werden. So manches andere Mikrofon der geringen Preisklasse straft dieses Vorgehen mit unkontrolliert waberndem Bass im Vocal-Signal ab, das X1 hingegen bleibt selbst dann noch recht ausgewogen.
Die Spinne funktioniert ordentlich und macht einen optisch besseren Eindruck als so manche erhältliche Plastiklösung. Ich persönlich habe eigenltich immer bessere Erfahrungen mit “normalem” Poppschutz mit Stoffbespannung gemacht, doch dennoch funktioniert das Metallobjekt von sE ausreichend gut.

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sE-Poppschutz (Metall) Ku0026M-Poppschutz (Stoff) mit Reflexion Filter ohne Reflexion Filter

Es gibt ein Video, in welchem James Ishmaev-Young von sE erklärt, was den ursprünglichen Reflexion Filter von seinen Nachahmern unterscheidet, was ihn etwas teurer macht – und weshalb der sE funktioniert und alle anderen nicht. Das klingt plausibel (und ist nach meiner Erfahrung durchaus auch klanglich zumindest in Ansätzen zu bemerken), doch muss man natürlich die Frage stellen dürfen, weshalb nun der Reflexion Filter X aus gleichem Hause ebenfalls eine derart preiswerte, einfache Bauart hat. Trotzdem: Wer die Gefahren eines derartigen Systems kennt und hört, der kann auch mit dem X umgehen. Allerdings gelingt das meist nicht auf Anhieb – ich kann Neulingen an dieser Stelle nur raten, sich etwas intensiver mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Das gelingt besonders gut, wenn man selbst die “Mit”- und “Ohne”-Files miteinander vergleicht. 

Kommentieren
Profilbild von Chris

Chris sagt:

#1 - 23.05.2017 um 11:51 Uhr

0

Hallo Nick,letzte Frage für heute...wie groß ist der klangliche Unterschied vom X1 zum neuen X1S? Wie würdest du den beschreiben?Danke dirLG
Chris

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 24.05.2017 um 14:37 Uhr

    0

    Hallo Chris,ich hatte die beiden nicht zum Direktvergleich, aber ich würde neben dem technischen Unterschied (Dynamik) vor allem die Höhen als detaillierter und ausgewogener benennen.Beste Grüße,
    Nick

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