Praxis
Besen-Bass-Wunder?
Wer schon einmal mit Besen auf einem Cajon gespielt hat, weiß, dass man nicht unbedingt viel Bass erwarten kann, denn für einen satten Bass braucht es Masse (… und wer käme schon auf die Idee, eine Bass Drum mit einem Glockenspiel-Schlägel zu bedienen?). Diesbezüglich bieten die Sela Cajon Brushes 180 und 250 einiges und vermögen tatsächlich dem Cajon überraschend tiefe Frequenzen zu entlocken. Das Spielgefühl ist durch das enorme Gewicht und die weichen Nylonfasern allerdings auch ganz anders als bei leichteren Modellen mit festeren Fasern. Für filigrane Spieltechniken sind diese Besen nicht gemacht, und auf Rebound muss man komplett verzichten. Auch auf Becken oder Hi-Hats sind sie daher nicht wirklich gut zu gebrauchen. Dafür liefern sie auf dem Cajon viel Druck, können aber gleichzeitig auch ganz sanft klingen, wenn man mit ihnen wischt oder Taps spielt.
Mit den Gummiringen lassen sich Sound und Spielgefühl noch verändern. Mir gefällt es am besten, wenn die Ringe zwei bis drei Finger breit vom Griff positioniert sind, denn so ergibt sich eine schöne Mischung aus breitem Besen-Sound und genügend klanglichem Fokus. Naturgemäß liefern die Cajon Brushes 250 mehr Punch als die 180er, sind dabei jedoch auch deutlich träger. Die folgenden Audiobeispiele wurden mit einem Sela CaSela Makssar Cajón aufgenommen.
Drei in einem – das Tac Tic
Bevor ich das Tac Tic am Cajón befestige, probiere ich aus, wie es sich als geschütteltes Multi-Percussion-Instrument macht. Ohne aktivierte Schellen ist der Shaker-Sound angenehm weich und zurückhaltend und somit gut für akustische Situationen geeignet. Es fällt auf, dass der Klang bei der Rückwärtsbewegung etwas heller ist als wenn der Shaker nach vorne bewegt wird, wodurch sich eine leichte Betonung der Offbeats ergibt. Das kann einerseits zwar musikalisch genutzt werden, oft aber auch als irritierend empfunden werden. Dreht man das Tac Tic beim Shaken um 90 Grad, wird sein Sound noch leiser. Mit ein paar Drehungen an der Rändelschraube lassen sich die Schellen aktivieren, was für etwas mehr Klangfülle sorgt, ohne dabei zu aufdringlich zu werden. Sehr interessant sind auch die Kastagnetten-Plättchen, die man beim Shaken mit Ring- oder Mittelfinger bedienen kann, um Akzente zu setzen. Hierbei erweist sich die Gummischlaufe für den Daumen als sehr hilfreich.
Im Sound-Beispiel hört ihr das Tac Tic erst mit leicht gelösten Schellen, dann um 90 Grad gedreht und zuletzt mit gedämpften Schellen.
Um das Tac Tic am Cajon zu befestigen, muss man lediglich das beigefügte Klettband an beliebiger Stelle anbringen. Ich entscheide mich dafür, das Tac Tic etwa drei Zentimeter von der Kante entfernt, mittig auf der Sitzfläche zu befestigen, da ich so die Möglichkeit habe, die Schlagfläche auch ohne Kontakt zum Tac Tic zu spielen. Die Kastagnetten-Plättchen und die Flächen daneben lassen sich dann gut mit den Daumen spielen.
Es erfordert zwar ein bisschen Übung, die neuen Sounds in Grooves einzubauen, doch ich empfinde es als durchaus inspirierend, damit zu spielen. Die Sounds von Shaker, Kastagnetten und Schellen wirken allesamt angenehm homogen im Zusammenspiel mit dem Cajon. Anstatt sich in den Vordergrund zu drängen, setzen sie subtile Akzente und fügen dem Gesamtsound – je nach Einstellung – ein dezentes Schellen-Geklimper hinzu.
Mehr Snare?
Als letztes nehme ich mir die Snare-Traverse vor, die neben ihrer Ersatzteilfunktion auch für ein Mehr an Snare-Sound sorgen soll. Da keines der vier Sela Cajónes, die ich kürzlich testen durfte, diesbezüglich einen Mangel aufweist, bin ich gespannt, was mich erwartet. Der Mega-Buzz?
Die Installation ist denkbar einfach: Man schiebt die Traverse zwischen die Führungsschienen und die Schlagfläche, so dass sie nun auf der bereits vorhandenen aufliegt. Und das Resultat? Ich höre fast keinen Unterschied. Egal, ob ich ein Varios oder ein CaSela mit der zusätzlichen Snare-Traverse ausstatte: Ein Mehr an Snare nehme ich so gut wie gar nicht wahr. Ein viel drastischerer Effekt dagegen ergibt sich, wenn man die Snares der bereits vorhandenen Traverse mit dem Schaumstoffkeil dämpft oder ganz ungedämpft lässt. In den folgenden Audiofiles wird das sehr deutlich.