Praxis
Unkompliziertes Handling
Das Gewicht des Sennheiser e845 ist gut austariert, so dass es weder Kopf- noch Korpus-lastig in der Hand liegt. Durch den fließenden Übergang von Schaft zu Mikrofonkorb kann es ungeübten Sängern aber passieren, dass sie den Korb an seinem unteren Ende in allzu großem Maße umfassen, was zu Rückkopplungen führen kann. Bei der Mikrofonvariante e845S kann der Schalter mithilfe eines kleinen Schlitzschräubchens arretiert werden, so dass sich das Mikrofon dann im Dauerbetrieb befindet. Das ist praktisch. Das Mikrofon lässt sich mühelos in die beiliegende Mikrofonklemme einschieben und wird von ihr sicher gehalten. Auch wenn es kein Beinbruch ist: Befindet sich das Mikrofon in der Klemme, während ihr Neigungswinkel eingestellt wird, kann es jedoch mitunter vorkommen, dass das Mikrofon ungewollt aus der Klemme rutscht. Was mir gut gefällt ist, dass das Mikrofon gleich samt Klemme in das Transport-Etui passt. So hat man im Transportbehältnis stets alles Notwendige beisammen.
Seidig-konturierender Klang
Im Test vergleichen wir den Klang des Sennheiser e845 mit anderen Sennheiser-Mikrofonen und dem wichtigsten Mikrofon der Konkurrenz. Dazu habe ich für euch pro Mikrofon je ein Audiofile mit gesprochener Sprache als auch eines mit einer kurzen Gesangspassage aufgenommen. Außerdem könnt ihr hören, wie sich das e845 jenseits der Haupteinsprechachse verhält und auch, ob und wie Griff- und Schaltergeräusche hörbar sind.
Für dich ausgesucht
Das Sennheiser e845 kommt mit einem satten, aber zugleich differenzierten Nahbesprechungseffekt daher, zeigt sich in den Mitten differenziert und klingt seidig in den Höhen. s-Laute werden entsprechend gut eingebunden in das Frequenzbild wiedergegeben. Plosivlaute, bei denen kurzfristig ein starker Luftstrom auf die Membran trifft, stechen dagegen deutlich aus dem Gesamtbild heraus. Beim Singen von t-Lauten empfiehlt sich daher eine einigermaßen gute Mikrofontechnik des Performers. Auch bei einem Winkel von 45 Grad jenseits der Haupteinsprechachse ist das Klangbild des Mikrofons absolut stabil. Sänger/innen können sich also guten Gewissens mit dem Mikrofon in der Hand auf der Bühne bewegen, ohne dass das es zu 100% in Position gehalten werden muss. Aufgrund der Supernieren-Charakteristik sollte das jedoch nicht zu weit ausgereizt werden. Denn bereits bei 90° jenseits der Hauptachse ist das verarbeitete Signal deutlich schwächer. Und das ist ja in diesem Fall exakt so gewünscht. Wird das e845 nicht per Nahbesprechung genutzt und entfällt der zugehörige Effekt, ist das vom Mikrofon ausgegebene Audiosignal “crispy”. Das soll heißen, dass es mitten- und höhenreich ist und dabei in meinen Ohren eine gewisse seidige Rauheit an den Tag legt, die gerade den “Grit-Faktor” von Vocals hervorheben können. Die Griffgeräusche liegen absolut im akzeptierbaren Bereich. Sie sind zwar zweifellos hörbar, beschränken sich aber durch die Bauweise des Mikrofons auf tieffrequentes Rumpeln, das sich locker mit einem LowCut-Filter herausarbeiten lässt, falls ein Performer es mit dem Nesteln am Mikrofonschaft allzu sehr übertreiben sollte. Das Bewegen des Ein/Aus-Schalters zieht ein hochfrequentes mechanisches Klicken sowie einen Anteil Griffgeräusche nach sich.
Im Vergleich klingt das Sennheiser e835 für mich nahezu identisch dem e845. Einzig der Nahbesprechungseffekt wirkt bei der Superniere des e845 ein wenig satter als bei der Niere des e835. Und das gilt auch jenseits der Hauptachse. Das Shure SM58 vermittelt dagegen ein klanglich vollkommen anderes Bild. Bei der Nahbesprechung fehlen ihm die crispen Höhenanteile des e845, dafür klingt das Shure-Mikrofon im Bassbereich eher nach einem klassischen Broadcast-Mikrofon als das Sennheiser-Mic. Im direkten Vergleich ist gut zu hören, dass sich hellere/schrille Stimmen mit dem SM58 zähmen lassen und sich das e845 dagegen eignet, um matten Stimmen Brillanz und klangliche Kontur zu verleihen.