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Sennheiser ew 500 G4-KK205 DW Band Test

Praxis

Mikrofon für den Sendeeinsatz vorbereiten

Zentrales Augenmerk möchte ich, wie versprochen, auf den Mikrofonkopf KK205 legen. Er kann bei Nichtbenutzung sicher in der mitgelieferten, leicht gepolsterten Tasche gelagert werden. Ein Klettverschluss sorgt dafür, dass dieses einfache „Case“ gut verschlossen bleibt und doch schnell zu öffnen ist.

Damit der elektrische Kontakt zwischen Mikrofonkopf und Handsender in nahezu jeder Drehposition des Kopfes gewährleistet ist, sind auf der offenliegenden Oberseite des Handsenders sechs leicht federnde, vergoldete Kontakte angebracht. Sie finden ihr Gegenstück in einer mit kreisrunden vergoldeten Leiterbahnen versehenen Abschlussplatte, die die offene Unterseite des Mikrofonkopfs bildet. Nicht nur deshalb, sondern auch aufgrund seines feinen Schraubgewindes lässt sich der Mikrofonkopf sicher und schnell ohne Verkantung oder größeren Widerstand am Handsender befestigen.
Die Kapsel des Mikrofons wird von einem umgebenden Drahtgeflechtkorb geschützt, der am oberen Ende abgeflacht ist, um ihm mehr Stabilität gegen unbeabsichtigte Verformung zu verleihen. Zusätzlich ist der Korb von einem umlaufenden metallenen Stabilisierungsring umgeben. In der Praxis ist die Mikrofonkapsel sehr gut gegen äußere Einflüsse geschützt und das Funkmikrofon fühlt sich nicht zuletzt auch aufgrund der hohen Fertigungsqualität des Mikrofonkopfes durchweg hochwertig an. Auf technischer Seite soll die Kondensator-Kapsel des Neumann-Kopfes einen maximalen Schalldruckpegel von 150 dB SPL verarbeiten können.
Und tatsächlich lässt sich das Mikrofon im Test auch mit lauter Gesangsstimme nicht bis an einen Punkt bringen, an dem das von ihm ausgegebene Signal Verzerrungen liefern würde. Die Empfindlichkeit des Mikrofonkopfs mit Neumann-Technik wird vom Hersteller mit einem Übertragungsfaktor von 2,8 mV/Pa angegeben. Damit liegt er, obwohl es sich um ein Kondensatormikrofon handelt, im typischen Bereich dynamischer Mikrofone.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Ein/Aus-Schalter sowie die Ladekontakte des Senders sind sicher, weil vertieft untergebracht

Das Einrichten der Funkstrecke beginnt mit dem mühelosen Anschrauben des Mikrofonkopfs, geht weiter über das kinderleichte Aufdrehen des Mikrofon-Bodys und dem selbsterklärenden Einsetzen der Batterien. Eingeschaltet wird der Handsender durch langes Drücken eines kleinen roten Buttons im Bereich des Antennenfortsatzes. Ist der Empfänger angeschlossen und eingeschaltet, wird die Funkverbindung mit den zuletzt gewählten Parametern automatisch hergestellt. Noch einfacher kann es definitiv nicht gehen.
Das Display am Handsender zeigt von der Sendestärke über die Empfängerbezeichnung, die gewählte Kanal-Kombination und den Batteriestatus alles an, was der Anwender im Praxisbetrieb über sein Werkzeug wissen muss. Die Beleuchtung des Displays und sein Kontrast sind ausreichend stark, so dass im Halbdunkel der Bühne alles gut ablesbar ist. Das Gleiche gilt für das Display des Empfängers, dessen Hintergrund allerdings dunkel ist, die dargestellten Infos dagegen hell. Auf diese Weise wird vermieden, dass das Display zur störenden „Rack-Lampe“ wird.
Soll der Receiver im 19-Zoll-Rack Platz finden, sorgt das enthaltene Rack-Kit für besten Halt. Nach dem Anbringen der mit Rackohren versehenen Seitenteile aus Gussmetall ist der Receiver in 9,5 Zoll schmalen Racks installierbar. Um ihn in 19-Zoll-Racks unterzubringen, muss eine Erweiterungsschiene angebracht werden. Sie enthält Bohrungen für die Front-Montage der beiden Antennen. Befestigungsmuttern dafür liegen allerdings nicht bei. Was mir positiv auffällt, ist die recht massive Verschraubung, mit der die Blende verwindungssteif angebracht wird.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Display am Empfänger liefert alle wichtigen Performance-Daten und ist im Halbdunkel gut ablesbar

Soundcheck

Bei den Hörbeispielen habe ich alle Audiodateien an -3dBFS normalisiert, um die verschiedenen Aufnahmen besser vergleichbar zu machen. Dadurch sind zwar die Pegelunterschiede zwischen naher, mittlerer und entfernter Mikrofonierung nicht mehr wahrnehmbar, doch in der Praxis werden diese doch meistens vom FOH ausgeglichen, sodass es letztlich um die Klangunterschiede geht, die die verschiedenen Mikrofonpositionen nach sich ziehen.
Besonders gespannt bin im Test auf die Richtcharakteristik des Mikrofonkopfs KK205. Hier wird mit einer Superniere geworben. Das bedeutet, dass Signalanteile, die jenseits der Haupteinsprechachse des Mikrofons liegen, deutlich leiser umgesetzt werden sollten. Zunächst teste ich aber die Nahbesprechung des Mikrofons. Hier zeigt sich die Neumann Kapsel von ihrer feinauflösenden Seite. Das Signal wirkt crisp und der Nahbesprechungseffekt hält sich auf erfreuliche Weise in Grenzen. Besonders an den T-Lauten ist erkennbar, wie brillant dieser Mikrofonkopf Stimmen klingen lassen kann, ohne dabei klangliche Schärfe ins Spiel zu bringen. Durch die Bassanhebung des Nahbesprechungseffekts klingt das Signal jedoch leicht „muffig“.
Anders sieht das bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz aus. Hier gefällt mir der vom KK205 ausgegebene Sound deshalb deutlich besser. Zischlaute und Plosive werden kristallklar wiedergegeben und können das Gesangssignal wunderbar strukturieren. Bei entfernter Mikrofonierung mit etwa 40 bis 50 cm Abstand wird nochmals deutlich, wie präzise und rauscharm die Mikrofonkapsel eintreffenden Schall wandelt. Auch die nahezu rauschfreie Funkübertragung wirkt daran mit, dass der Abstand der Schallquelle zum Mikrofon nahezu keine Rolle spielt, um ein wirklich gut klingendes Arbeitssignal zu erhalten. Vorausgesetzt natürlich, dass die bei den verschiedenen Mikrofonierungsdistanzen unvermeidlich entstehenden Pegelunterschiede entsprechend ausgeglichen werden.

Audio Samples
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Vocals, Nahbesprechung, Preset 1 Vocals, mittlere Distanz, on-axis, Preset 1 Vocals, entfernte Mikrofonierung, Preset 1 Vocals, mittlere Distanz, 45° off-axis, Preset 1 Vocals, mittlere Distanz, 90° off-axis, Preset 1 Vocals, mittlere Distanz, 180° off-axis, Preset 1 Vocals, Nahbesprechung, Preset 2 Vocals, Nahbesprechung, Preset 3 Vocals, Nahbesprechung, Preset 4

Trotz seiner Superniere vergibt der KK205-Mikrofonkopf viel. Wird das Mikrofon von der 45°-Diagonalen her besprochen, fällt der Pegel um etwa 4 dB ab, bei einer Besprechung im 90°-Winkel sogar um weitere deutliche 9 dB. Dabei bleibt der klangliche Eindruck in Sachen Frequenzbild und Signaldynamik bis zum 45°-Winkel jedoch überraschend stabil. Deshalb eignet sich das Mikrofon auch für ungeübtere Sänger oder Performer, die auf der Bühne viel in Bewegung sind und nicht permanent auf eine nahezu perfekte Mikrofonausrichtung achten können.
Rückwärtig aufgegriffener Schall wird vom KK205 kaum aufgegriffen. Entsprechend ist im normalisierten Audiobeispiel dann auch hauptsächlich der reflektierte Schall zu hören, der im Aufnahmeraum auftrat. Zusätzlich zeigt der Test der verschiedenen Equalizer-Presets, was aus dem KK205-Kopf klanglich herauszuholen ist. Der bei 180 Hz ansetzende Low-Cut vom Preset ist in der Lage, deutlich die Auswirkungen des Nahbesprechungseffekts zu mindern.
Preset 3 sorgt zusätzlich zum Low-Cut-Filter noch bei 10 kHz für eine Höhenanhebung um 6 dB. Dadurch wird das Signal nochmals deutlich brillanter, wovon insbesondere „bedeckt“ klingende Stimmen profitieren können. Das vierte Preset beschränkt sich schließlich auf die High-Boost-Funktion und holt damit den Proximity-Effekt wieder mit ins Boot.
Das resultierende Signal der Nahbesprechung klingt dementsprechend voll in den Bässen, differenziert in den Mitten und feinzeichnend in den Höhen. Zusammen mit der ohne Equalizer-Preset genutzten mittleren Distanz ist für mich die Kombination aus Nahbesprechung und Preset 4 bei unserem Sänger im Testaufbau die beste Wahl. Sie lässt die Schallwandlung und Übertragung der Stimme ganz einfach „teuer“ klingen.
Trotz des fein zeichnenden Klangs und der guten Empfindlichkeit, die das Mikrofon bietet, fallen Griffgeräusche nicht ins Gewicht. Das macht das Handling mit dem Handsender zum Vergnügen. Nicht zuletzt liegt das Mikrofon hervorragend in der Hand, weil die Gewichtsverteilung von Mikrofonkopf und Sendeeinheit vom Hersteller gut austariert wurde.

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