Praxis
Beim Handsender gerät das Wechseln der Batterien ein wenig umständlich. Am Antennenfortsatz muss durch Lösen der seitlichen Haltelaschen zunächst ein Batterieschlitten herausgezogen und dann dessen Verschlussdeckel geöffnet werden. Letzterer schließt eh nicht ganz, und auch ohne ihn sitzen die Batterien bombenfest.
Das Funkmikrofon liegt super in der Hand. Es ist gut ausbalanciert, mit minimalem Hang zur Kopflastigkeit. Nach dem Einschalten des Senders zeigt das Display, ob eine Funkverbindung vorliegt. Auskunft darüber gibt auch der Ein-/Ausschalter. Er leuchtet rot, wenn keine Verbindung vorliegt und grün bei erfolgreichem Pairing von Sender und Empfänger. Wird der Mute-Schalter betätigt, leuchtet der Ein-/Ausschalter orange. Noch einfacher und übersichtlicher lässt sich der Status eines Funkmikrofons wohl kaum abbilden.
Den Hersteller ehrt, dass er die Latenz seines Funksystems angibt. Denn schließlich benötigt die A/D- und anschließende D/A-Wandlung des Signals eine gewisse Zeit. Im Test zeigt sich, dass sich die Latenz von 3,9 ms für Laien nicht und für Profis kaum wahrnehmbar ist.
Am stationären Empfänger EM D1 gefallen mir die vielen praxisnahen Details besonders gut. So ist es etwa nicht nötig, die Antennen für den Transport abzuschrauben. Denn die Aussparungen im Koffer sind so gewählt, dass der Empfänger mitsamt eingeklappter Antennen hinein passt. Das haptische Feedback aller Knöpfe, Dreh- und Schieberegler ist vorbildlich. Stets gibt es Rasterungen und griffige Oberflächen, Benutzerfreundlichkeit steht an erster Stelle. Außergewöhnlich ist die Betriebsdauer. Wenngleich im Batteriebetrieb nur bis zu sechs Stunden mit dem Handsender gearbeitet werden kann, sind mit dem optional erhältlichen Lithium-Ionen-Akkupack BA 10 11 Stunden möglich.
Die Menüführung ist klar strukturiert und übersichtlich, die Navigation erfolgt bequem mittels eines Multifunktionsrads. Das Display des EM D1 ist ausreichend hell und kontrastreich, so dass ich keine Mühe habe, es abzulesen. Auf der obersten Menüebene wechsle ich per Drehung zwischen dem „Home Screen“ und dem „Secondary Home Screen“. Letzterer gibt neben Pegelbalken für auch einen numerischen Wert für die Ausgangslautstärke aus und zeigt, ob das Lowcut-Filter aktiviert ist. Ins Menü gelange ich per Druck auf das Rad. Eine Ebene zurück geht es mit der Esc-Taste. Ist kein Sender mit dem Empfänger verbunden, wechselt das Display von hell nach dunkel und zeigt die Info „No Link“ an.
Hören wir uns nun die Audiobeispiele an. Um dem Funkset klanglich auf den Zahn zu fühlen, habe ich mich am Ausgang für Line-Pegel entschieden. Als Preamp dient mir ein RME Fireface 800, dessen Vorverstärker nicht im Verdacht stehen, übermäßig Rauschanteile zu produzieren. Die automatische Anpassung der Mikrofon-Empfindlichkeit funktioniert zuverlässig, das Einpegeln des Eingangssignals klappt reibungslos. Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch ein gewisses Rauschen. Das hätte ich angesichts der digitalen Signalübertragung und des vom Hersteller angegebenen Signal-Rauschabstands von mehr als 109 dB(A) nicht erwartet.
Die 845er-Kapsel hat einen deutlich konturierten Frequenzgang, der die Mitten bei 4,5 kHz hervorhebt. Wie immer sind solche kosmetischen Maßnahmen Geschmackssache und deren Erfolg unter anderem abhängig von der jeweiligen Stimme. Davon abgesehen: Die Vocals kommen in der Nahbesprechung druckvoll und differenziert herüber. Transienten wirken weich und S-Laute dezent. Vorsicht ist jedoch bei Plosiven wie T, P und B geboten! Sie tendieren bei Nahbesprechung zum Knallen.
Bei der Off-Axis-Besprechung macht sich sogar bei geringem Mikrofonabstand die Supernierencharakteristik bemerkbar. Schon 45° Abweichung lassen den Stimmklang deutlich dünner und mittiger klingen. Bei mittlerer Entfernung ist bereits bei 15 cm Abstand mehr ein wesentlicher Pegelverlust festzustellen. Für ein Live-Vocal-Mikrofon muss das nicht schlecht sein. Vielmehr gibt es dem FOH-Engineer die Gewissheit, dass nicht allzu starke Übersprechungen in das Vocal-Signal gelangen.
Für dich ausgesucht
Kommen wir zur Effektsektion. Das Lowcut-Filter entfernt Rumpeln unterhalb von 120 Hz. Bei Vocals stelle ich fest, dass es dem Nahbesprechungseffekt wunderbar unauffällig entgegenwirkt. Die Stimme klingt nach wie vor rund und voll, verliert jedoch ihren wummernden Charakter. Für Männerstimmen ist der Filter also Pflicht. Um den EQ zu testen, benutze ich das Vocal-Preset. Der Equalizer kann in dieser Einstellungen den Bassbereich nochmals absenken, die Mitten im Präsenzbereich ebenso wie die Höhen weiter betonen. So werden allerdings auch S-Laute deutlich aggressiver, sodass sich der Einsatz des integrierten DeEssers empfiehlt.
Der DeEsser arbeitet im Broad-Modus so, wie der Name es verspricht; S-Laute werden sanft abgeschwächt. Das Ergebnis gefällt mir außerordentlich gut. Auch der Selective-Modus überzeugt, wenngleich er mir klanglich nicht ganz so zusagt wie sein „butterweicher“ Bruder. Wie immer hängt das Ergebnis aber stark von der Performance ab, und der persönliche Geschmack wird letzten Endes über den Lieblingsmodus entscheiden. Dessen ungeachtet: Der DeEsser verrichtet reibungslos seine Arbeit und wertet das Signal deutlich auf.
Für das automatische Nachregeln der Lautstärke stellt der Empfänger die beiden Stufen Soft und Hard bereit. Beide Varianten nehmen sich nicht viel, bei aktiviertem AGC-Feature wirken die Pegel ausgewogener und weniger problematisch. Die etwas fester zupackende Hard-Variante eignet sich besonders für den Bereich Moderation und Präsentation, um ungeübtere Sprecher auf ein konstanteres Pegelniveau zu bugsieren.
Wenn ich den Ein-/Ausschalter des Funkmikrofons betätige, gibt dieses ein lautes Knacken von sich. Dessen ist sich auch der Hersteller zweifellos bewusst. Deshalb hat Sennheiser dem SKM einen Mute-Schalter spendiert – und siehe da: Das Stummschalten des Mikrofons gelingt ihm deutlich leiser. Ein dumpfes Knackgeräusch bleibt, das sollte jedoch weder für kleine noch für große PAs ein Problem darstellen. Ein weiterer Vorteil des Mute-Schalters ist natürlich, dass er schneller zum gewünschten Ergebnis führt, weil die Funkverbindung nicht neu hergestellt werden muss. Für die Stummschalten-Funktion gibt es deshalb einen Pluspunkt. Und auch bei den Hand- und Griffgeräuschen kann mich das SKM überzeugen. Nur wenige Mikrofonhersteller schaffen es, das Herumrutschen am Mikrofonschaft so gut abzudämpfen. Ein weiterer Pluspunkt.