Praxis
Klang
Der erste Klangeindruck ist sehr überraschend und ich brauche mehrere Minuten und Hördurchgänge, um mich mit der akustischen Inszenierung, die einem hier geboten wird, vertraut zu machen. Dazu werfe ich jetzt einfach mal die Attribute, die ich auf meinem Notizzettel niedergeschrieben habe, unkommentiert in den Text:
- extrem breites Stereofeld
- außerordentlich „muskulöse“ Bassabbildung
- hervorragende Pegelfestigkeit
- sehr gute Transientenabbildung
- etwas zurückgenommene Tiefmitten
- extrem präsente Höhenreproduktion
Habe ich da tatsächlich das Attribut „extrem“ geschrieben? Ja, das habe ich und kann das natürlich nicht unkommentiert stehen lassen. Es ist so, dass sich beim HD 25 im direkten Vergleich mit den beiden Vergleichskopfhörern obenrum Türen öffnen, ach, was sag ich, ganze Flughangar-Tore. Um es mit einem Vergleich aus der PA zu sagen: Es ist so, als ob man beim Tragen des HD 25 nach dem Besuch eines kleinen schummerigen Clubs mit gutmütigen Kalotten-Hochtönern plötzlich ein Funktion One Hornsystem auf den Ohren hat. Es ist schon gigantisch, was einem die Sennheiser-Phones hier an knusprigem Hochton-Eiskrokant servieren. Nur ist die Portion mächtig, sehr mächtig, und es braucht einige Zeit, um diese Fülle zu verdauen. Ich sage bewusst nicht „übermächtig“, denn im direkten Vergleich mit den ebenfalls beim Test anwesenden Monitorlautsprechern (Pioneer S-DJ 80X, Mackie HR 824 MKII) wirkte die Höhengewichtung nicht überzogen. Allerdings hat man hierbei natürlich einige Meter Luft zwischen dem Ohr und der Membran. Beim HD 25 dagegen wird der Höhenreichtum in unmittelbarer Nähe zum Trommelfell emittiert, und zwar klar, präsent und direkt. Aber eben auch überraschend aggressiv, wenn man andere, obenrum etwas milder agierende Kopfhörer gewohnt ist. Interessanterweise gewöhnt sich mein Ohr relativ schnell an den neuen „Reichtum“, und schon nach kurzer Zeit verschwindet die kleine Stimme, die sagt: „Überprüf mal den Equalizer – da stimmt irgendwas nicht“.
Dies sage ich allerdings ausdrücklich vor dem Hintergrund des avisierten Einsatzbereichs als DJ-Kopfhörer. Denn ohne Frage erleichtern ausgeprägte Bässe und dominante Höhen die rhythmische Orientierung im lauten Club merklich. Ziehe ich dagegen klassische Kriterien der Tontechnik heran, die nämlich den Fokus auf neutrale, ehrliche und fehlerentlarvende Wiedergabe legen, würde sich die beschriebene Charakteristik des HD25 tatsächlich ins Gegenteil kehren. Es ist also nicht überraschend, dass der HD25 Aluminium im Studiokopfhörer-Testmarathon,hier zu lesen, ganz anders abgeschnitten hat.
Unterm Strich macht der HD 25 mit seiner – in Anbetracht der Größe wirklich verblüffenden – Abbildungsleistung über das gesamte Frequenzspektrum und insbesondere in den hohen Frequenzbereichen eine hervorragende Figur. Gerade unter dem Aspekt eines DJ-Kopfhörers gelingt es ihm mühelos, durch seine hervorragende klangliche Durchsetzungskraft und gute Abschirmung, sich gegenüber der Saal-PA zu behaupten.
Tragekomfort
Womit wir auch direkt beim Tragekomfort angelangt wären. Ein Thema, was sich leider jeder neutralen Bewertung weitgehend entzieht, da neben der Kopf- und Ohrform auch die Größe eine entscheidende Rolle spielt. Naturgemäß trägt sich ein so leichter Kopfhörer weitaus bequemer als schwergewichtige Vertreter. Hinzu kommt der bewährte Spreizbügel, mit dem sich (im aufgeklappten Zustand) das ohnehin geringe Gewicht noch auf zwei verschiedene Aufliegepunkte verteilen lässt. Besonders beim Wegdrehen der linken Lautsprechergondel erweist sich der Bügel als sehr gute Konstruktion, um ein Abrutschen des Kopfhörers wirkungsvoll zu verhindern. In der Summe also Bestnoten für den rutschsicheren Sitz und kaum Andruckgefühl auf der Schädeldecke. Was das längere Tragen angeht – und hierzu zähle ich jetzt einfach mal alles ab einer Albumlänge aufwärts – macht sich das ohraufliegende Prinzip natürlich bemerkbar, weil die Ohren leicht gegen den Kopf gedrückt werden. Selbst wenn das im Fall des HD 25 mit sehr vertretbaren 3,2 Newton erfolgt (was ungefähr drei Tafeln Schokolade entspricht, die seitlich auf dem Ohr liegen), so lässt einen der Kopfhörer dennoch nicht vergessen, dass man ihn trägt. Im Gegenzug wird man aber mit einer, in Anbetracht der Größe hervorragenden Außengeräuschabschirmung belohnt. Im Übrigen sind auch Velour-Polster im Zubehörprogramm erhältlich, die den Tragekomfort noch mal steigern dürften.
Wenn ich kurz vor dem Fazit noch einmal quer über das Gesagte lese, stelle ich fest, dass ich viel kritisiert und wenig gelobt habe. Aber das gehört nun einmal zum schweren Los der Einserkandidaten, zu denen ich den HD 25 ganz klar zähle. Beim ewigen Vierminusschreiber freut man sich über jeden Ausreißer nach oben, der Klassenbeste muss sich dagegen auch Kritik gefallen lassen, wenn er plötzlich eine für sich genommen ganz hervorragende Zweiplus schreibt. Denn wenn ich, um in der Lehrermetapher zu bleiben, auf das gesamte Halbjahr schaue, dann sehe ich beim HD 25 ganz viele Einsen, die ich abschließend in meinem Fazit zusammenfasse.