Sennheiser HD 550 Test

Sennheiser HD 550 im Praxis-Check

Der Test erfolgte über den Zeitraum mehrerer Tage an den folgenden Kopfhörerverstärkern/-anschlüssen:

Im zeitweisen Direktvergleich wurde der offene Referenzkopfhörer AKG K812 verwendet. Dieses deutlich teurere Modell wird eher zur schonungslosen Analyse im professionellen Einsatz, aber auch zum audiophilen Musikkonsum verwendet. Referenz Nr. 2: Obwohl mein Focal Lensys Professional ein professioneller Studiokopfhörer in geschlossener Bauweise ist, habe ich es mir aufgrund seiner herausragenden Wiedergabeeigenschaften nicht nehmen lassen, auch dieses Modell zur klanglichen Einordnung des HD 550 heranzuziehen.

Die klangliche Beurteilung erfolgte anhand vertrauter Produktionen und Produktionselemente sowie Signalgeneratoren in Apple Logic.

Anwendungsbereich

Aufgrund seiner offenen Bauweise ist der Sennheiser HD 550 für den heimischen Einsatz prädestiniert. Neben den bereits genannten Anwendungsfeldern (Medienkonsum, Gaming, Home Office) könnte ich mir den Sennheiser Kopfhörer durchaus auch im kreativen Einsatz vorstellen. Zum DAW Programming oder ähnlichen Tätigkeiten, die keine geschlossenen Bauart erfordern, kann es der HD 550 klanglich problemlos mit vielen Pro-Kopfhörern aufnehmen!

Wie klingt der Sennheiser HD 550?

Frequenzabbildung

„Nieder mit der Badewanne!“ (Badewanne = viel Bass / viele Höhen) So in etwa könnte man die Marketingaussagen auf der Homepage des Herstellers zusammenfassen, die meinen ersten unvoreingenommenen Höreindruck wie den Nagel auf den Kopf trifft. Der Sennheiser HD 550 setzt auf Natürlichkeit, was nicht mit Freudlosigkeit zu verwechseln ist. Der Bassbereich hat Punch und geht tief runter, wenn dies im Mix vorhanden ist. Die Mitten klingen natürlich und angenehm austariert – nicht zu viel, nicht zu wenig – genau richtig. Authentisch ist auch das Verhältnis der unteren zu den oberen Mitten. Die Höhen klingen transparent und präsent ohne plakative unnötige Schärfe. Hut ab, Sennheiser! Auf manch ein Kopfhörermodell muss man sich erst einlassen, sich einhören. Der Klang des HD 550 fühlt sich vom ersten Ton vertraut an.

Im direkten Vergleich zum AKG K812 wirkt der Sennheiser Kopfhörer etwas gutmütiger und musikalischer, was dem primären Einsatzzweck (hochwertiger Medienkonsum) entgegenkommt.

Ähnlich verhält es sich im Vergleich zum gar nicht so unähnlich klingenden Focal-Kopfhörer, was sehr für den HD 550 spricht! Der Sennheiser-Kopfhörer ist zwar im Subbass nuanciert etwas schlanker, aber keinesfalls unterrepräsentiert.

Seitenansicht der Ohrmuschel

Räumlichkeit und Impulsverhalten

Auch von den weiteren Wiedergabeparametern gibt es ausschließlich Gutes zu berichten. Vom organisch und natürlich wirkenden Raumeindruck kann sich manch ein deutlich teurerer Kopfhörer gerne eine Scheibe abschneiden. Im Gegensatz zu vielen anderen Kopfhörern, die mir bekannt sind, ist mein Verlangen zur Aktivierung der Crossfeed Matrix an meinem SPL Kopfhörerverstärker etwas weniger ausgeprägt – auch wenn das Raumempfinden trotzdem durch diese Funktion begünstigt wird. Doch auch ohne Crossfeed wirkt die Bühne nicht unangenehm überbreit, geschweige denn flach wie ein Blatt Papier. Die Tiefe, Kontur und Separierung einzelner Instrumente / Mixbestandteile erfolgt auf einem Niveau, das man von hochwertigen audiophilen Kopfhörern kennt. Das Ganze für weniger als 300 Euro!

Die Wiedergabe von Transienten, Impulsen und Ausschwingphasen ist präzise und staubtrocken, ohne dabei überambitioniert oder gar anstrengend zu wirken. Klanglich hat Sennheiser beim HD 550 alles richtig gemacht!

Tragekomfort

Den gesamten Tragekomfort des leichten Sennheiser HD 550 (237 g) kann man als gut bewerten. Die großzügig dimensionierten ovalen Muscheln sitzen mit einem moderaten Anpressdruck sicher über meinen Ohren und bieten dank der weichen Polster aus Velours ein luftig bequemes Tragegefühl ohne Hitzestau. Letzteres ist natürlich auch der offenen Bauart „geschuldet“. Dennoch gibt es einen Kritikpunkt: Die vergleichsweise flache Innenseite des Kopfbügels resultiert in einer relativ kleinen Auflagefläche auf meiner Schädeldecke. In dessen Folge übt der Bügel mehr Druck aus als es bei anderen Bügelkonstruktionen der Fall ist.

Kopfbügel mit Bezug aus Kunstleder

Dies ist gewiss kein Ausschlusskriterium, subjektiv mindert es aber den Langzeitkomfort. Möglicherweise gibt es auch Schädelformen, bei denen es besser harmoniert. Wie immer: Am besten selbst ausprobieren und beurteilen, ob die Trageeigenschaften den eigenen Anforderungen entsprechen.

Größenanpassung per Schiebemechanismus

Alternativen zum Sennheiser HD 550

In gleicher Bauweise und vergleichbarer Preisregion sehe ich tatsächlich hauseigene Modelle des deutschen Audiospezialisten als die interessantesten Konkurrenten zum Sennheiser HD 550:

Sennheiser HD 490 ProSennheiser HD 600
hauseigene Konkurrenz: Erstklassiger Pro-Kopfhörer in offener Bauweise mit exzellenter Wiedergabe und hohem Tragekomfort; aktuell nur unwesentlich teurereine Legende unter den offenen audiophilen Kopfhörern mit 300 Ohm Impedanz und beidseitiger Kabelführung; inzwischen zu sehr erschwinglichen Preisen erhältlich
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