Review des HD 660S2: Testbedingungen
Über den Zeitraum von mehreren Tagen wurde der Sennheiser HD 660S2 an den Kopfhörerausgängen eines Universal Audio Apollo X4 und dem SPL Phonitor mini verwendet.
Außerdem habe ich den hochohmigen Sennheiser Kopfhörer am Miniklinkenausgang meines iPad (6. Gen.) gecheckt. Das Resultat: Eine überraschend kräftige und definitiv mehr als ausreichende Wiedergabelautstärke ohne nennenswerte Klangeinbußen! Gehört wurden vertraute Fremd- und Eigenproduktionen (auch ungemastertes Material) sowie Produktionselemente (Stems, Einzelspuren) und Signalgeneratoren in Apple Logic Pro.
Wie klingt der Sennheiser HD 660S2?
Bereits beim ersten Hörcheck gab sich der HD 660S2 als fantastischer Kopfhörer zu erkennen, der mit meinen subjektiven Hörpräferenzen nahezu perfekt übereinstimmt. Mein kurzes Vorabfazit: Sowohl zum professionellen Arbeiten (Mischen, Mastern, Musizieren) als auch zum Musikhören hervorragend geeignet!
Frequenzwiedergabe
Gemäß der oben abgebildeten Darstellung des Frequenzverlaufs ist der HD 660S2 gegenüber dem Vorgängermodell etwas heller abgestimmt und bietet deutlich mehr Bass. Tatsächlich hatte ich in meinem 2018er Review den Vorgänger als „mild in den Höhen“ charakterisiert, sodass eine Anhebung auf dem Papier durchaus legitim erscheint. Und auch in der Praxis besitzen die hohen Frequenzen eine gewisse Präsenz, sind dabei aber stets fein aufgelöst ohne überzeichnet oder scharf zu wirken. Im direkten Vergleich zu meinem Focal Clear MG Professional ist der Sennheiser Kopfhörer im Hochton etwas heller abgestimmt.
Das „mehr“ an Basswiedergabe resultiert in einer Abstimmung, die zu den besten ihrer Art zählt und auf dem Niveau meiner etwa doppelt so teuren Focal-Referenz agiert und auch mit dem Neumann NDH 30 vergleichbar ist. Aber wann ist eine Basswiedergabe eigentlich gelungen? Wie in einer nahezu perfekten Abhörsituation über Studiomonitore (Fullrange) fühlt (!) man den emotionalisierenden Druck bis in den Subbass, ohne dass die Beurteilbarkeit der Quantität und Tonalität tiefer Frequenzen darunter leidet. Genau das gelingt dem Sennheiser HD 660S2 mit Leichtigkeit – im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten.
Für dich ausgesucht
Der mittlere Frequenzbereich fügt sich homogen und geschmackvoll ausbalanciert im Gesamtkontext ein. Sowohl die unteren als auch oberen Mitten wirken ausgesprochen natürlich und sind frei von auffälligen Ausprägungen, „Nasalitäten“ oder Kaschierungen in Teilbereichen. Die Frequenzwiedergabe des Sennheiser HD 660S2 ist in ihrer Gesamtheit absolut überzeugend!
Raumabbildung und Dynamik
Als bekennender Crossfeed-Fan passiert es nicht so häufig, dass man einen Kopfhörer findet, der nicht von diesem Feature diverser Kopfhörerverstärker (oder Software-Simulationen) profitiert. Die räumliche Wiedergabe des offenen HD 660S2 wirkt bereits ohne derartige Tools sehr natürlich, luftig und kommt ohne eine unangenehm überbreite Bühne aus. Außerdem bewirkt die Aktivierung der Crossfeed-Matrix an meinem SPL Phonitor mini tatsächlich eine spürbare Klangveränderung in den unteren Mitten, die ich von anderen Kopfhörern in dieser Form und Ausprägung nicht kenne. Dennoch bilden der Sennheiser Kopfhörer und mein SPL Vorverstärker ein starkes Team mit hoher Auflösung und bemerkenswerter Dynamik, wobei bereits die Wiedergabe am Kopfhörerverstärker des Apollo X4 Audiointerfaces erstklassig ist.
Eine weitere Stärke des HD 660S2 ist die authentische Reproduktion von Impulsen. Das gilt sowohl für Transienten als auch Ausklingphasen (z.B. synthetische Bassdrums) variabler Länge. Das Resultat: Eine hohe Lebendigkeit und ein Detailreichtum, ohne dabei überambitioniert zu wirken. Neben der souveränen Frequenzwiedergabe adelt diese unkomprimiert spielende, authentische Impulswiedergabe den Sennheiser Kopfhörer für professionelle Klangbeurteilungen im kreativen und tontechnischen Einsatz.
Test des Sennheiser HD 660S2: Tragekomfort
Der Tragekomfort entspricht exakt dem Vorgängermodell, dass ich 2018 im Review hatte. Für einen offenen Kopfhörer hat der HD 660S2 einen beherzten Anpressdruck, der mich persönlich allerdings überhaupt nicht stört – auch über längere Zeiträume. Dank der beweglich aufgehängten Ohrmuschel und einem leichten Gewicht von lediglich 260 g passt sich der Sennheiser Kopfhörer perfekt meiner Kopfform an und sitzt bombenfest, selbst wenn man sich ruckartig bewegt.
Im Vergleich hierzu hatte der Neumann NDH 30 im Test eine flexiblere Sitzposition, die aufgrund der Ausrichtung der Wandler in einer ungleichmäßigeren Wiedergabe hoher Frequenzen resultierte. Derartige Probleme kann ich beim HD 660S2 nicht feststellen.
Alternativen zum Sennheiser HD 660S2
Neumann NDH 30 | Sennheiser HD 600 | Focal Clear MG Professional |
offener Referenzkopfhörer für Studio und auch Musikkonsum in der gleichen Preisklasse, reduzierte Wiedergabe der Höhen gegenüber dem HD 660S | legendärer Urahn des HD 660S mit etwas zurückhaltenderem Bass zum spürbar günstigeren Preis | gute Alternative, wenn der deutliche Aufpreis nicht stört und man eine etwas mildere Wiedergabe hoher Frequenzen bevorzugt |