Praxis
Bedienung
Die Bedienung des neuen Sennheiser MKE 400 mkII ist selbsterklärend und birgt keinerlei Überraschungen. Jede Funktion ist genau einem Bedienelement zugeordnet. Es gibt keine Zweitfunktionen und keine Menüs. So hat man alle Parameter während der Aufnahme im direkten Zugriff und muss nicht erst suchen – ich mag das. Der Ein-/Ausschalter ist ein Drucktaster, der mit grünem und rotem Leuchten über den Status des MKE 400 informiert. Grün bedeutet, dass das Mikrofon eingeschaltet ist und man sich noch keine Sorgen um die verwendeten Batterien machen muss. Der Drucktaster beginnt rot zu leuchten, wenn die Batteriespannung noch für ungefähr drei Stunden ausreicht. Die Akkus müssen also nicht sofort getauscht werden, aber vielleicht vor dem nächsten langen Take. Der Ein-/Ausschalter wird allerdings gar nicht jedes mal benötigt. Das Sennheiser KME 400 schaltet sich mit „Auto On/Off“ ein, sobald eine verbundene Kamera eingeschaltet oder ein verbundenes Smartphone aufgeweckt wird. Die verwendeten Schiebeschaltern für die dreistufige Anpassung des Ausgangspegels und das Low-Cut-Filter sind zwar nicht besonders fancy, sorgen aber für Klarheit und gute Übersicht.
Für die Einstellung der Lautstärke des Kopfhörerausgangs wurde eine Schalterwippe gewählt, welche ebenfalls keine Rätsel aufgibt.
Leider wird das Kopfhörersignal eines angeschlossenen Smartphones oder Tablets nicht durchgeschleift. Dies ist vielleicht für reine Location-Aufnahmen nicht unbedingt notwendig und in Verbindung mit Kameras meistens gar nicht möglich, würde aber die Einsatzmöglichkeiten des MKE 400 sehr erweitern. Dafür müsste aber die Hardware des kleinen Sennheiser Richtrohrs geändert werden. Vielleicht kommt dieses Feature ja dann in der nächsten Version. Wird das MKE 400 auf einer Kamera oder einem Stativ montiert, sitzt es dort sicher und stabil. Auch der Windschutz lässt sich einfach überziehen und funktioniert zuverlässig.
Richtwirkung
Obwohl das Sennheiser MKE 400 ein Videomikrofon zur Montage auf Kameras ist und deshalb sehr kompakt gebaut wurde, ist es doch ein typisches Richtrohr mit einer ordentlichen Dämpfung seitlich einfallenden Schalls. Diese Dämpfung würde noch deutlicher ausfallen, wäre das Interferenzrohr länger, was aber auf Kosten der Kompaktheit gehen würde. Da die Interferenzröhre des kleinen Sennheisers in einem Korb versteckt ist kann ich nur schätzen wie lang sie tatsächlich ist. Ich gehe davon aus, dass die Kapsel ungefähr 10cm von der vorderen Kante der Röhre entfernt ist. Daraus ergibt sich, dass der Interferenzeffekt beim MKE 400 bei circa 3400Hz einsetzt, was in etwa zum Polarpattern in der Kurzanleitung passt. In der Praxis ist die Dämpfung seitlich einfallenden Schalls deutlich und effektiv.Für alle, die mehr über Funktionsweise und Einsatz von Richtrohren wissen wollen, gibt es ein Feature über Richtrohrmikrofone.
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Klang
Schaut man sich die grafische Darstellung des Frequenzgangs an, fällt beim aktuellen Modell eine deutliche Senke zwischen 200 Hz und 1200 Hz auf. Die Höhen oberhalb von 2000 Hz klettern um 5 dB auf ihren Höchstwert, der bei ungefähr 10 kHz liegt. Im Bereich um 120 Hz erhebt sich der Frequenzgang noch einmal um ein paar dB, bevor er innerhalb einer Oktave nach unten, um mehr als 35 dB absinkt. Der Frequenzgang des Vorgängers zeigte sich da sehr viel linearer, bis auf eine Anhebung von circa 2 dB bei 8500 Hz.
Der Klang des Sennheiser Richtrohrs ist detailliert und ausgewogen, mit einer Tendenz Richtung Wärme. Hohe Frequenzen werden deutlich, aber nicht harsch oder beißend abgebildet. Transienten werden auch bei schnellen, perkussiven Signalen sauber und präzise dargestellt.
Ein typischer Effekt bei Richtrohren ist der ausgeprägte Nahbesprechungseffekt, welcher auch beim neuen MKE 400 auftritt. Gerade bei tiefen Stimmen ist die Anhebung des unteren Frequenzbereichs etwas zuviel des Guten und sollte mit einem Low-Cut abgeschwächt werden. Ich empfehle, dies in der Postproduction zu bearbeiten, da das Low-Cut des Sennheiser MKE 400 mkII für meinen Geschmack zu hoch und zu stark eingreift und damit tiefen Stimmen das Fundament nimmt.
Störgeräusche, welche beim Bedienen einer Kamera entstehen, werden dank der internen Dämpfung nur schwach in die Kapsel übertragen. Sie werden in den meisten Fällen wahrscheinlich vom Nutzsignal verdeckt. Der mitgelieferte Windschutz ist, wenn montiert, bei Sprachaufnahmen minimal in den Höhen ab etwa 8000 Hz hörbar. Das ist zu verschmerzen.