Praxis
Sennheiser stellt die neue XSW-D-Serie explizit als Handwerkszeug für Amateure, Semi-Pros und als sehr leichtes Bordgepäck für Journalisten und Musiker vor. Den umfassenden professionellen Zugriff können wir also nicht erwarten, dafür ist das Equipment zu kompakt und für den unabhängigen, mobilen Einsatz minimiert. Es stände allerdings nicht Sennheiser drauf, wenn nicht einige Mindeststandards garantiert sind, wie zum Beispiel Diversity im Empfang oder Redundanz beim Senden.
Ebenso dazu gehört die sensationell kleine Latenz von unter 4 ms. Bei den später folgenden Aufnahmen hatte ich keine Probleme mit Verzögerungen bei Sprachanwendungen. Auch der Test an einer PA, die von der einen Seite verkabelt und von der anderen Seite per Funk bedient worden ist, resultierte in einem interessant breiten Stereobild. Von Schwebungen noch keine Spur. Das ist nicht praxisnah, zeigt aber prima, wie schnell die digitale Strecke vom Codieren über Senden bis hin zum Empfangen und Decodieren arbeitet.
Zur Bedienung der Funkstrecken benötigt man nicht viel Vorkenntnis. Fürs Nächste reicht es, sie einzuschalten und anstatt der Kabel in die entsprechenden Buchsen zu stecken. Beim Einschalten erhalten wir anhand der Betriebs-LED Auskunft über den Ladezustand des Akkus, bevor die Kopplungsroutine das passende Gerät automatisch verbindet. Denn die Sets sind ab Werk aufeinander eingestellt und abgestimmt. Sollte ein Instrumenten-Sender mit einem XLR-Empfänger gekoppelt werden, betätigen wir die Schalter der Geräte ca. drei S, bis die LEDs grün-rot blinken. Die Geräte koppeln dann selbstständig und bestätigen das mit einer durchgehend grün leuchtenden LED.
Auch eine Mehrfachbelegung eines Empfängers mit bis zu vier Sendern ist damit möglich. Ich hatte zwar nur drei Sender, aber das funktionierte hervorragend. Daneben ist es möglich, die drei Funkstrecken parallel und störungsfrei zu betreiben. Die Kanalbelegung und Feinabstimmung werden von den XSW-D-Strecken automatisch erledigt. Sogar ein Betrieb von bis zu fünf Sendestrecken ist parallel möglich. Problematisch wird dabei der Abstand zwischen Sender und Empfänger, dazu später mehr im Distanztest.
Klang
Die Latenz ist bereits geklärt, und mit einem Wert von unter vier ms habe ich auch keine Probleme beim Einsprechen bzw. Gesang, auch wenn ich direkt mit Kopfhörern arbeite. Die Bedienung ist bei allen drei Systemen intuitiv und so kann ich auch beim Klang nicht viel verkehrt machen.
Das Instrument Base Set macht den Anfang. Hier könnt ihr direkt vergleichen, wie die Funkstrecke gegenüber einer Festverdrahtung klingt. Zur Auswahl habe ich einen Fender PJ Bass, eine Fender Telecaster ungefiltert und abschließend mit Wah-Pedal. Viel Vergnügen, denn diesmal spiele nicht ich, sondern Profis:
Es kommt richtig viel Power aus dem Empfänger. Der Frequenzgang des Instrument Base Sets reicht von 10 Hz – 18 kHz und erlaubt auch dem Bass einen enormen Tiefgang. Der Sound ist transparent, knackig und genauso fett wie über Kabel. Der Diversity-Empfang erlaubt wildes Spiel mit dem Instrument und doch wird jedes Bit eingefangen, was der Sender in die Peripherie schickt.
Als Nächstes folgt das Vocal Set mit dem dynamischen Handmikrofon XS 1. Der Frequenzbereich der XSW-D-Vocal-Funkstrecke beträgt 80 Hz – 18 kHz, was einer Übertragung mit Trittschallfilter gleicht. Im Test tritt das Sennheiser XS 1 gegen das Shure SM58 an, zwei von der Bauart vergleichbare Mikrofone. Zuerst beide Modelle am Kabel zeitgleich besprochen. Danach der Test an der Sendestrecke und zum Abschluss klopfe ich nochmal auf die Gehäuse der Mikrofone.
Das Sennheiser XS 1 klingt sehr gut und besteht den Klopftest bravourös. Die Poltergeräusche sind recht zurückhaltend und könnten mit einem Lowcut noch weiter gedämpft werden. Dafür, dass das Mikro nur rund die Hälfte eines Shure SM58 kostet, stellt sich die Frage, ob es nicht auch ein Angriff auf den Industriestandard ist. Das Mikrofon lässt sich sowohl verkabelt als auch mit angeschlossenem Sender dank des ausbalancierten Gewichtes sehr gut handhaben. Die Funkübertragung ist bis auf die Rauschfahne gut. Das Rauschen macht sich besonders über Kopfhörer bemerkbar, ist über Boxen nicht ganz so exzessiv. Vernachlässigbar ist das trotzdem nicht, denn der Klang am Kabel über Boxen ist aufgeräumter als mit der leicht verwischenden Rauschfahne der Sendestrecke.
Zuletzt kommt das Portable Lavalier Set an den Start. Auch hier beträgt der Frequenzgang über Funk 80 Hz – 18 kHz. Der Empfänger lässt sich mit einem Blitzschuhadapter bequem an eine passende Digitalkamera anschließen. Das Reiseequipment kann also sehr klein gehalten werden, alle Bauteile passen locker in eine Kameratasche.
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Entfernung
Für diesen Test sind alle drei Sets aktiv und am Mann. Die entsprechenden Gürtelclips halten mir die Hände frei, zur Not könnte ich die Sender aber auch in Hemd- und Hosentaschen stecken. Das Lavalier Set habe ich zum drahtlosen In-Ear-Monitor umgepolt und kontrolliere damit die Güte der Funkstrecke auf dem Weg an den Rand der technischen Möglichkeiten. Die Stationen sind 10, 25, 50, 75 und 100 Meter, wobei 100 m die maximale Reichweite unter labortechnischen Bedingungen darstellt. Eine garantierte Stabilität wird bis 75 m angepriesen. Verlasse ich den technisch möglichen Sendebereich, zeigen mir die Geräte dies mit einem kurzen, roten Blinken innerhalb des grünen Dauerleuchtens der LED an. Bin ich ganz raus, leuchtet die LED dauerhaft rot. Die Strecke bespiele ich mit meinem Bass und dem Mikrofon XS 1.
Die Reichweite lässt sich sehen. Bis 50 m habe ich absolut keine Probleme, auch wenn ich mich zwischen den Markierungen bewege, sind die drei Übertragungen stabil. Bei 75 m gibt es beim Instrument leichte Störgeräusche, und bei 100 m muss ich mich entscheiden, welche Funkstrecke ich betreiben will. Auf diese Distanz stören sich die Funken und die Übertragungsqualität leidet.
Schalte ich nur einen der drei Sender, kann ich sogar noch von 100 m gut senden. Dann darf ich mich aber nicht viel bewegen. Ich wiederhole den „Solo“-Test der Einzelgewerke bei 75 Metern, da das Instrument da Schwierigkeiten hatte. Auch in diesem Fall mochte die Aufnahme nicht ohne Störgeräusche stattfinden. Es ist allerdings möglich, dass bei meinem Feldtest eine andere Quelle an der Stelle auf 2,4 GHz gesendet hat und mein Signal überlagerte, eine durchaus schwer benutzte Frequenz. Die 100 m hat der Bass ja klaglos hinbekommen. Diese Reichweite ist für ein so kompaktes System enorm, vor allem in dieser Qualität. Zwar sind wir vor fremden Störquellen auf dem 2.4-GHz-Band nie sicher, aber in einem Umkreis von 25 m ist die Funkübertragung stabil wie Granit. Und größere Bühnen bestreite ich selten mit „Einsteiger-Equipment“.
mICHael wERNER sagt:
#1 - 17.09.2019 um 12:12 Uhr
und wie bitte soll mit diesem XLR Empfänger DIVERSITY funktionieren?m.E. blanker Unfug. :(
drstrange sagt:
#1.1 - 05.03.2020 um 12:23 Uhr
Indem der Receiver zwei ! Antennen hat.Und nun?
Antwort auf #1 von mICHael wERNER
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenmICHael wERNER sagt:
#1.1.1 - 09.03.2020 um 14:02 Uhr
klar.
nur
7 Antennen nützen nichts, wenn sie so knapp nebeneinander liegen. ist einfach Physik ?Aber vielleicht hab ich mein Statement nicht für jedermann verständlich formuliert.Sinn macht ohnehin nur true diversity mit Antennen links & rechts oberhalb der Bühne...
Antwort auf #1.1 von drstrange
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAxel Erbstoesser sagt:
#1.1.1.1 - 25.03.2020 um 14:38 Uhr
Hallo Michael,
in Sachen Signalüberlagerung auf engstem Raum gebe ich Dir da Recht. Nur werden hier tatsächlich zwei Datenpakete unabhängig voneinander versendet, aus dem der Receiver sich das schönste Signal rausfischt.
Die Gefahr, dass ein und die selbe Störquelle beide Pakete beschädigt, ist bei einer so engen Übertragung natürlich sehr hoch. Sollte dies der Fall sein, haben wir aber auch äusserst ungünstige Verhältnisse, bei dem ich auch bezweifele, ob eine hohe räumliche Trennung so starke Störfrequenzen überbrücken kann. Zumindest auf den geringen Radius der Übertragung gesehen.
Sennheiser beschwört, dass es True Diversity ist. Ich kann da nur weitergeben, was die Firma mitteilt. Im Test fand ich die Distanz von 75 Metern sehr beeindruckend für ein so handliches Add On.
Das toppt bislang nur noch Røde mit ihrer Add On Funkstrecke Rødelink, wie zB. das Newsshooter. 100 Meter abhörsicher mit einem kleinen Klötzchen am Ende des Mikros. Und das in einer Umgebung, in der Smartphones und WLAN-Router sich in Trance funken.
Antwort auf #1.1.1 von mICHael wERNER
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenmICHael wERNER sagt:
#2 - 17.09.2019 um 12:24 Uhr
p.s.:neugierig wäre ich auch, ob der XSW-D Empfänger mit 3,5mm Anschluss die selbe Elektronik/Übertragungsqualität hat wie der XSW-D Empfänger XLR hat!?lmmerhin 100€ = ca. 40% Preisunterschied bei den Basis sets!
Axel Erbstoesser sagt:
#2.1 - 25.03.2020 um 14:48 Uhr
Hallo Michael,
ich verstehe gerade die Frage nicht. Die Basis Sets der XSW-D kosten UVP 299 Euro, sowohl die XLR Variante für dynamische Mikrofone, wie auch die Miniklinken Variante inklusive Phantomspeisung für Lavalier-Mikrofone.
Oder sprechen wir von unterschiedlichen Systemen?
Antwort auf #2 von mICHael wERNER
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