Praxis
Sequential Trigon-6 – ein ausgereiftes Instrument
Der Sequential Trigon-6 entpuppt sich im Test als ein sehr gut spielbares Instrument – und er ist ausgereift. Gute Details, vor allem bei den Spieloptionen, zeugen von langjähriger Erfahrung. Dazu kommt der unkomplizierte Sequenzer und sein toller Arp – beides musikalisch gut steuerbar über eine große Clock.
Generell ist das klar sortierte Layout Musik für meine Augen. Positiv hervorzuheben ist außerdem der „echte IEC-Stromanschluss“ dank eingebautem Netzteil.
Die flinke Aftertouch- und Velocity-Zuweisungen sowie die reichlichen Modulation-Verknüpfungen machen das Spiel mit dem Synthesizer nicht langweilig! Dave Smith hat an vieles gedacht und ein würdiges Denkmal gesetzt. Ein Synth, der spielen und nicht nur schrauben fördert. Analog, breit und auch richtig rotzig, wenn er soll – voll 2023 beim Rest! Fast – der Aftertouch der Klaviatur ist leider sehr binär und kaum dazwischen dosierbar, ähnlich schlecht wie beim Minimoog 2022 Reissue.
Für dich ausgesucht
Das Layout des OB-6 war mir übrigens immer etwas zu zusammengewürfelt – vielleicht haben mich auch nur die viele blauen Striche gestört. Wie dem auch sei: Auch die Ordnung der Effekt-Blöcke und ihrer Encoder ist beim Trigon-6 jedenfalls endlich richtig logisch. Filter und Envelopes sind ebenfalls perfekt nah beinander angeordnet.
So gesehen macht ohnehin jeder von den Dreien etwas anders. Der OB-6 beispielsweise hat ein kontinuierliches Filter und Wellenformen. Der Trigon-6 wiederum hat die meisten OSCs und die meisten Modulations-Ziele, aber er kennt auch nur Tiefpass. Stört mich null, aber andere sehen das sicherlich anders.
Funky Poly Mo 2022
Klanglich passt der Trigon-6 gut in mein Studio. Mit dem leckeren Drive und „gib ihm richtig“ kann er instant viel garstiger als ein Moog sein, polyphone Spielchen in Delay und Reverb sowie weiche träumerische Pads zaubern – mit dunklen Moog-Filter aber auch immer klar als Dave Smith Synth erkennbar, insbesondere hinsichtlich der flinken Envelopes.
Die mitgelieferten Effekte sind absolut in Ordnung und laden direkt zum Spiel ein, sodass man in Handumdrehen auch sehr komplexe Läufe zaubern kann. Ein moderner Synth muss einfach Stereo-Effekte dabei haben! Ob es noch bessere Reverbs und feingeistigere Delays im Mischprozess geben kann? Sicherlich – aber für die dicken Pinselstriche ist das durch seine intuitive Verfügbarkeit einfach schon mal Gold wert!
Nur so am Rande: Auch ein Synthesizer ohne Klaviatur ist für mich kein richtiger Synthesizer. Masterkeyboard plus Module sind für mich nie Option gewesen – allein drauflos spielen wird umständlich, wenn die DAW nicht läuft, Local On/Off, Routing, ätz. Die folgenden Audiobeispiele sind deshalb überwiegend ohne DAW oder externe Sequenzer erstellt und einfach in Stereo aufgenommen. Hier und da habe ich dann noch etwas die Zeitdomäne frisiert und einen bessereren Reverb drauf gepackt.
Audiobeispiele
Die Standard-Sounds sind so weit auch vorhanden, aber ich habe hier darauf verzichtet, um etwas mehr die Extreme auszuloten. Auch akademische Vergleiche mit dem Moog erspare ich mir. Deshalb nur als Randnotiz: Im harten Direktvergleich hüpft die Hüllkurve des Trigon-6 nicht ganz so sexy aus der Hüfte wie die meines Minimoog, A/B-Vergleiche erübrigen sich sowieso, da man sowieso kaum eine Angleichung bekommt. Der Envelope-Amount ist hier auch nicht so präzise regelbar wie beim vollanalogen Minimoog, der andererseits keine invertierten Hüllkurven und keinen Sync kennt. Damit ist es ein leichtes komplexe, perkussive Modulationen zu fahren, die aber auch gleichzeitig MIDI-tight sind.
Neuere Moog-Synths swingen auch nicht so sexy. OB-6 und Prophet-6 verhalten sich hinsichtlich der Hüllkurven ähnlich, wenn ich mich da recht entsinne. Solch eine Haarspalterei dürfte allerdings auch maximal im Studio relevant werden. Und das heben wir uns für einen richtigen Vergleich noch auf!
On stage – Sequential Trigon-6
Ich sehe den Sequential Trigon-6 vor allem auf der Bühne: knackig-fett klingend und gut spielbar, dabei aber schlank genug – eben die perfekte Ergänzung zum Stagepiano oder zur „charakterlosen“ Chamäleon-Workstation. Einen Minimoog mitzuschleppen macht wirklich keinen Spaß. Speichern und viele Preset-Speicherplätze sind auf der Bühne ebenfalls nützlich. Die Werkssounds sind dabei nicht schlecht, aber irgendwie über die 500 Presets sehr redundant und vor allem echt komisch sortiert.
Im Prinzip braucht man beim Minimoog gar keine Speicher, weil er so schnell zu bedienen ist. Aber hier gibt es eben deutlich mehr Möglichkeiten, geschmackvoll und ausgereift im Detail. Ganz im Gegensatz zu manchen Behringer-Produkten, bei denen oft etwas wesensfremde Features hinzugefügt werden. Ob man dafür das 10-fache ausgeben muss/kann, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wer es sich aber leisten kann, wird es sich immer wieder selbst danken. Das Ding will geritten werden und dafür muss man auch trainieren. Ein gutes Instrument hebt dabei die Laune!
Modern oder Reissue
Zumal: Die richtig dicken, aktuellen Vintage-Schiffe von Sequential sind leider an vielen Stellen nicht viel schlauer geworden, obwohl sie den Platz und die monetären Mittel dazu hätten. Wer den ersten richtigen Synthesizer sucht, ist hier meiner Meinung nach wirklich gut aufgehoben.
Der Trigon-6 kann auch alt klingen, aber noch besser Vintage mit moderner Produktion verbinden. Ein echter Allrounder, wie auch der OB-6 und der Prophet-6 – wobei ich diese noch “allroundiger” finde und den Trigon als klaren Lead und kein Beweirk sehe. Klassische Synth-Sounds klingen überzeugend „gritty“, nicht so glatt wie die neuen Moogs, aber auch nicht so übertrieben wollig wie der echte Minimoog. Dennoch: Ein Low-Cut wäre schon auch hier angebracht.
Der OB-6 ist erhabener und feingeistiger, mit vielen Schwebungen und satten Bass, ferner ist er flexibler mit seinen variablen Filtern und Wellenformen. Auch wenn das Filter zu ist, ist er offener, klarer. Der Trigon hat hingegen eine eher düstere Stimmung. Der Prophet-6 wiederum klingt immer wie ein Prophet-6 – logisch, aber so ist er steifer im modernen Kontext. Im klassischen Band-Kontext passt der Prophet-6 wiederum “immer” und meist ohne EQ schon wie der sprichwörtliche “Arsch auf Eimer”. Und das hat maßgeblich seinen Erfolg über die Jahre ausgemacht.
Dennoch: So fetten Single-OSCs Sound wie aus dem Prophet-5 Reissue holt man mit keinen der Drei, kann das aber wiederum mit den fetten Effekten kompensieren.
Sequential Trigon-6 Test: Wer zerrt denn da?
Wie bei allen Moogs mit Polyphonie wird Gain-Staging allerdings schon ein Thema und man muss aufpassen, sonst zerrt es schnell an Stellen, wo man es nicht unbedingt braucht. OSC-Volumes auf 12 Uhr und nicht voll auf, bekämpft das Problem aber weitestgehend.
Immerhin klingt die Kapitulation auch irgendwie cool und lässt sich ästhetisch sicherlich verwursten. Mit der wirklich guten, eingebauten Distortion kann es dann auch richtig Aggro-brutal oder kaputt klingen, wenn man will – ohne das man Druck verliert. Ganz im Gegenteil! So verrückt wie an den fetten Minimoog-Reglern kann man hier aber auch nicht herumreißen, also rein physisch-emotional …
Feature-Fetischisten finden im Folgenden eine kleine Übersicht der wichtigsten Hard-Facts, der Rest ist bei diesen drei Sequential Synths sonst soweit identisch. Ferner kann man den Trigon-6 auch als Revision 3 der Serie betrachten.
Sequential Trigon-6 – Das sind die Alternativen
Der hart umkämpfte Markt der Synthesizer bietet noch einige Mitbewerber zum Sequential Trigon-6 – sogar aus demselben Haus. Zwei davon, den Sequential OB-6 und den Sequential Prophet-6, stellen wir in dieser Tabelle kurz vor:
Features | Sequential Trigon-6 | Sequential OB-6 | Sequential Prophet-6 |
---|---|---|---|
VCOs | 3 OSCs, 3 Wellenformen, Mehrfachauswahl möglich | 2 OSCs + Sub, kont. var. Wellenformen | 2 OSCs + Sub, kont. var. Wellenformen |
Filter-Style | Moog-Ladder | Oberheim-SEM | Curtis-Chip (CEM) |
Filter-Typen | Lowpass 12/24 dB/Oct | Low-, High-, Band-Pass und Notch | High & Low-Pass |
Arp/Seq/Clock/FX | identisch | identisch | identisch |
Vintage-Mode | eigener Regler, sehr detailliert | via FW-Update | via FW-Update |
Polymod-Dest. | oscillator 1 frequency, oscillator 2 frequency, oscillator 3 frequency, oscillator 1 pulse width, oscillator 2 pulse width, filter cutoff, feedback amount | oscillator 1 frequency, oscillator 1 shape, oscillator 1 pulse width, filter cutoff, filter mode, normal to bandpass filter | oscillator 1 frequency, oscillator 1 shape, oscillator 1 pulse width, low-pass filter cutoff, high-pass filter cutoff |
LFO-Dest. | oscillator 1 frequency, oscillator 2 frequency, oscillator 3 frequency, oscillator 1 pulse width, oscillator 2 pulse width, oscillator 3 pulse width, filter cutoff, amp (VCA) | oscillator 1 frequency, oscillator 2 frequency, oscillator 1 and 2 pulse width, filter cutoff, filter mode, amp | oscillator 1 frequency, oscillator 2 frequency, oscillator 1 and 2 pulse width, low-pass filter cutoff, high-pass filter cutoff |
Preis | 3.798 € | 3.399 € | 3.499 € |
Bewertung im Test | 4,5/5 | 5/5 | 5/5 |
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Zwischengedanke zum Sequential Trigon-6 Test
Es gibt Synths und es gibt Synths. Die einen betrachten sie als Quell neuer Klänge, besonders crazy oder besonders teuer. Und dann gibt es die bodenständigen Musiker, die einfach nur einen fetten Synth für die Bühne brauchen, um flexibel Bandbreite an Sounds im Kontext der Band abzufeuern. Minimoog geht immer – aber er ist halt monophon und kann auch keine Presets speichern. Wie wäre es mit einen mehrstimmigen Minimoog im Bühnengewand?
Genau das hat sich Dave Smith in den 70er Jahren mit seinem Prophet-5 gedacht und genau das hat er sich auch beim Trigon-6 wohl wieder gedacht – nun noch viel näher mit Layout und den Filtern am Sound des Originals. Auch wenn der Prophet-5 durchaus an den Minimoog erinnert, ist sein Klang für Kenner etwas ganz anderes. Der Sequential Trigon-6 geht mit dem Ladder-Filter rougher auf Vintage-Spurensuche, bleibt im Kern aber immer noch ein Dave Smith Saubermann äh DSI äh Novation äh ADAM äh SEQUENTIAL Synth, jetzt aber!