Praxis
Sind einer oder mehrere Tracks ausgewählt, geht es los. Innerhalb weniger Sekunden wertet Pyro das Musikstück im Player aus, angezeigt mit Titel, Artist und einem Ausschnitt aus der Cover-Art und erzeugt ein Balkendiagramm, anhand dessen man Breaks im Song recht passabel erkennen kann.
Ferner ist es möglich, sich die BPM anzeigen zu lassen. Weitere Infos wie Tonart, Laufzeiten und dergleichen stehen nicht zur Verfügung. Von Beats und Grids ebenfalls keine Spur. Muss für eine Consumer-App auch nicht sein, in einer Pro-Version würde man es neben anderen Funktionen vielleicht erwarten. Mitunter dann auch eine Playlist Import/Exportfunktion mit Serato DJ, möglicherweise via Cloud. Aber nun zum eigentlichen Kern.
Laut Serato ist eine Menge Entwicklungsarbeit in die App und den Analyse-Code geflossen, um den richtigen Zeitpunkt für den perfekten Übergang zum nächsten Song zu finden und während ich diese Zeilen schreibe, wabern im Hintergrund bereits diverse 80s Chicago House Tracks durch den Raum und die Playlist, vorgeschlagen von Pyro und dann in die Queue befördert.
Pyro mixt in der Regel das Outro und Intro der Titel innerhalb eines etwa 15 Sekunden langen Übergangs zusammen, visuell erkennbar am Cover-Flow auf dem Bildschirm. Gefällt euch ein laufender Titel nicht oder ihr wollt den Übergang manuell einleiten, könnt auch auf den Transition-Knopf zum Einstarten des nächsten Mixes drücken oder den Titel direkt ins Deck ziehen. Wollt eine Passage überspringen, tippt ihr mit dem Finger an eine Stelle des Fortschrittbalkens und landet ohne viel Gerumpel nahe der anvisierten Position. Nah deshalb, weil sich die dünnen Balken nicht exakt treffen lassen.
Bei Straight-Forward produzierten Dance-Beats macht die App ihre Sache in der Regel ziemlich ordentlich. Ab und an haut sie mal daneben und wenn die Titelgeschwindigkeiten stärker voneinander abweichen, ist die Tempokorrektur, um auf Zielgeschwindigkeit zu gelangen (Bsp.: 120 zu 128 BPM: etwa 15 Sek. gleichmäßiger Tempoanstieg), nicht nur für das geschulte Ohr wahrnehmbar. Außerdem sind die maschinellen Empfehlungen selbstverständlich eine Frage des Geschmacks, besonders wenn man nicht die selbst gekauften Tracks aus der eigenen Library, sondern Spotify nutzt. Alles in allem hat sich Pyro, bei dem was ich bisher im Test gehört habe, allerdings keinen so dicken Klopper erlaubt, dass man damit nicht eine Runde joggen gehen, in der Kiezbar um die Ecke Hintergrundmusik laufen lassen, im Fitness-Studio den Ton angeben oder die Party in der Studentenbutze so lange befeuern könnte, bis genug Leute den Dancefloor besiedeln und sich einer hinter das DJ-Equipment stellt, um aufzulegen.
Auch beim Abend im Freundeskreis dürfte Pyro eine willkommene Lösung sein, denn so könnt ihr dann auch gleich mal – besonders wenn ihr online seit – das Smartphone an den Kollegen weiterreichen, damit er ein paar Nummern in die Warteliste schiebt. Und nicht nur hier macht sich das äußerst flüssige Feeling bei der Interaktion mit der App bemerkbar, denn jeder dürfte gleich damit klar kommen. Einträge in die Liste befördern, „raus aus der Liste“ swipen, verschieben und in den Player laden – das geht locker von der Hand und fühlt sich wie aus einem Guss an.
Nun ist aber nicht alles so leicht zu mixen wie EDM, House und dergleichen, folglich klingen nun andere Genres aus den Boxen. Ganz gleich ob 70s Liste, Broken Beats oder Roots, die App zieht sich kurz vor dem Ende meist mit einem flott abklingenden Echo aus der Affäre. Gangbar. Wenn es allzu Cross-Genre wird oder Balladen der Rock-Nummer folgen, wo sich das ineinander Blenden eurer Meinung nach partout nicht anbietet, könnt ihr die Mix-Funktion auch abschalten, resultierend in gut zwei Sekunden Pause zwischen den Titeln. Die klassische Playlist also.
Für dich ausgesucht
Eure zusammengestellten Abspielreihenfolgen lassen sich mit Namen versehen und abspeichern und stehen euch dann im Auswahlbildschirm zur Verfügung. Ebenso legt das Programm eine History bereits gelaufener Titel an. Hier würde der App ein Rating-System gut zu Gesicht stehen. Der Verlauf wird nach Datum sortiert, sodass ihr, falls erforderlich, darauf zurückgreifen könnt. Schade nur, dass kein Upload der Playlisten nach Spotify möglich ist. Auch dass offline gespeicherte Tracks gestreamt werden müssen, ist nicht das Gelbe vom Ei. Unterwegs ist es ärgerlich, diese Playlists mangels WLAN nicht nutzen zu können oder “Mobile Daten” zu verbrauchen.
Schade finde ich übrigens, dass Serato auch nach etlichen Jahren kein zweites Deck für die App parat hat, mit der man selbst mixen könnte und dass es keine Desktop-Version gibt.