Praxis
Möchte man die Delays in ihrem vollen Umfang nutzen, empfiehlt sich die Einbindung des Pedals in ein Stereo-Setup, mit dem wir auch starten wollen. Nutzt man das Delay allerdings wie die meisten Gitarristen im Live-Kontext, in Mono vor dem Amp oder im Einschleifweg des Amps, entfällt die Ping-Pong-Option.
Die Delay Modi im Detail
Hören wir uns als erstes alle acht Delay-Typen an. Ich starte dafür in der Digital-Delay-Abteilung und widme mich anschließend den Delays mit analogem Charakter. Sowohl der Modulationseffekt also auch die Sättigung bleiben vorerst deaktiviert. Tone- und Mix-Poti stehen auf 12 Uhr.
Wie man hört, kann das Andromeda mit einer wirklich erstklassigen Soundqualität punkten. Die Ping-Pong-Effekte verteilen sich sehr schön im Panorama und sorgen für ein breites Signal. Auch die Analog-Abteilung gefällt mir sehr gut und wirkt recht authentisch. Ich bin gespannt, welche abgedrehten Sounds sich im späteren Verlauf im Zusammenspiel der Reverse Delays mit den weiteren Delay-Effekten an Bord realisieren lassen.
Modulation und Saturation-Effekt
Bevor wir das Dynamic Expression Feature des Gerätes genauer beleuchten, werfen wir einen eingehenderen Blick auf den Klangcharakter der Modulation und des Saturation-Effekts. Ich drehe dafür beide Potis jeweils in fünf Stufen auf. Als Delay-Typ ist dabei das normale Digital Delay aktiviert.
Die Modulation kommt im Verlauf mit viel Tiefe und präsentiert ein ordentliches Eiern. Und auch der Saturation Effekt gibt sich recht zupackend und zeigt schon sehr früh die ersten deutlichen Verzerrungen, die sich ebenfalls im weiteren Verlauf tiefergehend und plastischer darstellen.
Das Dynamic Expression Feature
Ich aktiviere nun die Dynamic-Expression-Funktion und wähle den Modulationseffekt als Trigger. Ihr hört erst die Hard-Option, bei der der Effekt bei härterem Anschlag deutlicher reagiert. Danach gibt es das Ganze entgegengesetzt mit der Soft-Option.
In dieser Threshold Einstellung (12 Uhr) fällt der Unterschied – im Falle der Hard-Option – stärker aus. Dennoch gibt sich der Modulationseffekt im Soft-Modus bei weichem Anschlag mit hörbar mehr “Eierei” zu erkennen. Beide Optionen können, meines Erachtens, in der Praxis durchaus interessant sein.
Dieselbe Prozedur wiederhole ich nun mit dem Saturation-Effekt und wechsele dafür in die Analog-Delay-Abteilung.
Im Soft-Modus macht das Andromeda leider nicht so richtig, was es soll. Zwar erscheint es mir persönlich durchaus sinnvoller, den Saturation-Effekt bei härterem Anschlag in den Vordergrund zu stellen, dennoch wird vom Hersteller auch das Gegenteil angeboten. Wie man auf der Aufnahme hören kann, taucht nur beim ersten Anschlag eine dezente Verzerrung auf, die anschließend ausbleibt. Erst mit einer Einstellungsveränderung am Saturation-Poti ließ sich dieser Umstand reproduzieren. Ansonsten blieb der Effekt gänzlich aus.
Sollte dieses Problem nicht nur bei unserem Testmodell auftauchen, müsste der Hersteller hier noch einmal nachbessern. Ansonsten finde ich, wie schon erwähnt, die dynamische Kontrolle des Sättigungseffekts im Hard-Modus durchaus interessant.
Die dynamische Steuerung der Mix-Funktion beruht auf dem sogenannten Ducking-Effekt, bei dem wahlweise das Originalsignal oder das Effektsignal bei hoher Dynamik unterdrückt wird. Das hat zur Folge, dass das Originalsignal im Hard-Modus bei kräftigem Anschlag zurückgestellt wird. Im Soft-Modus wiederum wird das Delay-Signal bei kräftigen Spielweisen ausgeblendet, taucht allerdings, sobald man aufhört, mit einem leichten Fade In im Klangbild wieder auf. Hier denke ich muss man je nach musikalischer Situation entscheiden, ob diese Arbeitsweise passt.
Für dich ausgesucht
Die Presets und weitere Praxisbeispiele
Das Andromeda Delay bietet dem Spieler die Möglichkeit, seine favorisierten Sounds abzuspeichern, und hat zudem schon ab Werk viele Presets auf Lager, von denen wir uns im Folgenden zwei zu Gemüte führen wollen.
Los geht es mit dem Werkspreset 2A, das im Quick Start Guide auf den Namen “Mod Digital” hört und ein wirklich schönes Modulations-Delay bietet.
Möchte man das Delay gemeinsam mit einem verzerrten Röhrenamp nutzen, empfiehlt es sich, auf den Einschleifweg des Amps zurückzugreifen. Eine Maßnahme, die ich für die abschließenden Beispiele nutze und das Pedal im Einschleifweg meines Amps als einfaches Mono-Setup ins Geschehen einbinde, wie es in vielen Live-Situationen üblich ist.
Hören wir uns ein weiteres Werkspreset an. Hier wird laut Hersteller ein typisches analoges Eimerkettenspeicher-Delay abgebildet und damit auf die Analog-Delay-Abteilung des Pedals zurückgegriffen. Es bestätigt sich noch einmal mein anfänglicher Eindruck, dass die Analog-Delay-Abteilung sehr authentisch rüberkommt.
Zum Abschluss wollen wir uns noch drei weitere Beispiele zu Gemüte führen, bei denen ich die Einstellungen erneut selber gewählt habe. Ich muss sagen, dass mir die verschiedenen Delay-Signale – per Saturation und Modulation bearbeitet – wirklich sehr gut gefallen. Wenn gewünscht, lassen sich, wie in den folgenden Beispielen, sehr sphärische Sounds erzeugen. Mit dem Tone-Poti können die Delays zudem auch gut auf das jeweilige Amp/Gitarrensignal abgestimmt werden. Übrigens kann man die Delays mit der Freeze-Funktion nicht nur einfrieren, sondern sie können, im Fall des Analog-Delays, auch aufgeschaukelt und übersteuert werden, wie man im letzten Beispiel hört.
Mit dem Tap/Preset-Fußschalter gelangt man übrigens nicht nur in die verschiedenen Presets einer Preset-Bank, wie in der Bedienungsanleitung beschrieben. Hält man ihn länger gedrückt, deaktiviert man damit auch die Preset-Funktion. Das hat zur Folge, dass die aktuellen Einstellungen der Potis abgerufen werden und man nicht, wenn man einen eigenen Sound kreieren will, erst alle Potis betätigen muss, um die Einstellungen des jeweiligen Presets zu ändern.